JULIA COLLECTION Band 16
uns sollte es“, sagte sie zu niemandem im Besonderen und fügte lauter hinzu: „Wir können so nicht weitermachen.“
Er lächelte. „Gib mir nur fünf Minuten, und ich werde dich eines Besseren belehren.“
Daran zweifelte sie keine Sekunde, aber das war hier nicht der Punkt. „Connor, ich versuche, vernünftig zu sein.“
„Das brauchst du nicht.“ Er stellte das Radio aus, sodass plötzlich das Surren der Ventilatoren das einzige Geräusch im Raum war.
Emma wich Connors hitzigem Blick aus und sagte seufzend: „Gestern Nacht war nur ein Schnitzer.“
„Mehr als einer“, bemerkte er trocken.
Sie achtete nicht auf ihn. „Aber was wir heute gemacht haben, beweist, dass es außer Kontrolle zu geraten droht.“
Er nickte ernst. „Okay, ich gebe zu, dass es heute ein wenig außer Kontrolle …“
„Ja, ein wenig.“
Er schüttelte den Kopf, verschränkte die Arme vor der Brust und nahm unwillkürlich mit gespreizten Beinen Kampfstellung ein. Emma fragte sich insgeheim, gegen wen er wohl kämpfen wollte. Gegen sie oder sich selbst?
„Du musst wissen, dass ich nicht deswegen gekommen bin.“
Natürlich wusste sie das. Wer würde schließlich vorher planen, Sex auf einer Motorhaube zu haben? Sie seufzte wieder. „Ich weiß, es ist nur …“
„Ich bin gekommen, weil ich dich bei dir zu Hause nicht gefunden habe“, fuhr er fort. „Und übrigens …“ Er bedachte sie mit einem finsteren Blick. „Schließ gefälligst ab, wenn du allein hier bist, Emma.“
„Wie bitte?“
„Die Tür zur Werkstatt war unverschlossen. Jeder hätte einfach so hereinspazieren können, Himmel noch mal.“
„Was er ja auch getan hat“, bemerkte sie wütend.
„Ja, aber mich kennst du.“
„Das hatte ich einmal geglaubt.“
„Was soll das denn heißen?“, fragte er erstaunt.
Emma war froh über ihre Wut. Mit Wut wurde sie besser fertig als mit den anderen Gefühlen für Connor, was immer es auch für welche waren. „Das heißt, es ist meine Sache, ob ich meine Türen abschließe oder nicht.“
„Wer hat denn etwas anderes behauptet?“ Er ließ die Arme wieder sinken und starrte Emma verständnislos an.
„Du“, fuhr sie ihn an, und dieses Mal war sie es, die die Arme abweisend vor der Brust verschränkte. So war es schon besser. Mit einem Streit mit Connor würde sie schon fertig werden. Seine Zärtlichkeit war es, an die Emma nicht gewöhnt war und die ihr deswegen Angst einjagte. „Ich bin hier völlig sicher.“
Er betrachtete sie stirnrunzelnd. „Wahrscheinlich“, gab er kühl zu. „Aber es ist dumm, das Risiko einzugehen, Emma.“
„Ich bin nicht dumm, und du brauchst mir nicht zu sagen, was ich tun soll und was nicht.“
Er sah sie fassungslos an. „Ich habe nicht gesagt, dass du dumm bist.“
„Doch, das hast du. Gerade eben.“
„Ich sagte, es sei dumm, die Tür nicht abzuschließen.“
„Und da ich nicht abgeschlossen habe, bin ich dumm.“
„Was zum Teufel ist bloß los mit dir, Emma?“ Seine Stimme dröhnte wie die eines Bären, der gerade aus dem Winterschlaf erwacht und auf der Suche nach Nahrung ist.
Darauf konnte sie ihm keine Antwort geben. Ihre Gefühle waren ein einziges Durcheinander, ein Scherbenhaufen, an dem sie sich die Finger schneiden würde, wenn sie sich ihm zu früh näherte. Sie wusste nur, dass sie allein sein wollte, um endlich in aller Ruhe nachzudenken. Verzweifelt kämpfte sie gegen die ansteigende Panik an. „Es gefällt mir nicht, herumkommandiert zu werden.“
Er atmete tief ein, schluckte die Antwort, die ihm auf der Zunge lag, mühsam hinunter und hielt einen Moment inne, als würde er innerlich bis zehn zählen. Oder vielleicht auch zwanzig. Emma hätte ihm sagen können, dass das sowieso nicht viel half. Sie hatte es auch schon oft vergeblich ausprobiert.
Schließlich sagte er mit leiser Stimme: „Ich kommandiere dich nicht herum. Ich sage nur, dass ich mir Sorgen gemacht habe, als ich dich hier so verletzlich und …“
Sie fühlte sich wirklich sehr verletzlich, aber auf ganz andere Weise als Connor glaubte. Alles in ihr sehnte sich nach ihm, aber gleichzeitig wusste sie, dass sie ihn nicht haben konnte. Sie brauchte ihn so sehr, obwohl es gegen ihren Willen geschah. Sie liebte ihn und …
Emma hielt erschrocken den Atem an. Du liebe Güte! Sie wankte einen Schritt nach hinten und spürte, wie ihr alles Blut aus dem Gesicht wich. Ihr wurde schwindelig.
Sie liebte Connor Reilly.
Auf einmal hatte sie Mühe zu atmen, und mit einer
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