JULIA COLLECTION Band 20

Burgerbraten gab es kaum Arbeit, für die sie sich hätte bewerben können.
    Vielleicht sollten Sasha und sie anfangen, sich die Partnervermittlung bezahlen zu lassen. Mittlerweile wusste fast jeder im Ort Bescheid, was sie beide taten. Es war kein großes Geheimnis mehr, und sie hatten auch schon eine ganze Reihe von Erfolgen aufzuweisen. Gemeinsam mit Daisy und hin und wieder auch mit Faylenes Hilfe hatten Marty und Sasha Männer und Frauen zusammengebracht. Faylene hatte für sie alle drei als Haushaltshilfe gearbeitet, bis Marty ihren Buchladen geschlossen und Daisy sich ganz überraschend in einen Mann verliebt hatte, der auf der Suche nach seinen familiären Wurzeln hierhergekommen war. Daisy war Krankenschwester und von den drei Frauen die gefühlvollste. Sie hatte sich bis über beide Ohren in Kell verliebt, hatte ihn geheiratet und war mit ihm nach Oklahoma gezogen.
    Alles in allem waren Marty und ihre Freundinnen im Verkuppeln sehr erfolgreich. Drei der Pärchen hatten inzwischen geheiratet, und zwei weitere waren ebenfalls noch glücklich zusammen. Natürlich hatte es auch ein paar Fehlschläge gegeben, doch es hatte den Frauen immer Spaß gemacht. Die meisten hatten ihnen das Einmischen in ihre Privatsphäre verziehen.
    Jetzt allerdings war Sasha voll und ganz mit ihrem neuesten Inneneinrichtungs-Projekt beschäftigt, und für die Partnervermittlung blieb da keine Zeit. „Somit bin nur noch ich übrig“, sagte Marty atemlos zu sich selbst und versuchte, die Hundeleine so fest wie möglich zu halten. Trotz ihrer Sportschuhe konnte sie mit dem riesigen Hund kaum Schritt halten. „Nicht so schnell, mein Junge. Lass mich doch mal Luft holen!“
    Wenn sie sich beeilte, kam sie vielleicht noch nach Hause, bevor Cole wieder wegfuhr. Leider würde sie verschwitzt und abgehetzt aussehen. Konnte sie in dieser Verfassung einen Mann wie Cole beeindrucken?
    Auf dem Heimweg holte Cole sich Grillfleisch, Pommes frites und Krautsalat zum Abendessen. Als er den Anleger erreichte, wurde es bereits dunkel. Allmählich kamen ihm Zweifel, ob es klug gewesen war, Martys Auftrag anzunehmen. Seine Unsicherheit hatte allerdings nicht mit der Arbeit selbst zu tun, obwohl es schon einige Zeit her war, seit er zum letzten Mal auf dem Bau gearbeitet hatte.
    Er betrat sein altes, zehn Meter langes Boot und winkte Bob Ed zu, der im Licht der Außenlampe seines Schuppens Angelköder sortierte.
    „Waren Sie bei ihr?“, rief ihm der ältere Mann zu.
    „Ja.“
    „Und? Übernehmen Sie’s?“
    „Wir verhandeln noch!“, rief Cole zurück.
    Bob Ed nickte und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Er sprach wenig, und das gefiel Cole, zumal seine Freundin Faylene offenbar fast nie schwieg. Cole hatte sie nur kurz kennengelernt, doch sie hatte bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
    Cole schaltete in der Kajüte Licht und Heizung ein. In Gedanken war er wieder bei Marty Owens. Bevor er sie getroffen hatte, hätte er schwören können, er sei nach seiner Ehe immun gegen Frauen. Doch Marty Owens und seine Exfrau Paula schienen vollkommen unterschiedlichen Welten anzugehören. Das Anstrengendste in Paulas Leben war das Lackieren der Fingernägel gewesen, und selbst dafür hatte sie jemanden kommen lassen. Paulas idealer Tagesablauf fing mittags mit einem Daiquiri im Club an. Dann startete sie einen Shopping-Marathon, und abends hatte sie sich dann irgendeinen armen Trottel als Begleiter zum Lunch gesucht, während ihr Ehemann Überstunden schob. Und Cole hatte die Abende damit verbracht, in allen Unterlagen nach Beweisen für die schmutzigen Geschäfte der Weyrich Inc. zu suchen.
    Marty Owens dagegen lackierte Bücherregale und versuchte, den Geruch zu überdecken, indem sie Zimt in einer Aluschale anbrennen ließ. Außerdem führte sie den Hund einer Freundin aus. Zumindest hoffte Cole, dass es eine Freundin war. Wenn Marty es tat, um Geld zu verdienen, dann würde sie sich die Kosten für den Umbau niemals leisten können.
    Doch was würde geschehen, wenn sie die Umbauarbeiten nicht bezahlen konnte? Zwischen den Zeilen hatte Cole herausgehört, dass ihr das Wasser bis zum Halse stand. Offenbar versuchte sie, so gut es ging, beruflich wieder auf die Beine zu kommen. Genau wie er.
    Soweit er es beurteilen konnte, war Marty Owens fleißig und intelligent und hatte keine Hemmungen, sich die Hände schmutzig zu machen. Dass sie außerdem noch sexy war, ohne es groß darauf anzulegen, würde aber keinen Einfluss auf seine Entscheidung