JULIA COLLECTION Band 11
fließend lesen konnten.
Mit Kim auf dem Arm blieb Sam in der Tür stehen und stellte überrascht fest: „Du bist ja noch hier.“
Sierra blickte ihn betont gleichgültig an. „Lana wurde von der Jugendfürsorge gerufen. Ich habe ihr versprochen, dass ich dich und die Kinder dorthin fahre, wohin ihr auch immer wollt.“
Er seufzte im Stillen. Er hatte gehofft, sie nicht mehr anzutreffen. Es war eine Sache, neben ihr im Auto zu sitzen, während er von Besorgnis gequält wurde, aber eine ganz andere, nachdem die Krise vorüber war. Er konnte nicht umhin zu bemerken, wie reizvoll Sierra aussah in türkisfarbener Hose und Kapuzenpullover. Locken umrahmten ihr hübsches Gesicht, das er im Geiste tausend Mal geküsst hatte, seit er ein Mal so dumm gewesen war, es wirklich zu tun.
„Da mein Truck auf der Farm steht“, sagte er, „sollten wir dorthin fahren.“
Sierra nickte und trat mit Keli hinaus auf den Korridor.
„Es tut fast gar nicht mehr weh“, sagte Kim zu Keli und deutete auf ihren Arm, der bandagiert war und in einer Schlinge ruhte. Sie kicherte. „Sam ist schlecht und schwindelig geworden. Aber ich glaube, er hat nur so getan, damit ich nicht merke, wie der Doktor mich mit der Nadel sticht.“
„Das stimmt ja gar nicht. Kim war viel tapferer als ich“, widersprach Sam. „So mutig, wie sie ist, hätte ich sie mit meiner Stopfnadel zusammenflicken können.“
„Nee, nicht wie du nähst!“, protestierte Kim lachend, während er sie zum Ausgang trug.
Keli gluckste und sagte zu Sierra: „Einmal hat er Kimmys blauen Plüschhund mit schwarzem Garn genäht. Das sieht richtig eklig aus.“
„Bluebell ist gar nicht eklig“, protestierte Kim.
„Nein, aber wie Sam näht“, scherzte Keli, und beide Mädchen kicherten.
Er gab sich beleidigt. „He, immerhin hat Bluebell seine Füllung nicht verloren.“
„Wir haben eine Schleife um die hässliche Naht gebunden“, erklärte Kim.
Sam blickte zu Sierra und sah ihre Augen vergnügt funkeln. Sein Herz schlug höher, aber das lag vermutlich nur an den Nachwirkungen der Panik, die Kims Verletzung in ihm ausgelöst hatte.
Er erlebte einen unangenehmen Augenblick beim Verlassen des Krankenhauses, als er erklären musste, dass er nur die Hälfte der Rechnung begleichen konnte und den Rest in Raten abzahlen musste. Zum Glück bekam Sierra nichts davon mit, denn sie war das Auto vom Parkplatz holen gegangen.
Als er mit den Zwillingen zum Ausgang ging, sagte Keli: „Miss Carlton ist echt nett. Sie hat eine Tochter. Die heißt Tyree.“
„Die kenne ich“, warf Kim ein. „Das ist das reiche Mädchen zwei Klassen über uns.“
Mit großen Augen hakte Keli nach: „Sind die echt reich?“
„Manche Leute könnten das denken“, murmelte Sam, als er Sierra in ihrem Luxuswagen vorfahren sah. „Aber es ist unhöflich, darüber zu reden. Verstanden?“
Beide Mädchen nickten.
Sam schnallte beide auf dem Rücksitz an, bevor er sich auf den Beifahrersitz setzte.
„Hast du was dagegen, wenn ich bei der Schule vorbeifahre und Tyree abhole?“, fragte Sierra. „Es ist noch ein bisschen früh, aber ich komme zu spät, wenn wir erst zur Farm fahren.“
„Kein Problem. Dann kann ich gleich nach Kims Hausaufgaben für die nächsten Tage fragen. Der Doktor hat gesagt, dass sie erst ab Montag wieder zur Schule gehen darf.“
„Ich soll dir von Lana ausrichten, dass Kim problemlos eine Weile bei ihr bleiben könnte.“ Sierra blickte in den Rückspiegel und sagte zu den Kindern: „Lana und Chet wollen ein Baby bei sich aufnehmen.“
„Ein Baby!“, schwärmte Kim.
„Oh, toll!“, rief Keli.
Sam schmunzelte. „Die beiden lieben Babys beinahe so sehr wie Lana, die alle Kinder liebt, aber ganz besonders die Babys. Einige von ihnen sind wirklich bedauernswert.“ Seufzend schüttelte er den Kopf.
„Hatte sie schon viele Pflegekinder?“
„Hunderte.“
„Man muss ein ganz besonderer Mensch sein, um Kinder in Pflege zu nehmen.“
„Besonders so, wie Lana und Chet es tun. Sie schließen jedes Kind wirklich ins Herz – und lassen es dann wieder gehen.“
„Ich weiß nicht, wie sie das schaffen.“
„Sie sind besondere Menschen, wie du gesagt hast. Der Himmel weiß, dass sie mein Leben in mehr als einer Hinsicht gerettet haben.“
„Wie meinst du das?“
Leise, damit die Kinder auf dem Rücksitz es nicht hörten, erklärte Sam: „Einerseits habe ich durch Chet eine ganz andere Art von Mann kennengelernt, als ich bis dahin kannte, nämlich
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