JULIA COLLECTION Band 11
sich seit dem Tod ihrer Mutter sieben Jahre zuvor von ihrem Vater vernachlässigt gefühlt. Von Dennis hatte sie sich all die Liebe und Aufmerksamkeit erhofft, die ihr von ihrem Vater versagt geblieben waren. Aber Dennis hatte in ihr nichts weiter gesehen als einen Freifahrtschein in ein angenehmes Leben. Sobald ihm klar geworden war, dass die Heirat ihm keinerlei finanzielle Vorteile einbrachte und Frank sich selbst durch die Geburt seiner Enkeltochter nicht zu Großzügigkeit erweichen ließ, hatte Dennis das Weite gesucht und war lediglich sporadisch mit Tyree in Kontakt geblieben. Seit Sierras Erbschaft versuchte ihr Vater, ihr Leben wieder zu diktieren, und ihr Exmann wollte über Tyree an ihr Geld.
Als sie in Zekes Büro Platz genommen hatten, legte Sierra die Papiere auf den Schreibtisch und erläuterte die Berechnungen.
Der Banker lauschte aufmerksam, sah sich Blatt für Blatt an und wandte sich an Sam. „Haben Sie diese Kalkulation aufgestellt?“
„Ja. Es sind fundierte Zahlen, Zeke. Ich habe gründlich nachgeforscht.“
„Natürlich.“ Er studierte die Papiere noch einmal und bat dann per Gegensprechanlage einen Darlehensbearbeiter zu sich. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass Blumen so profitabel sein können. Sie haben einen ausgezeichneten Geschäftsplan aufgestellt. Wir werden die Angaben prüfen, und wenn sie sich als richtig erweisen, sehe ich kein Problem, zumal Sierra für Sie bürgt.“
Sie versteifte sich, doch kaum hatte sie den Mund geöffnet, als Sam entschieden entgegnete: „Sierra bürgt nicht für mich, Zeke. Ich habe Ihnen schon gesagt, dass wir Partner sind. Die ganze Sache ist ihre Idee, wie Sie sehr wohl wissen.“
Der alte Banker hatte den Anstand, sich zerknirscht zu geben. Er bemühte sich sogar, Sierra anzulächeln. Sie blickte den alten Chauvinisten von oben herab an und schenkte Sam ein dankbares Lächeln.
Sam fühlte sich hervorragend, als sie die Bank wieder verließen. Die Sonne schien, die Temperatur war angenehm mild, und auf dem neu eingerichteten Geschäftskonto der Firma S&S Farms war die erste beträchtliche Summe gutgeschrieben worden. Den Namen hatten sie sich spontan einfallen lassen und dabei gescherzt, wessen Initial an erster Stelle stand. Zeke hatte ihnen empfohlen, eine Eintragung ins Handelsregister vornehmen zu lassen, und sie wollten sich diesbezüglich mit ihrem Anwalt Corbett Johnson beraten. Die ganze Sache geriet ins Rollen.
Sam hatte ein gutes Gefühl dabei, und Sierras Lächeln nach zu urteilen, erging es ihr ebenso.
„Danke.“
„Wofür?“, hakte er erstaunt nach.
„Zeke Ontario hätte mir nie das Darlehen gegeben.“
Lässig zuckte Sam die Achseln. Ihm gefiel die herablassende Art nicht, in der Zeke sie behandelt hatte. Okay, sie hatte nicht unbedingt klug gehandelt, was ihr Haus anging, aber es hätte schlimmer sein können. Außerdem hielt er es für verständlich, dass eine allein erziehende Mutter ihr Zuhause unbedingt sichern wollte. Vielleicht hätte sie nicht so viel dafür ausgeben sollen, aber das Erbe musste ihr zu Kopf gestiegen sein. Außerdem hatte er ebenso viel oder sogar mehr für seine landwirtschaftlichen Geräte ausgegeben.
„Zeke ist ein anständiger Mensch, aber eben noch vom alten Schlag“, sagte er.
„Das heißt, dass Frauen für ihn an den Herd gehören.“
Sam schmunzelte. „So ungefähr. Aber er hat mir eine Chance gegeben, als ich es wirklich nötig hatte, und dafür bin ich ihm dankbar.“
„Ja, natürlich. Und ich bin es auch, da Sie jetzt mein Partner sind.“
Eifrig rieb er sich die Hände. „Ich kann es kaum erwarten, ans Werk zu gehen.“
„Wann wollen Sie denn anfangen zu pflügen oder was immer man als Erstes tun muss?“
Sam blickte in den strahlenden Winterhimmel und dann zu der ebenso strahlenden Frau an seiner Seite. „Jetzt erscheint mir der Zeitpunkt günstig.“
Sierra blieb abrupt stehen. „Sie meinen noch in dieser Minute?“
„Ich kann bis Einbruch der Dunkelheit eine Ladung Dünger und die meisten Geräte auf die Farm schaffen.“ Impulsiv tippte er ihr auf die Nasenspitze. „Wenn Sie morgen Abend nach Hause kommen, habe ich vielleicht den kleinen Acker gepflügt.“
„Ab dann ist es eine richtige Farm.“
„Genau.“
Sie lachte und hob die Hände, und einen aufregenden Moment lang glaubte er, sie würde ihn impulsiv umarmen. Doch dann ließ sie die Hände wieder sinken und lachte erneut. Er stimmte ein, und irgendwie schien die Sonne noch strahlender zu scheinen
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