JULIA COLLECTION Band 16
bei der er keine Angst um sein Seelenleben haben musste, die Einzige, in der er nie wirklich eine Frau sah.
Sie trug einen dunkelblauen Overall und darunter ein weißes T-Shirt. Ihr langes blondes Haar hatte sie zu einem Zopf im Nacken festgebunden. Sie hatte einen Schmierölfleck auf der Nase und trug eine Mütze, die ihre blauen Augen vor der Sonne schützte. Sie war seit zwei Jahren gut mit Connor befreundet, und er war vollkommen ehrlich, wenn er sagte, dass er sich kein einziges Mal gefragt hatte, wie sie wohl unter ihren Overalls aussah.
Emma war ungefährlich für ihn.
„Ach, es ist wegen dieser verdammten Wette“, sagte er und lehnte sich mit den Ellbogen auf die Banklehne, streckte die Beine aus und schlug lässig die Füße übereinander.
„Warum bist du überhaupt darauf eingegangen, wenn es dir so schwerfällt?“
Er sah sie gespielt empört an. „Ich soll vor einer Herausforderung klein beigeben?“
Sie lachte. „Natürlich nicht. Was habe ich mir nur dabei gedacht?“
„Genau.“ Er schüttelte den Kopf und seufzte. „Aber es ist viel schwieriger, als ich gedacht hatte. Ich sage dir, Emma, ich verbringe meine ganze Zeit damit, allen Frauen aus dem Weg zu gehen, als hätten sie die Pest. Gestern bin ich sogar auf die andere Straßenseite geflohen, als mir ein umwerfender Rotschopf entgegenkam.“
„Mein armer Kleiner.“
„Dein Sarkasmus ist nicht besonders nett, Emma.“
„Aber in deinem Fall ausgesprochen passend.“ Sie lächelte und stieß ihn gegen die Schulter. „Und wenn du angeblich allen Frauen aus dem Weg gehst, was machst du dann bei mir?“
Connor setzte sich auf, legte einen Arm um ihre Schultern und drückte Emma kurz kameradschaftlich an sich. „Das ist ja das Schöne, Emma. Hier bei dir bin ich in Sicherheit.“
„Wieso?“
Er sah die Verwirrung in ihren Augen und erklärte: „Ich kann mit dir zusammen sein und muss mir keine Sorgen machen. Ich habe dich nie begehrt – du weißt schon, als Frau. Also ist deine Werkstatt für mich wie eine entmilitarisierte Zone mitten im Kriegsgebiet.“
„Du hast mich nie begehrt“, wiederholte sie tonlos.
„Wir sind doch Kumpel, Emma.“ Connor drückte sie wieder kurz an sich, um ihr zu beweisen, wie ungerührt ihre Nähe ihn ließ. „Wir können über Autos reden. Du erwartest nicht von mir, dass ich dir Blumen bringe oder die Wagentür für dich aufhalte. Du bist keine Frau, du bist Automechanikerin.“
Emma Virginia Jacobsen sah den Mann neben sich auf der Bank fassungslos an und fragte sich, warum sie ihm keine Ohrfeige verpasste. Er hatte sie nie begehrt? Sie war keine Frau?
Seit zwei Jahren kam Connor Reilly jetzt zu ihrer Werkstatt, die sie von ihrem Vater geerbt hatte, als der vor fünf Jahren gestorben war. Zwei Jahre lang kannte sie Connor jetzt schon und hörte ihm zu, wenn er von der Frau erzählte, die er gerade zu beeindrucken versuchte. Sie hatte mit ihm gelacht und gescherzt und immer geglaubt, dass er anders war als andere Männer. Sie hatte geglaubt, dass er in ihr nicht nur eine Frau sah, sondern eine Frau und eine gute Freundin.
Und jetzt eröffnete er ihr, dass sie für ihn überhaupt keine Frau war?
Sie spürte, wie die Wut in ihr hochkochte. Kein einziges Mal in den vergangenen zwei Jahren hatte sie daran gedacht, sich an Connor Reilly heranzumachen. Nicht dass sie ihn nicht attraktiv fand. Während er weiterredete, nutzte sie die Gelegenheit, um sein Profil zu betrachten.
Sein schwarzes Haar trug er militärisch kurz. Seine Züge waren klar und streng. Er hatte hohe Wangenknochen, ein festes Kinn und ausdrucksvolle dunkelblaue Augen, die aufleuchteten, wenn er lachte. Er trug ein dunkelgrünes T-Shirt, unter dem sich eine eindrucksvolle Brust abzeichnete, und dunkelgrüne Shorts, die zwei lange, sonnengebräunte, muskulöse Beine sehen ließen.
Emma gab gern zu, dass er umwerfend gut aussah, aber sie hatte in ihm noch nie einen möglichen Liebhaber gesehen, weil sie Freunde waren. Jetzt war sie froh, dass sie sich bisher zurückgehalten hatte, weil er sie wahrscheinlich ausgelacht hätte. Und dieser Gedanke fachte ihre Wut nur noch mehr an.
„Du siehst also“, sagte er gerade, „warum es so schön für mich ist, wenigstens hier bei dir Zuflucht zu finden. Wenn ich diese Wette gewinnen will – und das will ich –, muss ich vorsichtig sein.“
„Ja“, sagte sie leise und fragte sich, warum ihm nicht auffiel, wie giftig sie ihn ansah. Andererseits war ihm ja in den ganzen zwei Jahren
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