JULIA COLLECTION Band 11
starrte ihn finster an. „Hören Sie, ich habe mich dafür entschuldigt, dass ich gedankenlos war, aber das gibt Ihnen nicht das Recht, mir vorzuschreiben, wie ich meine Tochter erziehen soll.“
„Tja, jemand sollte es aber tun.“
„Mag sein, aber bestimmt kein Kid, das noch feucht hinter den Ohren ist.“
Kid. Die Bezeichnung tat weh. „Ich werde Ihnen zeigen, wer hier feucht hinter den Ohren ist“, murrte er und stürmte zu ihr.
Er wusste selbst nicht, was er zu tun im Begriff war, bis er nach ihr griff. Er wusste nur, dass der Mann in ihm sich ihr gegenüber behaupten musste, und das ging am Besten mit harten Bandagen. Er riss sie an sich und presste die Lippen auf ihre.
Zuerst standen sie wie erstarrt da. Dann explodierte förmlich etwas zwischen ihnen. Er presste die Hände auf ihren Rücken und spürte, wie sich ihre Brüste an seine Brust drückten. Als sie sich ihm entgegenreckte und die Arme um ihn schlang, erkannte er, dass sie ebenso erregt war wie er. Sie öffnete die Lippen, und er ließ die Zunge eindringen.
Wie viele Jahre sie auch trennten, es war in diesem Augenblick völlig unbedeutend. Sie waren einfach ein Mann und eine Frau, zwischen denen mit Lichtgeschwindigkeit ein wildes, heißes Verlangen entflammt war.
Ein Verlangen, das niemals gestillt werden durfte, wenn die Partnerschaft weiterhin bestehen sollte.
Sam stöhnte. Den Kuss zu beenden, erforderte eine ungeheure Willenskraft, aber er schaffte es. Einen Moment lang, nachdem er sich von ihr gelöst hatte, stand sie einfach da, als würde der Kuss weitergehen – das Gesicht erhoben, die Lippen geöffnet, die Augen geschlossen. Sie war das süßeste Ding, das er je gesehen hatte, und er begehrte sie so sehr, dass es ihn überwältigte. Aber ein Mann in seiner Position konnte nur eines tun: weggehen.
Also tat er es.
Als das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte, zuckte Sierra zusammen und starrte es entsetzt an. Was, wenn es Sam war? Seit jenem verheerenden Kuss hatte sie nicht gewagt, ihm unter die Augen zu treten. Sie konnte immer noch nicht fassen, was geschehen war. In einem Moment hatten sie gestritten und sich im nächsten in den Armen gelegen.
Danach war alles außer Kontrolle geraten. Als sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgekehrt war, hatte sie sich allein wieder gefunden. Sie fühlte sich immer noch total aufgewühlt und wagte nicht, sich auszumalen, was er von ihr denken mochte. Schließlich war sie die Reifere. Zumindest hätte sie es sein sollen. Momentan war sie sich da nicht so sicher. Würde eine reife Frau davor zurückschrecken, mit einem Mann zu sprechen, nur weil er sie geküsst hatte?
Sie nahm den Hörer ab und meldete sich betont geschäftsmäßig. „Sierra Carlton.“
„Sind Sie die Sierra Carlton, die mit Sam Jayce eine Partnerschaft eingegangen ist?“, fragte eine Frauenstimme.
Sierra wusste nicht recht, ob sie alarmiert oder erleichtert sein sollte. „Ja. Darf ich fragen, wer Sie sind?“
„Lana Houston. Ich betreue Sams Schwestern nach der Schule.“
„Oh. Gibt es ein Problem? Möchten Sie mir eine Nachricht für Sam geben?“
„Ich fürchte, es ist etwas komplizierter. Es hat einen Unfall gegeben.“
„Oh nein“, murmelte sie betroffen. War Sam etwas zugestoßen?
„Es ist nicht besonders ernst“, erklärte Lana Houston hastig. „Kim ist auf dem Schulhof hingefallen und muss genäht werden.“
Sierra atmete erleichtert auf, doch dann wurde ihr bewusst, dass sich ein kleines Mädchen, das Sam sehr ans Herz gewachsen war, verletzt hatte. „Wie kann ich helfen?“
„Ich brauche Sam hier in der Ambulanz. Der Arzt will Kim nicht behandeln, solange ihr gesetzlicher Vormund nicht da ist. Es geht wohl um die Krankenversicherung, die nicht vorhanden ist.“
Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als auch Sierra und Tyree sich keine Versicherung hatten leisten können, aber zumindest hatte Frank ihnen im Notfall unter die Arme greifen können. Sam hatte niemanden als sich selbst – und offensichtlich diese Lana Houston.
„Sam müsste eigentlich auf der Farm sein.“
„Ich habe versucht, da anzurufen, aber es meldet sich niemand.“
„Natürlich nicht. Er arbeitet draußen und kann das Telefon nicht hören. Hat er denn kein Handy?“
„Nein.“
„Ich fahre zu ihm.“
Lana Houston atmete erleichtert auf. „Oh, danke sehr. Ich will die Mädchen nicht allein lassen.“
„Es wird aber eine Weile dauern. Es sind fast sechs Meilen bis zur Farm, und ich weiß nicht, auf
Weitere Kostenlose Bücher