JULIA COLLECTION Band 16
weitem zu betrachten.
Was für ein Dummkopf er doch war.
Es war so dumm gewesen, die Kontrolle über sich zu verlieren. Dabei wusste er nicht einmal mehr, wie es dazu gekommen war. Er erinnerte sich nur noch daran, dass er Tina plötzlich in seinen Armen gehalten hatte, an ihre leisen Seufzer, an ihre wundervolle Reaktion auf ihn und seinen Körper, die ihm so sehr gefehlt hatte.
„Wann wirst du es endlich zugeben?“
Brian wurde unsanft aus seinen Gedanken gerissen, die sich wieder einmal nur auf Tina konzentriert hatten, und sah Aidan, der ihm gegenüber am Tisch saß, vorwurfsvoll an. „Was soll ich zugeben?“
Aidan lächelte spöttisch und stieß Liam vielsagend mit dem Ellbogen in die Seite. „Hast du das gehört?“, fragte er. „Er will nicht einmal uns gegenüber zugeben, dass Tina ihm noch immer unter die Haut geht.“
„Das tut sie gar nicht“, log Brian, ohne deswegen ein besonders schlechtes Gewissen zu haben. Was zwischen ihm und Tina war, ging niemanden etwas an, nicht einmal seine Brüder.
„Alles klar“, sagte Connor neben ihm und stopfte sich eine Hand voll Tortillachips in den Mund. „Du gehst nur deswegen nicht nach Hause“, fuhr er kauend fort, „weil du die Hunde hasst.“
„Ich hasse die Hunde ja auch“, betonte Brian, als würde das alles erklären.
„Das mag ja sein“, warf Liam ein, „aber das hat dich noch nie davon abgehalten, nach Hause zu gehen.“
„Na schön.“ Brian warf die Hände übertrieben dramatisch in die Höhe und griff dann nach seinem Bier. Nachdem er einen großen Schluck genommen hatte, sagte er: „Ihr habt gewonnen, Jungs. Tina macht mich wahnsinnig. Seid ihr jetzt zufrieden?“
Seine Brüder lächelten sogar äußerst zufrieden und nickten. Brian wich ihren Blicken aus und betrachtete lieber die anderen dicht besetzten Tische im Lighthouse . Das Restaurant war immer gut besucht von Familien mit Kindern in jedem Alter. Er sah Eltern und Großeltern. Bisher hatte er ihnen nie besondere Beachtung geschenkt. Vielleicht deswegen, weil es ihm zu sehr wehtat, glückliche Familien um sich zu sehen, während seine eigene Ehe nicht mehr bestand.
Aus irgendeinem Grund fielen ihm in den letzten Tagen ständig Familien auf, fremde und seine Freunde mit ihren Kindern, die Familien der anderen Marines. Er fragte sich, ob Tina und er inzwischen Kinder hätten, wenn sie nicht geschieden worden wären. Aber gleich darauf sagte er sich, dass er ihr und sich sehr viel Herzweh erspart hatte, indem er alles beendet hatte. Wenn sie nun Kinder gehabt hätten und sich dann erst hätten scheiden lassen? Wie viel schlimmer wäre es für alle gewesen. Besonders die Kinder hätten darunter leiden müssen.
Er bemerkte ein kleines Mädchen, das nicht älter als zwei oder drei Jahre sein konnte. Es hatte dunkles, lockiges Haar und große braune Augen und sah genauso aus, wie Brian sich eine Tochter von sich und Tina vorstellte. Sie ist wunderschön, dachte er ein wenig wehmütig. Gleichzeitig beschloss er, sich dieses quälende Bedauern, das er tief in seinem Innern spürte, vor niemandem anmerken zu lassen.
„Ich weiß nicht, wie es euch geht“, sagte Aidan, „aber es freut mich wirklich sehr, das zu hören.“
„Mich auch“, sagte Connor. „Gut zu wissen, dass ich nicht der Einzige bin, der hier leiden muss.“
„Ihr Jungs könnt wirklich nichts vertragen“, bemerkte Liam mit einem spöttischen Lächeln.
„He“, verteidigte sich Connor, „du hast immerhin ein paar Jahre Zeit gehabt, um dich an einen Zustand ohne Frauen zu gewöhnen. Wir sind noch neu darin. Gott sei Dank, kann ich da nur sagen.“
„Und nicht für sehr lange“, warf Aidan ein. „Jedenfalls einer von uns ganz bestimmt nicht mehr lange“, fügte er mit einem bedeutungsvollen Blick auf Brian hinzu.
Brian ärgerte sich über das Gerede seiner Brüder. Die Lage war zwar tatsächlich unangenehmer, als er befürchtet hatte, und er war neulich Nacht kurz davor gewesen, das Handtuch zu werfen und damit die Wette zu verlieren, aber er war stark geblieben und hatte im letzten Moment noch die Flucht ergriffen.
Seitdem stand er Höllenqualen aus.
„Macht euch um mich keine Sorgen“, sagte er gereizt. „Mir geht es sehr gut.“
„Klar doch. Deswegen sitzt du hier bei uns und bist nicht in deiner Wohnung.“
Brian achtete einfach nicht auf Connor, sondern sah seinen ältesten Bruder an. „Dir macht das Ganze bestimmt viel Spaß, was?“
„Genau“, meinte Liam seelenruhig. „Weißt
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