JULIA COLLECTION Band 16
nicht von ihr erwarten, dass sie ihre Sachen packte und ihm ans andere Ende des Landes folgte und manchmal sogar ans andere Ende der Welt, wo immer ihn seine Aufträge hinführten. Es wäre einfach zu viel von ihr verlangt, monatelang allein zu sein, wenn er im Einsatz war. Er war davon überzeugt gewesen, dass es nicht richtig war, sie in ihrer Ehe festzuhalten, da immer die Möglichkeit bestand, dass sie ihren Mann in einem Einsatz verlor.
Deshalb hatte er sie gehen lassen. Um ihretwillen. Es hatte ihn große Überwindung gekostet, Tina fortzuschicken, und seitdem hatte er sich leer und unglücklich gefühlt. Und jetzt, da Tina wieder hier war, spürte er diese Leere nur noch deutlicher. Sie war wie eine scharfe Klinge, die seine Seele und sein Herz in Stücke schnitt.
Sie wollte ein Baby haben. Sein Baby. Und jetzt fragte Brian sich, ob er vor fünf Jahren nicht doch einen Fehler gemacht hatte. War er wirklich ein Blödmann, wie Liam behauptete?
10. KAPITEL
Zwei Tage später grübelte Brian immer noch. Er kam einfach zu keinem Ergebnis. Es war ihm gelungen, Tina aus dem Weg zu gehen, aber das konnte nicht ewig so bleiben. Seine Exfrau ließ sich nicht so einfach ignorieren. Er erinnerte sich lächelnd an die vergangene Nacht, als Tina die Treppe zu seiner Wohnung heraufgekommen war und mit lauter Stimme verlangt hatte, dass er die Tür öffnete und gefälligst mit ihr redete.
Natürlich hatte er nichts dergleichen getan. Er hatte ihr ziemlich unwirsch durch die geschlossene Tür hindurch gesagt, sie solle gehen. Schließlich hatte sie ihm den Gefallen getan. Aber Brian wusste, dass dieser Waffenstillstand nicht lange anhalten würde.
Er bog in die Auffahrt ein und sah sich hastig um, um festzustellen, ob die Luft rein war. Gott, wie tief bin ich gesunken, ging es ihm dabei durch den Kopf. Ein Mann wie er, ein kräftiger, furchtloser Marine, der sich wie ein Dieb in seine Wohnung schlich, um einer schwachen kleinen Frau auszuweichen.
Es dämmerte bereits, und die Luft war ein wenig kühler, denn ein schwacher Windhauch drang vom Ozean ins Landesinnere. Der unverwechselbare Geruch nach Gegrilltem kam aus den Gärten der Nachbarschaft, und einige Kinder spielten Baseball mitten auf der Straße. Ein ganz normaler Sommerabend also. Warum war er dann so nervös und angespannt, als müsste er sich auf einen seiner Kampfeinsätze vorbereiten?
Die Antwort auf diese Frage öffnete die Tür und trat auf die Veranda hinaus. Die zwei Hunde folgten ihr dicht auf den Fersen und jagten kläffend die Verandatreppe hinunter und quer über die Auffahrt auf ihn zu. Offenbar waren sie entschlossen, sich den kläglichen Rest vorzunehmen, der noch von ihm übrig sein würde, wenn Tina erst mal mit ihm fertig war.
Der Ausdruck grimmiger Entschlossenheit auf ihrem Gesicht, als sie jetzt auf ihn zukam, ließ keinen Zweifel an seinem Schicksal. Sah ganz so aus, als wäre seine Gnadenfrist vorüber. Brian spielte kurz mit dem Gedanken, den Motor wieder anzulassen und davonzubrausen, aber das würde dann doch zu sehr nach Flucht aussehen. Also unterdrückte er seinen Impuls, nahm allen Mut zusammen und stieg aus.
Auf der Straße johlten und lachten Kinder beim Spiel, über die Auffahrt kamen Muffin und Peaches auf ihn zugerast. Resigniert machte Brian sich darauf gefasst, von ihnen wie ein riesiges Kauspielzeug behandelt zu werden.
Eins der Kinder verfehlte den Ball. Er flog an Brian vorbei, landete auf der Auffahrt und rollte auf ein Blumenbeet zu. Peaches änderte sofort die Richtung und hielt auf den Ball zu, als wäre er eine Gazelle und sie, Peaches, eine mächtige Löwin. Ihre kleinen Pfoten flogen nur so durch die Luft, und ihre Ohren flatterten. Sie hatte den Ball fast erreicht, da warf einer der Jungen einen Stein und traf sie an der Hinterpfote. Peaches ging mit einem Aufjaulen zu Boden.
„He!“, rief Tina wütend und lief auf ihren Hund zu.
Der Junge wich erschrocken zurück, aber Brian hatte sich schon in Bewegung gesetzt. Seine Wut nahm noch zu, als er den armen verletzten Hund wimmern hörte. Der Himmel wusste, wie wenig ihm die kleinen Biester am Herzen lagen, aber er konnte es nicht ertragen, dass man ihnen wehtat.
Mit einigen langen Schritten hatte er den Jungen erreicht und packte ihn bei den Schultern. Er konnte nicht älter als zehn sein und sah aus, als würde er vor Angst gleich in Tränen ausbrechen. Sehr gut.
„Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?“, verlangte er zu wissen.
„Es ist mein
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