JULIA COLLECTION Band 16
klammheimlich wieder heraus, um ihr unter keinen Umständen zu begegnen. „Habe ich eine andere Wahl?“, fragte sie laut, um in der unheimlich stillen Wohnung wenigstens ihre Stimme zu hören. „Wohl kaum.“
Sie schlug ein Bein über das andere, nahm es wieder herunter und streckte die Beine aus. Ihr Magen schien ein einziger schwerer Knoten zu sein. Sie war so angespannt, dass der winzigste Laut genügte, um sie zusammenzucken zu lassen.
„Wie albern“, sagte sie sich. „Es ist doch Brian. Wir waren schließlich verheiratet, du meine Güte. Es ist ja nicht so, als hätten wir noch nie …“ Ihre Stimme brach, denn sie musste an früher denken, an die Zeit, als sie und Brian gerade geheiratet hatten und sich so sehr liebten, dass sie es kaum ertrugen, voneinander getrennt zu sein. Danach folgten lange Jahre der Einsamkeit und der Leere. Als sie an ihren Trick mit dem Fernseher dachte und was sich daraus entwickelt hatte, zog ihr Magen sich wieder zusammen – aber dieses Mal vor Sehnsucht und Verlangen.
Brian hatte sie früher immer zur Ekstase gebracht wie kein anderer Mann vor oder nach ihm, und das, ohne viel dafür tun zu müssen. Sie hatte tiefe Befriedigung in seinen Armen gefunden, aber es war ihr immer wie ein Vorgeschmack auf etwas noch Größeres vorgekommen. Etwas, das ihr jetzt sogar noch mehr fehlte als vorher. Sie wollte mehr von ihm. Sie wollte wieder seine Hände auf ihrem Körper spüren, wollte wissen, dass er in Gedanken bei ihr war. Und sie wollte ein Baby von ihm.
Tina horchte auf, als ein leises Geräusch an ihr Ohr drang. Jemand hatte die Wohnungstür geöffnet.
Sie stand auf und strich sich nervös über das Badetuch, das sie über ihrer Brust verknotet hatte. Es reichte ihr knapp bis auf die Oberschenkel. Um sich zu beruhigen, atmete sie ein paar Mal tief durch, öffnete dann die Badezimmertür und trat hinaus.
Brian sah sie fassungslos mit offenem Mund an.
Tina lächelte. „Überraschung.“
7. KAPITEL
Brian brachte kein Wort heraus. Er konnte Tina nur anstarren.
Während der Fahrt vom Restaurant zu seiner Wohnung hatte er die ganze Zeit an sie denken müssen. Liams Worte hatten ihn zutiefst aufgewühlt, und nach langem Grübeln fragte er sich, ob sein Bruder nicht tatsächlich recht hatte. Wenn das der Fall sein sollte, dann würde es bedeuten, dass Tina und er fünf Jahre ihres Lebens vergeudet hatten. Also durfte Liam nicht recht haben.
Und das hat er auch nicht, sagte Brian sich. Sein Bruder begriff nicht, dass die Scheidung sein musste, um Tina zu beschützen und ihr Jahre der Qual zu ersparen.
Natürlich bedauerte er, dass er sie hatte gehen lassen, und zwar niemals mehr als in diesem Augenblick.
Das altmodische Ticken der Wanduhr klang unnatürlich laut in der Stille und kam sehr viel regelmäßiger als das Schlagen seines aufgeregten Herzens. Mondlicht drang ins dunkle Zimmer und erfüllte es mit einem seltsam unheimlichen, silbrigen Licht. Die Umrisse von Tinas Gestalt zeichneten sich vor dem Licht aus dem Badezimmer ab, als wäre sie von einer Art Heiligenschein umgeben, und es ließ sie unwirklich erscheinen.
Aber er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass sie nur allzu echt war.
Er wusste, er war verloren.
Jede Faser seines Körpers schien sich anzuspannen. Er hatte das Gefühl, als hätte er sich in seinem Jet angeschnallt, bereit zum Start, bereit für den Druck, den das Brüllen der Maschinen in seinen Ohren erzeugte, bereit für den plötzlichen Ruck beim Abheben vom Boden. Sein Adrenalinspiegel stieg abrupt an, das Blut rauschte ihm in den Ohren.
Tina sagte etwas zu ihm, und er musste sich zusammenreißen, um sich auf ihre Worte konzentrieren zu können.
„… habe ich mich nach meiner Dusche irgendwie aus dem Haus ausgesperrt …“
Er hob eine Hand, damit sie schwieg. „Du bist nur im Badetuch aus dem Haus gegangen?“, fragte er heiser und räusperte sich ärgerlich.
Sie lächelte ungerührt. „Wieso, ich bin doch angezogen“, sagte sie. „Man kann nichts sehen. Und ich bin ja schließlich nicht die Hauptstraße entlangspaziert. Außerdem ist es ein großes Badetuch.“
Nicht groß genug, dachte Brian kläglich. Sie sah wunderschön aus, zum Anbeißen. Sie war unwiderstehlich. Er fand keine Worte, um das zu beschreiben, was er empfand. Ihr dunkles lockiges Haar fiel ihr bis auf die Schultern, und ihre dunklen Augen strahlten erwartungsvoll und in einem Verlangen, das er nur allzu gut kannte und von ganzem Herzen nachempfinden konnte. Es
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