JULIA COLLECTION Band 16
du, vielleicht gibt es einen Grund, weshalb Tina hergekommen ist.“
„Sicher. Schicksal, nicht wahr?“, sagte Brian sarkastisch.
„Wäre das denn so erstaunlich?“
„Ja, das wäre es, weil ich nicht an das Schicksal glaube“, erwiderte Brian barsch. „Es sind unsere Entscheidungen, die unser Leben bestimmen.“
Aidan und Connor wechselten einen Blick und zuckten die Achseln. Sie hielten aber den Mund und hörten zu. Ein Gespräch in dieser Art fand nicht zum ersten Mal statt.
„Und wenn du die falschen Entscheidungen triffst?“, fragte Liam.
„Dann zahlst du dafür.“
„So, wie du es jetzt auch tust?“ Liam ließ nicht locker.
„Wer sagt das denn?“ Brian merkte, dass er ein wenig zu laut geworden war und senkte den Kopf, als eine Frau vom Nebentisch ihm einen verwunderten Blick zuwarf. „Verdammt, Liam, Tina hat nichts mit unserer Wette zu tun.“
„Ich rede hier nicht von der verflixten Wette, Brian“, sagte sein Bruder leise, als wären sie beide allein am Tisch. „Ich rede davon, dass du Tina fortgeschickt hast.“
„Diese Geschichte ist schon lange erledigt.“ Brian sah Liam nicht an, sondern starrte auf seine Bierflasche und zupfte an den Rändern des Etiketts.
„Ach ja?“ Liam seufzte. „Da bin ich mir nicht so sicher. Wenn es wirklich vorbei wäre, würdest du dann nicht seelenruhig nach Hause gehen?“
Brian warf ihm einen finsteren Blick zu und fixierte dann Aidan und Connor mit einem ähnlich strengen Blick. Beide taten unschuldig und unbeteiligt.
Brian wurde die Situation zu unangenehm. Er holte seine Brieftasche hervor, legte einen Geldschein auf den Tisch und stand auf. „Ich halte mich zu ihrem eigenen Besten von Tina fern“, sagte er zu Liam, „wenn du unbedingt wissen musst, was los ist.“
„Okay.“ Liam nickte liebenswürdig. „Das kauf ich dir sogar ab, wenn du es selbst auch glaubst.“
„Was soll das heißen?“
„Ich denke, das weißt du genau, Brian. Du willst es nur nicht zugeben.“
„Ich erinnere mich nicht, dass ich dich um deinen Rat gebeten hätte, Hochwürden“, fuhr Brian ihn an.
„Da hast du natürlich recht“, gab Liam zu, aber sein Lächeln vertiefte sich, womit er deutlich zeigte, dass die Wut seines Bruders ihn nicht störte. „Kriegst du trotzdem völlig gratis.“ Er beugte sich vor, legte die Unterarme auf den Tisch und sah Brian ruhig an. „Du gehst Tina nicht ihr zuliebe aus dem Weg, Brian. Du tust es dir zuliebe. Du versteckst dich vor ihr, weil du dir nicht eingestehen willst, dass du sie nie hättest wegschicken dürfen.“
„Blöds…“
„Ah“, meinte Liam amüsiert, „was für ein intelligentes, wohldurchdachtes Argument.“
Brian presste die Lippen zusammen, wühlte in seinen Taschen nach dem Autoschlüssel und bedachte seine Brüder mit einem letzten feurigen Blick. „Ihr macht mich sogar noch verrückter als Tina!“ Er ging mit langen Schritten davon.
Nachdem er seinem Bruder eine Weile nachgesehen hatte, hob Aidan die Hand und machte der Kellnerin ein Zeichen, ihnen noch eine Runde Bier zu bringen. Dann sah er Connor und Liam an. „Brian ist erledigt“, sagte er mit einem zufriedenen Lächeln.
„Oh ja“, stimmte Connor zu, „der kann einpacken.“
„Darauf trinke ich.“ Liam hob seine Flasche. „Einen Toast auf Brian. Möge Tina ihn erst eine Weile leiden lassen, bevor sie ihn zurücknimmt.“
„Amen.“
Tina saß auf dem Rand der Badewanne, nur in ein Badetuch gewickelt, und dachte darüber nach, dass sie genau aus diesem Grund wieder nach Hause gekommen war. Seit sie in der Stadt war, hatte sie jeden Tag auf die gleiche Weise begonnen – indem sie ihre Temperatur gemessen hatte. Und jeden Tag hatte sie sich gefragt, ob das der beste Zeitpunkt für eine Empfängnis war oder nicht. Und jedes Mal, wenn die Temperatur nicht perfekt war, hatte sie eine Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung empfunden.
Bis heute.
Sie atmete tief ein und ließ den Atem langsam wieder entweichen. Sie war mehr als nervös, aber sie war zu allem entschlossen und unterdrückte ihre Angst. Die Temperatur war richtig, jetzt war der Zeitpunkt gekommen. Wenn sie ihren Plan in die Tat umsetzen wollte, dann würde es so schnell keinen günstigeren Moment geben.
Sie war ein wenig nervös, wegen des Hinterhalts, in den sie Brian gezwungenermaßen locken wollte, auch wenn es ein romantischer war. Aber was blieb ihr anderes übrig? Brian schlich abends unauffällig in seine Wohnung und kam morgens genauso
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