JULIA COLLECTION Band 16
her.
Er war kaum zu diesem Entschluss gelangt, da klingelte das Handy, das er in seiner Gesäßtasche mit sich trug. Schnell holte er es heraus, sah sich die Nummer auf dem Display an und meldete sich, während er sich auf den Weg zum Hinterausgang machte.
„Mach, dass du rüberkommst, Junge. Wir müssen los.“ J.T., der Hubschrauberpilot, mit dem Aidan arbeitete, sprach hastig und atemlos. „Ein Sportboot ist in etwa fünf Meilen Entfernung vor Land gekentert.“
„Ich bin schon auf dem Weg.“ Augenblicklich war jeder Gedanke, der nichts mit seinem Einsatz zu tun hatte, vergessen.
Aidan beendete das Gespräch, steckte das Handy in die Tasche und ging mit langen Schritten auf den Ausgang zu. Ganz zum Schluss warf er noch einen Blick über die Schulter und sah, dass Sally ihm mit einem fragenden Ausdruck in den Augen nachschaute.
Noch ein Grund, sich von ihr fernzuhalten, sagte er sich, wandte sich endgültig ab und ging hinaus. Er gehörte nicht zu den Männern, die gern jeden ihrer Schritte erklärten. Das Leben war leichter, wenn man nur sich selbst Rechenschaft ablegen musste. Wenn er sich ab und zu einsam fühlte, schaffte er das Problem mit einem Besuch bei seinen Freunden oder einer willigen Frau, die nicht zu viel von ihm erwartete, aus der Welt.
Sally Evans war keine solche Frau. Sie würde sogar sehr viel von ihm erwarten. Und das sollte Aidan ja wohl genügen, um ihr nicht zu nahe zu kommen.
3. KAPITEL
Die Wellen schlugen über ihm zusammen.
In diesem einen Moment, als sein Kopf unter dem eisigen Wasser verschwand, fragte Aidan sich, wie auch sonst immer, ob das Meer ihn dieses Mal vielleicht nicht mehr freigeben würde – ob es ihn festhalten und in seine Tiefen hinabziehen würde, wo es kein Sonnenlicht gab und wo die Kälte genauso grausig war wie das Dunkel.
Aber genauso schnell wie der Gedanke erschien, verschwand er meist auch wieder, sodass Aidan konzentriert den Job erledigen konnte, für den er ausgebildet worden war. Er stieß sich aus der Tiefe an die Oberfläche des Wassers und schüttelte sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Aidan brauchte nur einen Moment, um sich zurechtzufinden. Wenige Meter zu seiner Linken entdeckte er das gekenterte Boot. Über ihm schwebte der Hubschrauber, der das ohnehin schon unruhige Meer noch mehr aufwühlte. Der Lärm war ohrenbetäubend. Aidan hob einen Arm, winkte Monk zu, der sich seitlich aus dem Hubschrauber lehnte, und schwamm auf das Boot und die beiden Männer zu, die auf dem umgedrehten Rumpf kauerten.
„Mann“, schrie der ältere der beiden, als Aidan näher gekommen war, „sind wir froh, euch Jungs zu sehen.“
Aidan lachte. Er hielt sich am Boot fest und sah zu den beiden Männern hoch. Es sah so aus, als wären sie Vater und Sohn, der Jüngere konnte kaum älter als siebzehn sein. Er wirkte sehr erschrocken und schien zu frieren, was unter den Umständen sicher verständlich war.
Aidan schlug auf das Boot. „Hättet ihr vielleicht gern eine Mitfahrgelegenheit?“
Der Hubschrauber kam näher und zog einen orangefarbenen Stahlkorb mit sich, der auf der Wasseroberfläche aufschlug und durch die Schaumkronen platschte.
„Darauf kannst du Gift nehmen, mein Junge“, rief der ältere Mann und klopfte seinem Sohn auf die Schulter. „Nimm Danny zuerst.“
Der Korb kam näher, und Aidan griff danach, während er weiter Wasser trat, um an der Oberfläche zu bleiben, und ständig welches ausspuckte, weil es ihm der Wind ins Gesicht peitschte. „Nicht nötig“, schrie er. „Der Korb ist groß genug. Wir passen alle hinein.“
Der Junge sah ein wenig skeptisch aus, was Aidan ihm nicht verübeln konnte. Aber trotz seiner Ängste gab sich der junge Mann einen Ruck und rutschte am Boot hinunter und ins Wasser. Aidan war darauf vorbereitet. Er packte einen Arm und zog Danny dichter an sich. Über Funk hörte er Monk sprechen.
„Mach ein bisschen zu, Reilly, okay?“
„Wir sind gleich so weit. Beruhige dich.“
„Mit wem reden Sie?“, rief der Junge, während er mit Aidans Hilfe in den Korb kletterte. Dann kroch er an das eine Ende und hielt sich krampfhaft am Haltegriff fest.
„Mit denen da oben!“, antwortete Aidan und wies himmelwärts zum Hubschrauber, dann wandte er sich an den Vater. „Los, Sie sind dran!“
Der Mann glitt ins Wasser und zog sich von dort ohne Schwierigkeiten in den Korb. Dann folgte Aidan ihm und schrie nach oben: „Bring uns nach Hause, J.T.!“
Während der Pilot sich schon auf den Rückflug machte,
Weitere Kostenlose Bücher