JULIA COLLECTION Band 11
gehasst wie du. Aber weißt du was? Manchmal sind Eltern genau wie Kids. Sie werden auch sauer, und dann reden sie drauflos, ohne nachzudenken. Hinterher tut es ihnen meistens leid.“
Tyree blickte verstohlen zu Sierra und dann hinab auf ihre Hände. „Es tut mir weh, wenn sie streiten, und deshalb will ich nicht mit ihr reden.“
„Aber Eltern hören nicht auf, Eltern zu sein, auch wenn sie sich manchmal wie Kids benehmen, und deshalb dürfen Kids nicht respektlos sein, wenn sich ihre Eltern so verhalten.“ Er lachte, als sie trotzig die Lippen zusammenpresste. „So sind nun mal die Regeln, Napfkuchen.“ Aufmunternd fasste er ihr unter das Kinn, und sie seufzte abgrundtief.
„Honey, es tut mir leid.“ Sierra trat zu ihr. „Vielleicht kann dein Dad dich ja morgen Mittag zum Essen abholen. Okay?“
„Okay“, stimmte Tyree widerwillig zu. „Dann kann ich ihm auch sein Zeug geben.“
„Was für Zeug?“, hakte Sierra argwöhnisch nach.
Tyree sprang von dem Brett. „Er hat doch keinen Internetzugang. Warum soll ich ihm dann nicht helfen, was zu bestellen?“
„Weil er die Sachen nicht bezahlt.“
„Ja und? Er hat ja auch kein Geld, und wir haben ganz viel.“
„Aber was ist mit seinem Stolz?“, warf Sam diplomatisch ein. „Ein Mann hat seinen Stolz, weißt du, und der wird verletzt, wenn er sein kleines Mädchen für das Zeug bezahlen lässt.“ Als Tyree ihn rebellisch anschaute, fügte er hinzu: „Er sagt es dir wahrscheinlich nicht, weil er deine Gefühle nicht verletzen will, aber eigentlich tut es ihm weh. Verstehst du das?“
Tyree biss sich auf die Unterlippe und blickte zu Sierra. „Ich will ihn anrufen. Kann ich? Bitte!“
Sierra seufzte und nickte. „Sag ihm, dass er morgen kommen soll, okay?“
„Okay.“ Tyree wirbelte herum und lief eiligst zum Haus.
Sierra rieb sich die Stirn und begegnete Sams Blick. „Danke.“
Er zuckte die Achseln und wollte sich abwenden, aber er fühlte sich von ihr angezogen wie Eisenspäne von einem Magneten. Selbst in ausgeleiertem Sweater, Jeans und Turnschuhen sah sie sexy aus.
Sie trat etwas näher zu ihm. „Ich hätte mich von Dennis nicht aus der Reserve locken lassen dürfen, aber ihm liegt nichts an Tyree. Er denkt nur an sich selbst.“
Sam nickte. „Ich kenne ihn nicht, aber wenn er sich von einer Achtjährigen Zeug aus dem Internet kaufen lässt, kann er nicht so sein, wie er sein sollte.“
„Kaufen lässt? Er drängt sie dazu.“
Er konnte nicht umhin zu fragen: „Wozu hat ein Kid wie sie überhaupt einen Internetanschluss?“
Sierra versteifte sich. „Das Internet ist ein wertvolles Bildungsmittel. Ihre Freunde haben alle einen Zugang.“
„Ja und? Ich wette, die benutzen es nicht zum Einkaufen. Wozu richten Sie ihr solche Konten ein?“
„Für Bücher, herrje!“, rief Sierra aufgebracht. „Sie soll nur Bücher kaufen. Wir kriegen hier die brandneuen Kinderbücher nicht, weil es in dieser Stadt keine Buchhandlung gibt.“
„Auf diesen Websites kann man viel mehr als Bücher kaufen.“
„Ich weiß, aber bis ihr Vater wieder aufgetaucht ist, hat sie nichts anderes gekauft.“
Sam schüttelte den Kopf. „Kids sollten nicht diese Kaufkraft haben. Es erscheint mir ein bisschen übertrieben.“
„Vielleicht ist es das“, räumte Sierra reumütig ein.
Er hätte sich damit zufrieden geben sollen, aber nein, er musste ja unbedingt noch eins draufsetzen. „Wenn ich Sie wäre, würde ich den Zugang sperren lassen.“
„Tja, Sie sind aber nicht ich“, konterte sie heftig, „und ich werde meiner Tochter nicht ihr größtes Vergnügen versagen, nur weil man ihrem Vater nicht trauen kann. Außerdem hat heutzutage jeder Internet.“
„Nicht jeder. Kinder kommen sehr gut ohne aus.“
„Nennen Sie eins. Nur ein einziges.“
„Ich nenne Ihnen sogar zwei. Keli und Kim Jayce.“
„Oh.“ Zwei rote Flecken erschienen auf ihren Wangen. „Ich wusste nicht … ich habe nicht nachgedacht …“
„Wir finden die öffentliche Bibliothek sehr hilfreich. Vielleicht sollten Sie es mal probieren. Dort gibt es all die brandneuen Kinderbücher. Ich glaube nicht, dass meine Mädchen auch nur ein einziges versäumt haben.“
„Sam, es tut mir leid. Es war sehr rücksichtslos von mir.“
„Und meine Mädchen kaufen schon gar nicht irgendwelches Zeug im Internet. Sie können Tyree ja gleich eine Kreditkarte geben und sie auf ein Mega-Einkaufszentrum in Dallas loslassen.“
Sierra stemmte die Hände in die Hüften und
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