JULIA COLLECTION Band 16
Sachen für ihn mit nach Hause zu nehmen. Zweifellos machten sie in Gedanken schon Platz in dem offenen Wagen, in dem sie lächerlich verkleidet bei der Waffenparade am „Battle Color Day“ sitzen sollten. Aber Aidan war entschlossen, sich auf keinen Fall in aller Öffentlichkeit in einem Bastrock mit dazu passendem Kokosnuss-BH sehen zu lassen wie seine bedauernswerten Brüder, die ja leider die Wette verloren hatten. Was ihm keinesfalls passieren würde.
Er hatte im Gegenteil vor, in der allerersten Reihe zu sitzen und das Spektakel im Wissen um seine Überlegenheit in vollen Zügen zu genießen.
„Die zwei anderen Drittel der Drillinge?“
Er hob eine Augenbraue. „Donna scheint Ihnen ja alles erzählt zu haben, was es zu wissen gibt.“
„Nur das Wesentliche“, antwortete Sally und watete bis zu den Knöcheln ins Wasser hinein. „Sie hat allerdings nie Ihre Todessehnsucht erwähnt.“
Er lachte. „Todessehnsucht? Nur weil ich vom Pier gesprungen bin? Das war doch nicht viel mehr, als wollte man vom Sofa springen.“
„Und was ist mit den Felsen und den Sandbänken?“
Er machte eine wegwerfende Handbewegung und folgte ihr ins Wasser. „Vom vierten bis zum sechsten Stützbalken verläuft ein tiefer Graben. Wir springen schon seit unserer Kindheit von dieser Stelle ins Wasser.“
„Also waren Sie immer schon verrückt.“
„Ja, kann man so sagen.“
„Sind Sie hier aufgewachsen?“
„Donna hat also doch ein paar Einzelheiten ausgelassen.“
Sally lachte und zuckte mit den Achseln. „Da ist ja wieder Ihr übertrieben großes Selbstbewusstsein. Was immer Sie sich vorstellen mögen, Donna und ich haben Sie nicht des Langen und Breiten durchgekaut. Es gab tatsächlich wichtigere Gesprächsthemen, ob Sie’s glauben oder nicht.“
Er musste wieder lachen. Irgendetwas an ihrer Art, von einem Moment zum nächsten völlig die Stimmung zu ändern – mal gereizt, dann wütend und plötzlich amüsiert zu sein –, hatte eine unerklärliche Wirkung auf ihn. Was konnte das Interesse eines Mannes schneller wecken als eine unberechenbare Frau wie diese?
Ganz zu schweigen von ihrem Wahnsinnskörper, dachte er unwillkürlich. Es war nicht schwer gewesen, sie vom Pier aus auszumachen. Keine Frau hatte so appetitliche Rundungen wie sie, und ihr schulterlanges blondes Haar wehte in der Meeresbrise wie die Startflagge bei einem Autorennen. Es gab wahrscheinlich im Umkreis von einer Meile keinen Mann, dessen Motor nicht schon auf Hochtouren lief.
Ihm ging es jedenfalls so. Aidan unterdrückte den Gedanken hastig. Er war kein hormongeplagter Halbwüchsiger, der sich zum ersten Mal in seinem Leben vergafft hatte. Er hatte sich fest im Griff. Er konnte sich mit Sally unterhalten, ohne dass ihm die Augen aus dem Kopf fielen. Und das würde er sich und seinen Brüdern verdammt noch mal beweisen, die bestimmt neugierig vom Pier aus zusahen.
„Nun“, sagte er leichthin und kam ihr unmerklich etwas näher, während sie nebeneinander durch das Wasser wateten, „dann darf ich Sie vielleicht mit der Geschichte der Reilly-Brüder erfreuen.“
Sie lächelte. „Es ist also eine Komödie?“
„Unsere Geschichte? Aber natürlich.“ Er ließ den Blick auf dem Horizont ruhen.
Im Sonnenlicht glitzerte die Oberfläche des Meeres wie ein Diamant. Einige wenige Segelboote glitten in der Nähe der Küste mit vollen Segeln über die Wellen. Die Surfer ritten auf den kleineren Wellen bis zum Strand, und über allem kreischten die Möwen und tanzten auf dem Wind. Zwei Kinder jagten unablässig ins Wasser und sprangen wieder heraus, während ihre Eltern ihnen zuschauten, und ganz in der Nähe plärrte ein Radio Countrymusic in die Gegend.
„Wir sind nach Baywater gezogen, als wir dreizehn waren und Liam fünfzehn. Unser Dad war ein Marine, also waren wir bis zu dem Punkt so ziemlich überall auf der ganzen Welt gewesen.“ Er lächelte in Gedanken an die vielen Umzüge, und die Erinnerung daran stimmte ihn sehr viel fröhlicher als damals seine Mutter. „Wir haben in Deutschland gelebt, in Okinawa, in Kalifornien und sogar für eine Weile auf Hawaii.“
„Und all das, bevor Sie dreizehn waren?“
„Ja.“ Das Wasser war herrlich kühl, die Sonne heiß, und neben ihm stand eine umwerfend schöne Frau. Sehr viel besser konnte es eigentlich gar nicht mehr werden, dachte er. „Wie auch immer, als Dad nach Beaufort zur Luftwaffe versetzt wurde, folgten wir ihm natürlich wie immer. Mit ihm schien jeder Umzug ein kleines
Weitere Kostenlose Bücher