JULIA COLLECTION Band 16
ihr Zimmer getigert.
Die Zeiten hatten sich geändert, und ihre Probleme waren größer geworden. Nur die Art, wie sie damit fertig zu werden versuchte, war die gleiche geblieben. Tina ging auf und ab und führte Selbstgespräche.
„Ich habe ihn ja schließlich nicht gezwungen“, sagte sie und warf Muffin einen um Verständnis heischenden Blick zu, da Peaches, die Verräterin, vor sich hinschnarchte. „Er war mehr als willig, das kannst du mir glauben.“
Muffin gähnte.
„Warum habe ich dann so ein schlechtes Gewissen, verflixt noch mal?“, verlangte sie zu wissen obwohl sie die Antwort natürlich kannte. Darüber wollte sie jedoch nicht unbedingt nachdenken. Es war falsch gewesen, Brian auszunutzen. „Na schön, ich bin also ein schlechter Mensch. Stellt mich doch an die Wand und erschießt mich.“ Sie blieb am Fußende ihres Betts stehen und ließ sich auf die Matratze fallen. „Ich wollte doch nur …“
Was? Ein Baby? Ja, das auf jeden Fall, aber das war nicht alles, was sie gewollt hatte. Sie hatte auch Brian zurückgewinnen wollen. Sie hatte es sich bisher nicht eingestanden, aber jetzt war es unmöglich, es noch länger zu leugnen. Sie wollte nicht nur sein Kind, sie wollte auch sein Herz. Aber genau das war das Einzige, was er ihr nie geben würde.
Tina stand mühsam auf, ging um das Bett herum, griff nach dem Telefonhörer und wählte eine vertraute Nummer. Schon nach dem zweiten Klingeln nahm ihre Freundin ab.
„Hallo?“
„Janet.“ Tina seufzte, bückte sich, um die schlafende Peaches aufzuheben, und setzte sich wieder auf das Bett. „Gott sei Dank.“
„Tina! Wie geht es dir denn, mein Mädchen?“
„Nicht so gut.“
„Oh.“ Janet war einen Moment still. „Also konntest du ihn nicht dazu bringen …“
„Nein, das ist es nicht“, unterbrach Tina sie und spielte nervös mit der Schnur des altmodischen Telefons. „Auftrag ausgeführt.“
Wieder Stille, dann sagte Janet leise: „Wirklich? Du meint, du bist wirklich mit deinem Exmann ins Bett gegangen?“
„Nein“, erwiderte Tina trocken. „Ich bat ihn um eine Spende und brachte die dann sofort zur Befruchtungsklinik.“
Janet lachte. „Nun, für jemanden, der gerade Sex hatte, klingst du aber ganz schön grantig.“
Tina nickte. „Ja. Entschuldige, ich weiß. Ich bin nur so wütend auf mich, und es ist wohl leichter, dich anzupfeifen.“
„Ich stehe immer gern zu deiner Verfügung.“
„Janet, es lief nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe.“
„Es war nicht so toll, wie du es in Erinnerung hattest?“
„Es war viel besser.“
„Wo ist dann dein Problem?“
„Ich habe es ihm gesagt.“ Tina schloss die Augen und sah Brians Gesicht wieder vor sich. Er hatte ausgesehen, als hätte ihn sein bester Freund verraten. Und dann war er unglaublich wütend geworden. Sie konnte es ihm nicht einmal verdenken. Schließlich war er es gewesen, der sich von ihr hatte scheiden lassen. Und wenn er sie nicht mehr zur Frau haben wollte, warum sollte er sie dann als Mutter seines Kindes wollen? Dazu kam noch, dass es ihm gar nicht bewusst gewesen war, dass er dabei war, ein Kind zu zeugen.
„Ach“, seufzte Janet. „Du wusstest doch von Anfang an, dass er nicht besonders begeistert von deinem Plan sein würde, Tina.“
„Ja, das stimmt.“ Tina streichelte Peaches’ Rücken. „Aber ich wusste nicht, dass ich …“ Sie brach ab.
„Dass du ihn immer noch liebst?“, fuhr Janet für sie fort.
„Ja.“
„Tina, meine Kleine, du handelst dir nur großen Ärger damit ein.“
„Ich weiß. Du hast recht, aber …“ Tina dachte wieder an die vergangene Nacht, an die Leidenschaft, das Verlangen, die Sehnsucht. Gefühle, die sie beide vollkommen überwältigt hatten. Es war so viel stärker gewesen als alles, was sie und Brian vor fünf Jahren füreinander empfunden hatten. Lag es daran, dass sie so lange getrennt gewesen waren? Oder waren sie vielleicht doch dafür bestimmt, zusammen zu sein?
„Und was wirst du jetzt tun?“
Tina runzelte nachdenklich die Stirn. „Was kann ich denn tun?“
„Im Ernst, Tina“, meinte Janet ein wenig streng. „Du liebst ihn und hast vor, einfach wieder davonzulaufen?“
Tina hob unwillkürlich ihr Kinn. „Das letzte Mal bin ich nicht davongelaufen, wenn du dich erinnerst. Brian hat mich weggeschickt.“
„Und du hast ihn einfach für euch beide entscheiden lassen.“
„Ja, aber …“
Janet ließ sie nicht ausreden. „Wie wäre es denn zum Beispiel, wenn ihr dieses Mal
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