JULIA COLLECTION Band 11
„Das wusste ich.“
Sierra lächelte und drückte sie an sich. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte sie Grund, dankbar zu sein, dass Dennis Tyrees Vater war. Sie hätte es viel schlimmer treffen können.
Ihr Blick glitt zu dem Geschirr, das Sam in die Spüle gestellt hatte. Allerdings hätte sie es auch viel besser treffen können.
6. KAPITEL
„Heiliger Strohsack! Drei Supermodels!“
Die Mädchen kicherten über Sams erstaunten Ausruf. Tyree wedelte mit einem Ende der Federboa, die sie zu einem schwarzen trägerlosen „Abendkleid“ trug, das in Wirklichkeit ein langer Rock von Sierra war. Kim spitzte die kräftig pink geschminkten Lippen. Sie trug ein elfenbeinfarbenes seidiges Mieder, dessen Träger ihr fast bis zur Taille reichten, und dazu ihre eigene aufgekrempelte Wollhose und schwarze Highheels. Keli posierte mit einer Hand hinter dem Kopf und hoch in die Luft gereckter Nase. Sie hatte sich einen orangefarbenen Schal, der sich mit den leuchtend roten Schuhen biss, als Gürtel um eine blaue Satinbluse gebunden.
Sam saß auf dem Sofa in Sierras Wohnzimmer. Die Zwillinge kletterten auf seinen Schoß, und er küsste beide auf die Wange. Dann strich er Tyree, die ihm zu Füßen auf den Teppich sank, über das Haar. „Na, ihr habt wohl den Kleiderschrank deiner Mom total ausgeräumt, wie?“
„Nee, da ist noch jede Menge drin!“, entgegnete Tyree.
Sierra zuckte nur grinsend die Achseln.
Nun, er konnte ihr wohl nicht verdenken, dass sie wie die meisten Frauen großen Wert auf Kleidung legte. Er dagegen war es zufrieden, wenn er genügend Jeans, Hemden und Unterwäsche für eine Woche zum Wechseln besaß.
„Jetzt hört mir mal gut zu“, sagte er in gespieltem Ernst zu den Kindern. „Ich will nicht, dass ihr in diesem Aufzug aus dem Haus geht. Wenn euch irgendein Fotograf zu Gesicht kriegt, verfolgt er euch glatt, weil er euch für Stars hält.“
Kim verdrehte die Augen. Keli hielt sich kichernd die Hände vor den Mund. Tyree bemühte sich um eine würdevoll erwachsene Miene, konnte aber ein Grinsen nicht verbergen.
„Ich meine es ernst“, fuhr Sam fort. „Wenn ihr so nach draußen geht, wollen alle Jungs euch küssen, und das können wir mindestens die nächsten zehn Jahre lang nicht zulassen.“
„Ich bin schon mal geküsst worden“, eröffnete Kim.
Sam wusste natürlich genau, dass Jeremy McPherson sie mit fünf Jahren im Kindergarten geküsst hatte. Gelegentlich kam das Thema zur Sprache, und die Kinder fanden es überaus lustig. Diesmal tat er so, als hätte er den Vorfall vergessen. „Ach, wirklich? Dann wird es höchste Zeit, dass wir auf den Berg ziehen.“
„Auf was für einen Berg denn?“, wollte Tyree wissen.
„Ich habe mir einen Steilhang ausgesucht“, erklärte er. „Auf dem liegen ganz viele Felsbrocken, die ich auf die Jungs runterrollen kann, wenn sie was von euch wollen.“
„Das kannst du doch nicht tun!“
„Meinst du nicht?“ Sam seufzte schwer. „So ein Jammer. Dann muss ich euch wohl eines Tages mit Jungs ausgehen lassen. Aber erst, wenn ihr dreißig seid.“
Die Mädchen bogen sich vor Lachen.
„Nein. Mit vierzehn“, konterte Tyree.
„Mit sechzehn und keinen Tag früher“, beharrte er.
„Das Essen ist gleich fertig“, verkündete Sierra. „Geht euch schon mal die Hände waschen.“
Gehorsam standen die Mädchen auf und schlurften kichernd in den zu großen Schuhen hinaus.
Sam wollte sich ebenfalls waschen gehen, aber bevor er aufstehen konnte, setzte Sierra sich zu ihm auf die Couch. Sie trug einen Pullover mit ausgeschnittenen Schultern, eine knöchellange Hose, die ihre schlanken Kurven umschmiegte, und weiche Slipper. Die Kleidung veranlasste einen Mann unweigerlich zu Spekulationen darüber, was sich darunter befand. Um sich davon abzulenken, mied er es geflissentlich, ihren Körper anzusehen.
„Du gehst wundervoll mit den Mädchen um“, lobte sie.
„Das liegt nur daran, dass ich gern mit ihnen zusammen bin. Tyree eingeschlossen.“
„Das merkt man.“
„Ich muss dir danken, dass die Zwillinge so oft hier sein dürfen. Dadurch kann ich mehr Zeit mit ihnen verbringen, und es entlastet Lana.“
„Wir haben sie gern hier. Das weißt du doch. Tyree genießt es, dass sie die Älteste ist, aber in Wirklichkeit haben Keli und Kim einen positiven Einfluss auf sie. Sogar ihr Vater hat erwähnt, dass sie in letzter Zeit viel glücklicher wirkt.“
„Das ist schön, aber du sollst nicht glauben, dass du ständig für uns kochen
Weitere Kostenlose Bücher