JULIA COLLECTION Band 16
misstrauisch.
„Nun“, antwortete er in einem Ton, der deutlich zeigte, wie wenig ihm seine eigenen Gedanken gefielen, „ich könnte die Armee verlassen und einen Job annehmen. Vielleicht als Pilot bei einer der Fluggesellschaften.“
„Was?“ Tina stand abrupt auf. „Du kannst doch unmöglich die Marines verlassen.“
„Ich gebe zu, es ist nicht unbedingt mein Herzenswunsch, aber …“
„Brian, sei bitte nicht so dumm. Du bist mit Leib und Seele ein Marine, du könntest nichts anderes sein.“
Er stand langsam auf. „Tina …“
„Nein“, unterbrach sie ihn heftig. „Ich würde nie von dir verlangen, deinen Job aufzugeben. Ich weiß, wie viel er dir bedeutet, und ich würde nie wollen, dass du ein solches Opfer bringst.“
Er fuhr sich mit einer Hand durch das dichte Haar. „Es ist schon unter normalen Umständen schwierig, eine Familie zu gründen, Tina“, sagte er leise. „Aber Familien, bei denen einer der Armee angehört, haben es noch schwerer als die meisten.“
Tina sah ihn an, als hätte sie ihn jetzt zum ersten Mal zu Gesicht bekommen. Was waren das für Gedanken? Seit wann gingen sie Brian im Kopf herum?
„Ich habe schon mehrmals mit ansehen müssen, wie Familien auseinanderbrachen“, sagte er angespannt. „Meine Freunde waren oft gezwungen, ihre Frauen monatelang allein zu lassen. Die Ehefrau eines Marines muss alle Nachteile des Jobs ausbaden. Sie muss ganz allein einen Umzug ans andere Ende der Welt organisieren, muss allein die Kinder großziehen und mit allen Sorgen ohne Hilfe fertig werden.“ Er fing an, unruhig auf und ab zu gehen, und die Worte strömten aus ihm heraus, als hätte er sie viel zu lange in sich verschlossen, als müssten sie sich jetzt einfach ihren Weg nach draußen bahnen. „Es gibt niemanden, der ihr hilft, verstehst du? Es ist ein zu hartes Leben für eine Frau. Und dabei erwähne ich noch nicht mal solche Kleinigkeiten wie Geldsorgen und schlechte Wohnungen. Man wird als Marine in Krisengebiete auf der ganzen Welt geschickt, und manchmal darf man seiner Frau nicht einmal sagen, wo zum Teufel man ist.“
„Brian …“ Tina stand regungslos da und folgte ihm nur mit dem Blick.
Er hob eine Hand, um sie zu unterbrechen. „Die Frau eines Marines ist oft allein, ihr Leben ist sehr hart, und ich wollte, dass du es besser hast. Ich wollte, dass du glücklich bist. Der Gedanke, dass du einsam sein könntest oder dir ständig um mich Sorgen machen müsstest, war einfach unerträglich. Ich …“
Tina zitterte am ganzen Körper. Sie schwankte zwischen großem Bedauern und heißer Wut, während sie dem einzigen Mann zuhörte, den sie je geliebt hatte, als er ihr nun endlich erklärte, weshalb er vor fünf Jahren ihre Ehe beendet hatte.
Am Anfang hatte er zwar nur von ihrer jetzigen Situation gesprochen, aber nun gab er endlich die wahren Gründe zu, die sie auseinander gebracht hatten. Jetzt, da sie die Antwort auf all ihre Fragen kannte, war sie sehr wütend.
„Willst du damit etwa sagen“, unterbrach sie ihn hitzig, „dass du dich von mir hast scheiden lassen, weil du wolltest, dass ich glücklich bin?“
Brian zögerte einen Moment. „Ja, ich habe es dir zuliebe getan.“
„Du bist so ein Blödmann.“
„Weißt du“, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „das ist jetzt schon das zweite Mal in dieser Woche, dass mich jemand einen Blödmann schimpft. Ich kann nicht sagen, dass es mir besonders gefällt.“
„Das ist mir schnurzegal“, fuhr Tina ihn an und kam drohend auf ihn zu. Sie blieb nur wenige Zentimeter vor ihm stehen und stieß ihm mit dem Zeigefinger gegen die Brust. „Du hast dich mir zuliebe von mir scheiden lassen? Du hast einfach so beschlossen, dass ich keine gute Marinefrau abgeben würde?“
„Das habe ich nicht gesagt …“
„Das ist genau das, was du gesagt hast“, fiel sie ihm wieder ins Wort. „Du hast geglaubt, dass ich nicht das Zeug zu einer guten Soldatenfrau habe. Du denkst, ich bin zu weich oder zu schwach oder zu dumm, um mich um mich selbst zu kümmern, während mein großer, starker Mann unser Vaterland verteidigt.“
„Nein …“
„Du dachtest, man könnte mir nicht die Pflege unserer Kinder anvertrauen oder auch nur die Strapazen eines Umzugs. Brian, du meine Güte!“
„Ich habe nicht …“
„Dachtest du, ich würde mich in einer Ecke zusammenrollen und in Tränen ausbrechen, sobald mein Mann nicht in meiner Nähe wäre?“
„Tina …“
„Hältst du wirklich so wenig
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