JULIA COLLECTION Band 16
Mann war ja auch aufregender, als die Polizei erlaubt. Jemand wie er durfte eigentlich nicht frei herumlaufen. Eine Gefahr für den Seelenfrieden jeder Frau, dachte Sally trocken.
„Der Tag sieht damit gleich viel besser aus“, sagte er dankbar.
Sie erwiderte sein Lächeln, wandte aber hastig den Blick ab. Aidan Reilly zu lange zu betrachten, störte ihre Konzentration erheblich. Und die brauchte sie bei dieser unmöglichen Höllenmaschine mit all ihren Knöpfen, Dampfventilen, Röhren und sonstigen Dingern, die sie nicht einmal benennen konnte. Während die Maschine vor sich hin zischte, riskierte Sally doch noch einen Blick auf Aidan und stellte fest, dass er jetzt an der Glastheke lehnte und sie aufmerksam beobachtete.
Seine Augen waren so blau wie das Meer. Man könnte in ihnen ertrinken, dachte sie träumerisch und fragte sich, wie viele Frauen wohl den Sprung hinein gewagt hatten.
„Und was hat Donna genau gesagt?“, wollte er wissen.
Sie räusperte sich. „Sie hat mir von der albernen Wette erzählt, die Sie und Ihre Brüder eingegangen sind.“
„Albern?“
„Absolut.“ Sie goss den Kaffee in den Becher, während sie weitersprach. „Sie hat mir gesagt, dass Sie Ihnen die Benutzung des Buchladens als eine Art entmilitarisierte Zone angeboten hat, und dass Sie ihr dafür versprochen haben, ein Schloss für die Kinder zu bauen.“
So hatte Donna es gestern Abend jedenfalls genannt.
„Aidan ist ein lieber Kerl“, hatte Donna gesagt, während sie die letzten Sachen der Kinder einpackte. „Aber er ist entschlossen, diese blöde Wette zu gewinnen. Also habe ich ihm angeboten, sich in seiner Freizeit im Laden aufzuhalten. Hier ist es ziemlich sicher für ihn, weil kaum unverheiratete Frauen herkommen.“
„Und wenn doch mal eine ohne Ehering hereinschneit, soll ich ihn vor ihr beschützen?“, hatte Sally gefragt.
„Ach, bitte, Sally.“ Donna musste lachen. „Er braucht keinen Beschützer. Er braucht nur einen Ort, wo er ohne Gefahr die restliche Zeit bis zum Ende der Wette verbringen kann.“
„Und warum bist du da so hilfsbereit?“
Donna hatte den Koffer geschlossen, dann aber eine Decke entdeckt, die mehr aus Löchern als aus Stoff zu bestehen schien, hatte geseufzt und den Koffer wieder aufgemacht, um die Lieblingsschmusedecke ihres Sohnes hineinzustopfen. Dann hatte sie sich auf das Bett gesetzt und Sally ruhig angesehen. „Weil er uns ein wunderbarer Freund gewesen ist, seit Tony nicht mehr da ist. Er kommt herüber, wenn ich ihn brauche, und repariert lauter Dinge im Haus. Er und Tony waren zusammen im Rekrutenlager und sind die besten Freunde. Aidan gehört zur Familie, verstehst du?“
Und deswegen stand Sally jetzt also vor einem Gott von einem Mann, der sie mit seinen blauen Augen tiefsinnig anblickte. Es war herrlich aufregend.
„Entmilitarisierte Zone, was?“, wiederholte er. „So kann man es auch nennen.“
Sie lächelte und reichte ihm den Becher. „Donna sagte mir, Sie werden sich während Ihrer freien Zeit hier verstecken, weil die meisten ihrer Kundinnen verheiratete Mütter sind und deswegen relativ ungefährlich für Sie.“
Er nahm einen Schluck Kaffee, hob beide Augenbrauen und nickte anerkennend. „Nicht schlecht.“
„Danke.“
„Ich würde es nur nicht verstecken nennen.“
„Wirklich? Und wie würden Sie es dann nennen?“
„Strategischen Rückzug.“
Sally lächelte. „Wie Sie meinen. Sie müssen also noch drei Wochen ohne Sex aushalten, um die Wette zu gewinnen.“
„So steht’s in etwa.“
Jetzt war sie an der Reihe, die Augenbrauen zu heben und vielsagend zu lächeln. Aidan brauchte einen Moment, um die Zweideutigkeit seiner Bemerkung zu erkennen, und lachte leise. Sie sah nicht nur umwerfend aus, sie war auch noch intelligent und besaß Humor. Normalerweise gefiel ihm das ausgezeichnet an einer Frau.
Aber jetzt handelte es sich nicht um eine normale Situation. Jetzt musste er stark bleiben, und wenn es darauf hinauslief, dass er Sally die nächsten Wochen ständig um sich haben würde, dann würde sein Leben nicht eben leichter werden.
Sie beobachtete ihn, immer noch mit einem leichten Lächeln um die Lippen. „In gewissem Sinn geht es hier wirklich um meine Standfestigkeit“, fügte er hinzu.
„Sicher“, erwiderte sie und kam hinter der Espressomaschine hervor. „Aber dieses Mal geht es doch wohl auch darum, wie wichtig Ihnen Ihr männliches Ego ist.“
Er folgte ihr, als sie zum Spieltisch der Kinder ging und ein wenig
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