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JULIA COLLECTION Band 16

JULIA COLLECTION Band 16

Titel: JULIA COLLECTION Band 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAUREEN CHILD
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Kuss. Noch dichter drückte er sie an sich, und es war ihm immer noch nicht genug.
    Zu viele Wochen Enthaltsamkeit, sagte er sich insgeheim und löste den Mund von ihrem, um Luft zu holen und ihren Hals mit winzigen Küssen zu bedecken. Zu viele Wochen ohne eine Frau. Das ist alles. Nur eine ganz natürliche Entzugserscheinung.
    „Nein“, flüsterte er und fuhr mit der Zunge über ihre Haut, bis Sally erschauerte und sich an seine Schultern klammerte, als müsste sie sonst fallen. Nein, das war nicht alles. Es war nicht das erste Mal, dass er eine ganze Weile ohne Frauen hatte auskommen müssen und sich nach ihnen sehnte. Aber er hatte noch nie einen solch allumfassenden Hunger verspürt. Er wollte nicht nur irgendeine Frau. Er wollte Sally.
    „Aidan …“
    Er hörte sie kaum, so sehr rauschte das Blut in seinen Ohren. Sein Herz klopfte zum Zerbersten, und sein Atem kam laut und unregelmäßig.
    „Aidan, bitte …“
    Völlig benommen, wie ein Mann, der drei Tage lang ununterbrochen geschlafen hatte, hob Aidan den Kopf und sah sie an, ohne sie wirklich zu sehen. „Sally …“ Er berührte ihr Gesicht und fuhr mit den Fingern über ihre Wangen. Sally schloss die Augen und erschauerte.
    „Das ist nicht gut“, sagte sie schließlich so leise und atemlos, dass er sie kaum hören konnte.
    Er lachte. „Ich weiß nicht. Ich fand es eigentlich verdammt gut.“
    „Das meinte ich nicht“, sagte sie und löste sich von ihm.
    Er ließ die Hände sinken und ballte sie zu Fäusten, als könnte er sich nur so davon zurückhalten, Sally wieder in die Arme zu nehmen. Schon jetzt fehlte sie ihm, und er wollte sie wieder anfassen und küssen. Warnglocken läuteten in seinem Hinterkopf, aber Aidan achtete nicht auf sie. In diesem Moment hatte er nur Augen und Ohren für Sally.
    Von tief unten war das Rauschen des Ozeans zu hören und das Krachen der Wellen an die Küste. Auf der Straße fuhr ein einsames Auto vorbei und verschwand gleich darauf in der Dunkelheit. Hier am Rand der Klippe war der Wind eisig kalt und trieb Aidan und Sally aufeinander zu und gleichzeitig voneinander fort.
    „Hör zu, Aidan“, sagte sie und strich sich mit beiden Händen das Haar aus dem Gesicht. „Ich finde, das ist alles zu gefährlich.“
    Er nickte lächelnd. „Ein wenig Gefahr ist doch nicht schlecht. Es gibt unserem Leben die Würze.“
    Sally wandte sich ab und sah aufs Meer hinaus. „Es ist ein Glück, dass wir beide uns nicht vor fünf Jahren begegnet sind.“
    Er stellte sich neben sie und achtete nicht darauf, dass sie unwillkürlich vor ihm zurückwich. „Warum ausgerechnet vor fünf Jahren?“, fragte er interessiert.
    „Weil ich damals genauso gedacht habe wie du jetzt. Gefahr war damals so etwas wie ein Lebenselixier für mich.“
    „Ach ja?“ Er lächelte, sah aber, dass sie ernst wurde.
    Sie wandte den Blick von ihm ab, hielt sich am Geländer fest, das sie vor dem Abgrund schützte, und sagte: „Ja. Paragliding, Tiefseetauchen, Klettern …“
    „Ausgerechnet du hast das Risiko geliebt?“ Der Gedanke war aufregend, aber Aidan konnte es sich nicht wirklich vorstellen.
    „Das ist lange her.“
    „Klingt so, als hättest du viel Spaß gehabt.“
    „Habe ich wohl auch. Jedenfalls eine Zeit lang.“
    Aidan lehnte sich mit der Hüfte an das Geländer, verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete Sally nachdenklich. „Was hat sich geändert?“
    Sie beugte sich vor, als wollte sie dem Gespräch und Aidans Fragen entkommen. „Ich habe mich geändert.“
    „Schade.“
    Sie lächelte kurz. „Das dachte ich mir, dass du so reagieren würdest.“
    Er zuckte die Achseln. „Was soll falsch daran sein, das Leben in vollen Zügen zu genießen?“
    „Wahrscheinlich nichts“, antwortete sie leise. „Es sei denn, man genießt es nicht wirklich, sondern versucht nur, vor etwas davonzulaufen.“
    „Wovor?“
    Er wollte es wissen, obwohl er sich fragte, wie ihr Gespräch eine so ernste Wendung genommen hatte. Noch vor einer Minute hatte er sie in seinen Armen gehalten und geküsst, hatte das Beben ihres Körpers gespürt und ihre Seufzer gehört. Und jetzt stand sie zwar nur wenige Zentimeter von ihm entfernt, aber es kam ihm vor, als wäre sie meilenweit fort.
    „Vor dem Leben?“ Es war eher eine Frage als eine Antwort. Sally sah plötzlich unglücklich aus, und selbst im schwachen Licht des Mondes, der fast ganz hinter einer Wolke verschwand, sah Aidan die Trauer in ihren Augen. Sein erster Impuls war, die Arme

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