JULIA COLLECTION Band 16
schaukelte der Korb träge in der Luft, als befänden sie sich auf einer Achterbahn. Monk bediente die Winde, bis der Korb die offene Ladeluke des Hubschraubers erreichte. Als er dicht genug war, packte Monk ihn und zog ihn an Bord.
„Alles okay?“, schrie er, um über dem Lärm hinweg gehört zu werden.
„Alles in Ordnung.“ Der Vater stieg aus und reichte seinem Sohn die Hand. „Vielen Dank, dass Sie gekommen sind und uns geholfen haben.“
Monk wickelte die beiden Männer in Decken, während Aidan zufrieden aus dem Korb kletterte und sich das Wasser aus dem Gesicht wischte. „Ist mir immer ein Vergnügen“, sagte er laut; er spürte immer noch, wie das Adrenalin durch sein Blut rauschte. „Was ist mit Ihrem Boot passiert?“
Der Mann schüttelte den Kopf und lehnte sich erschöpft zurück. „Das verdammte Ding fing plötzlich an zu lecken. Wir waren gerade erst damit fertig, über Funk Hilfe anzufordern, da sackte das Boot schon unter uns weg und rollte herum, und wir beide landeten im Wasser.“
„Ich mag keine Boote“, rief Monk niemandem im Besonderen zu, während er sich an einer der Schlaufen festhielt, die von der Decke des Hubschraubers herunterhingen. „Wenn Gott gewollt hätte, dass wir in und auf dem Wasser herumschwimmen, hätte er uns Schwimmhäute gegeben.“
Aidan lachte über den mürrischen Ton seines Freundes. Es stimmte, dass Monk Wasser hasste, umso seltsamer war es, dass er ausgerechnet bei den Rettungstauchern der Marines gelandet war. „Aber Fliegen ist okay, oder was?“, spottete er, obwohl er die Antwort auf seine Frage schon kannte. „Soviel ich sehen kann, haben wir auch keine Flügel.“
„Klar ist Fliegen okay. Vor allem ist es viel sicherer. Oder hast du irgendwann mal eine Flutwelle im Himmel gesehen?“
Während Vater und Sohn sich entspannten und den Flug genossen, lachte Aidan Monk aus und dachte, wie glücklich er sich doch schätzen konnte. Er durfte aus einem Hubschrauber ins Meer springen und wurde auch noch dafür bezahlt. Was konnte ein Mann sich mehr wünschen?
Am nächsten Nachmittag war Sally reif für eine Pause. Sie hatte die vergangenen paar Tage entweder im Buchladen oder in Donnas winzigem Häuschen verbracht. Sie kannte niemanden in der Stadt, abgesehen von Aidan Reilly, und den hatte sie seit dem vorigen Nachmittag, als er Hals über Kopf den Buchladen verlassen hatte, nicht mehr gesehen.
Und sie wollte ihn natürlich auch nicht sehen. Aber wenn man zu lange nur in der eigenen Gesellschaft war, hat man sehr viel Zeit zum Nachdenken. Was nicht immer gut ist. Andererseits bedeutete die Tatsache, dass sie allein in einer fremden Stadt war, natürlich nicht, dass sie nicht allein ausgehen und sich unter die Menschen mischen konnte. Und so kam es also, dass sie während ihrer Mittagspause auf der von Menschen wimmelnden Strandpromenade entlangspazierte und ohne besonderes Interesse in die Auslagen der Schaufenster blickte.
Jetzt sah sie ihre Idee, sich ein wenig von Baywater anzusehen, in einem etwas anderen Licht. Die Septembersonne brannte ohne Mitleid auf die Menschen herunter, die das Gefühl bekamen, dass selbst der Boden unter ihren Füßen immer heißer wurde. Selbst in knappem T-Shirt und Leinenshorts glaubte Sally, die Hitze nicht mehr lange ertragen zu können. Sie hob ihr Haar vom Nacken hoch und ließ die schwache Ozeanbrise über ihre erhitzte Haut streichen. Einen kurzen Augenblick lang spürte sie so etwas wie Erleichterung, aber der Moment war vorüber, bevor sie ihn richtig genießen konnte.
Um sie herum lachten und plauderten die Menschen. Die meisten sind natürlich Paare, dachte sie trocken. Oder bildete sie sich das nur immer wieder ein? Nein, sie wurde richtiggehend umzingelt von Liebespaaren, die sich an den Händen hielten und sich verträumt in die Augen sahen.
Sally erreichte die Ecke, blieb stehen und sah die Autos auf der Hauptstraße vorbeiströmen. Wobei „strömen“ natürlich subjektiv war. Sie bewegten sich zwar schneller fort, als Sally gehen konnte, aber für eine so kleine Stadt war der Verkehr wirklich eindrucksvoll. Als die Ampel auf Grün schaltete, überquerte Sally die Straße, um zum Kai und dem Meer zu gelangen. Je näher sie dem Wasser kam, desto frischer spürte sie die Meeresbrise auf ihrem Gesicht.
Alle möglichen Boote – von kleinen Sport-und Ruderbooten bis hin zu Miniyachten und riesigen Vergnügungsschiffen – waren am Kai angebunden und stießen sanft gegeneinander wie enge Freunde auf
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