JULIA COLLECTION Band 20
einzige Frau auf der Welt, die so aufgetakelt zu einer kirchlichen Wohltätigkeitsveranstaltung geht.“
„Ich bin anscheinend sowieso die einzige Frau hier, die einen Sinn für Mode hat.“
„Welche der reizenden Ladies verschafft mir denn nun das Vergnügen eines gemeinsamen Abendessens?“ Kell sah direkt zu Daisy, die allerdings seinem Blick auswich.
„Lieber Himmel, hört euch das an! Nicht nur eine zum Sterben schöne Stimme, sondern auch noch gute Manieren!“ Sasha lächelte strahlend. „Daisy ist Ihre Partnerin, aber wenn sie das nicht zu schätzen weiß, dann finden Sie uns beide gleich dort drüben am Tisch unter der Magnolie. Nicht wahr, Marty?“ Sie gab ihrer Freundin einen Rippenstoß.
„Was? O ja, natürlich.“
10. KAPITEL
Wenigstens gibt es hier so viele wachsame Augen, dass ich mich zu nichts Unvernünftigem werde hinreißen lassen, dachte Daisy. Sie brauchte sich lediglich eine gute Stunde lang zu beherrschen, und dann wäre Kell fort, und sie konnte versuchen, die Wogen wieder zu glätten. Die gute Nachricht war, dass Egbert für ihr Paket mit geboten hatte.
„Daisy?“ Kell lächelte sie fragend an.
„Ja, schon gut“, fuhr sie ihn an. In ein paar Wochen würde sie Kell Magee vergessen haben und damit beschäftigt sein, Egbert für sich zu gewinnen. Vielleicht würde sie nicht sein Herz erobern, aber zumindest seine Freundschaft, und das war schließlich der beste Grundstein für eine Ehe.
„Wenn ich dir irgendeinen Plan ruiniert habe, dann tut es mir leid. Ein Wort von dir, und ich verschwinde, damit du zu deinen Freundinnen gehen kannst.“
Daisy schüttelte den Kopf. „Entschuldige, ich bin einfach nur erschöpft von den ganzen Vorbereitungen. Und dann noch die Schufterei in dem Haus, damit ich endlich dort fertig werde. Obendrein fürchte ich, dass mein Apartment noch verkauft wird, bevor ich wieder einziehen kann. Aber warum erzähle ich dir das eigentlich alles?“ Sie schüttelte den Kopf.
„Vielleicht, weil du es loswerden willst und ich zufällig breitere Schultern habe als deine beiden Freundinnen dort drüben?“
Daisy entspannte sich etwas. Es war gar nicht ihre Art, so schnippisch zu reagieren. „Komm, suchen wir uns einen etwas stilleren Platz.“
Kell führte sie zu einem Tisch in der Nähe des kleinen Bachs hinter der Kirche.
Schweigend beobachtete sie Kells geschmeidige und lässige Bewegungen. Hatte er tatsächlich einhundert Dollar für das Brathähnchen bezahlt? Jetzt bereute Daisy es, nicht auf die Versteigerung geachtet zu haben, doch in dem Moment hatte sie nur an Faylene und Gus gedacht. Hatte Egbert versucht, Kell zu überbieten? Egbert galt als einer der anständigsten Bürger. Er kaufte sogar den Pfadfindermädchen Kekse ab, die er dann weiterverschenkte, weil er gegen Weizenmehl allergisch war.
Verdammt! Daran hatte sie ja gar nicht gedacht! Sie hatte den Mais in Weizenmehl frittiert und auch die Hähnchenteile in Mehl gewälzt. Auch für das Gebäck hatte sie Weizenmehl benutzt. Im Grunde konnte sie froh sein, dass Egbert ihr Essen nicht ersteigert hatte.
„Da ich dein Brathähnchen schon kenne, freue ich mich richtig aufs Essen.“ Kell sah ihr in die Augen. „Nehmen wir diesen Tisch hier?“
Warum hörte er nicht endlich mit dieser Höflichkeit auf? Wie konnte ein Mann bloß gleichzeitig so jungenhaft, unschuldig und sexy aussehen? „Von mir aus gern, vorausgesetzt, dir macht es nichts aus, in der Nähe all dieser Grabsteine zu essen.“
„Überhaupt nicht. Ich glaube nicht an Geister. Du etwa?“
„Eigentlich weiß ich überhaupt nicht mehr, woran ich glaube.“ Auf jeden Fall war Daisy jetzt doch dankbar dafür, dass Egbert ihr Essen nicht ersteigert hatte, denn er hätte nichts davon vertragen. Das wäre in der Tat peinlich gewesen.
Der Bach glitzerte in der Sonne, und vor dem Abendhimmel zeichneten sich die Umrisse hoher Zypressen ab. Kell betrachtete die romantische Kulisse. „Hübsch.“
Daisy warf einen Blick auf sein Profil und musste ihm zustimmen. Er hatte eine sehr schöne Nase, genau in der richtigen Größe und ganz leicht gebogen. Ihr Blick glitt zu seinen Lippen, und sofort schaute sie hastig weg. Wenn Küssen jemals zur olympischen Disziplin wurde, wäre Kell die Goldmedaille sicher.
Er zog ein Taschentuch hervor und wischte Blätter und vertrocknete Beeren von der Bank. „Wie wär’s mit etwas zu trinken?“, fragte er.
„Im Keller des Gemeindehauses steht ein Getränkeautomat.“
„Sag, was du
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