JULIA COLLECTION Band 16
manchmal selbst in die Grube fiel, die man für andere gegraben hatte?
Sie kniff die Augen zusammen, als könnte sie so die Erinnerung verbannen. Ihr Plan hatte wunderbar geklappt. Sie hatte Connor in ihr Bett gelockt, nicht wahr? Sie hatte Connor bewiesen, dass sie genauso weiblich und sinnlich war wie jede andere Frau. Und sie hatte dafür gesorgt, dass er die blöde Wette mit seinen Brüdern verlor.
Na und? Sie unterdrückte ein Stöhnen. Wenn alles so prima und wunderbar war, warum feierte sie ihren Sieg dann nicht?
Connor beugte sich so über sie, dass sie seinem Blick nicht länger ausweichen konnte. Lieber Himmel, sie brauchte ihn nur anzusehen, und schon verspürte sie wieder dieses Kribbeln im Bauch.
„Verdammt, Emma …“ Er strich ihr eine feuchte Strähne aus der Stirn. Connors Gesichtsausdruck konnte man nur verblüfft nennen, und Emma war nicht sicher, ob sie das als Kompliment nehmen sollte. Aber war das überhaupt wichtig?
„Das war … unglaublich.“
Oh ja, das war es, dachte sie, und sein Lächeln ging ihr durch und durch. Unglaublich und vollkommen berauschend . Emma unterdrückte ein Stöhnen. Sie wollte diese Nacht auf keinen Fall verklären, darum ging es hier überhaupt nicht. Sie war nicht in Connor Reilly verliebt. Sie wollte sich nicht in ihn verlieben. Das war nicht Teil ihres Plans.
Sie hatte einfach nur vorgehabt, ihn seine Wette verlieren zu lassen, weil er sie beleidigt hatte, und sie hatte es geschafft. An mehr brauchte sie sich gar nicht zu erinnern. Sie hatte ihn in die Knie gezwungen – im übertragenen Sinn. Wenn sie daran dachte, wie er zwischen ihren Schenkeln gekniet hatte, musste sie allerdings zugeben, dass sie ihn auch im buchstäblichen Sinn in die Knie gezwungen hatte. Aber das war’s jetzt. Es war vorbei. Und sie würde sich nur einen Gefallen tun, wenn sie diese Tatsache keinen Moment aus den Augen verlor.
In einem tapferen Versuch, genau das zu tun, zwang sie sich zu einem Lächeln, wonach ihr gar nicht zumute war, und klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter. „Na, dann bin ich also doch nicht bloß ein Kumpel, was?“
Er sah sie stirnrunzelnd an und stützte sich auf die Ellbogen, um sie ein wenig zu entlasten. Emma wäre lieber gestorben als zuzugeben, dass sie wieder sein ganzes Gewicht auf sich spüren wollte.
„Kumpel?“, wiederholte er.
„Du weißt schon“, half sie ihm weiter. „Vor etwa einer Woche sprachen wir über die Wette, und du sagtest, dass du in meiner Nähe sicher seiest.“
„Ja?“ Er verstand immer noch nicht, worum es ging, das war ihm deutlich anzusehen.
Emma schluckte mühsam und unterdrückte noch ein Stöhnen, weil Connor immer noch mit ihr vereint war und offenbar wieder zu neuem Leben erwachte. Bleib beim Thema, ermahnte sie sich. Erinnere dich daran, dass er dich bis vor kurzem gar nicht für eine wirkliche Frau gehalten hat. „Ja, das hast du gesagt.“
Er befreite ihr Haar aus dem Pferdeschwanz, aber Emma wollte sich nicht ablenken lassen. „Und“, fuhr sie ein wenig atemlos fort, weil er plötzlich wieder die Hüften bewegte, „du sagtest doch tatsächlich, dass ich keine Frau bin, sondern eine Automechanikerin.“
„Aha.“
Sie erinnerte ihn an den demütigendsten Moment in ihrem Leben, und er hatte nichts weiter zu sagen als „Aha“?
Genüsslich fuhr er ihr mit den Fingern durch das weiche Haar, und Emma verlor einen Moment den Faden. Aber sie fasste sich schnell wieder. Sie durfte nicht vergessen, dass sie hier einen Sieg errungen hatte – einen Sieg für jede Frau, die vielleicht zufällig ein wenig anders war als die gängige Vorstellung davon, wie eine Frau zu sein hatte.
„Erinnerst du dich nicht?“, drängte sie ihn.
„Nicht wirklich.“
„Aber du hast es gesagt.“ Emma war entschlossen, die ersten Anzeichen wachsender Leidenschaft in ihrem Körper zu ignorieren, als Connor sich wieder in ihr bewegte.
„Wenn du es sagst.“
„Wenn ich es sage?“ Sie sah ihn fassungslos an. „Im Ernst jetzt, Connor. Du erinnerst dich gar nicht daran?“
„Nur vage“, antwortete er und fing an, warme, feuchte Küsse auf ihrem Hals zu verteilen.
„Vage?“
„Willst du jetzt wirklich weiterreden?“, flüsterte er.
Nein, sie wollte nicht reden, sie wollte nicht einmal denken oder sonst irgendetwas tun, das nichts mit Connor zu tun hatte und dem Gefühl seiner Zunge an ihrem Hals. Sie bog sich ihm instinktiv entgegen und legte den Kopf auf die Seite, damit Connor besseren Zugang bekam.
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