Julia Collection Band 26
sich vorgestellt hatte. Aber nie hätte sie gedacht, dass sie mit gebrochenem Herzen zurückkehren würde.
Vor ihr zeigten ihr die hellgrünen Weideflächen an, dass sie sich Southern Cross näherten. Die Landstraße war von Gummibäumen gesäumt, und nach und nach kam das Haus in Sicht – die silbernen Dachziegel, der Rasen, die schattige Veranda und … ein Hund, der auf sie zugelaufen kam.
Lavender, ihre Colliehündin.
Annie beugte sich aus dem Wagenfenster und winkte ihr zu. „Bestimmt hat Lavender mich vermisst“, sagte sie zu Ted, dem Fahrer. Aber er war nicht sehr redselig und nickte nur.
Annie wusste, dass Lavender immer auf sie warten würde, und fühlte sich ein wenig besser. Doch dann musste sie an den anderen Hund denken, von dem sie sich am Tag zuvor verabschiedet hatte.
„Wie wär’s mit einer Tasse Tee?“, fragte sie Ted.
Er lächelte und nickte. „Hätte nichts dagegen.“ Das war für seine Verhältnisse schon eine lange Rede.
Sie stieg aus und wurde von Lavender stürmisch begrüßt.
„Ist ja gut, ist ja gut“, sagte sie lachend und wehrte sie ab.
Nachdem sich der Hund ein wenig beruhigt hatte, sah Annie sich erwartungsvoll um. Wo waren die anderen? Sie wusste, dass Reid sich noch immer auf Lacey Downs aufhielt. Aber weder von Vic, dem Gärtner, noch von Kane oder der englischen Haushälterin war etwas zu sehen. Annie hatte nicht damit gerechnet, das Haus bei ihrer Rückkehr leer vorzufinden.
„Hey, Kane, wo bist du?“, rief sie laut.
Vielleicht arbeitete er auf der Weide, aber was war mit der jungen Engländerin, die er engagiert hatte? Annie hatte gehofft, dass sie bei ihrer Ankunft noch da sein würde, wenn auch nur für ein paar Tage.
Es wäre bestimmt nett, etwas weibliche Gesellschaft zu haben. Das würde sie davor bewahren, zu viel nachzugrübeln.
Sie ging zurück zum Auto und holte ihre Tasche heraus. In diesem Moment erklang Kanes Stimme: „Ich komme schon, Annie.“
Dem Himmel sei Dank! Schockiert erkannte sie, wie sehr sie sich auf ihren Bruder freute. Als sie noch ein Teenager gewesen war, hatten ihre beiden Brüder sie oft aufgezogen. Aber nach dem Tod ihres Vaters war alles anders geworden.
Da erschien Kane – eine hoch gewachsene Gestalt mit hellem Haar, er trug die typische Buschkleidung, Jeans, ein Baumwollhemd und Cowboystiefel. Annie warf sich ihm in die Arme, und er zog sie fest an sich, als wüsste er genau, wie sie sich fühlte.
Als er sie schließlich losließ, betrachtete er sie eingehend. „Ich habe dich so früh ja noch gar nicht zurückerwartet. Wie geht’s dir, kleine Schwester?“
„Ich …“, sie holte tief Luft, „… mir geht’s gut.“
Er sah sie stirnrunzelnd an. „Bist du sicher?“
„Ja.“
„Du wirkst ein wenig – angespannt.“
Sie zuckte die Schultern und wandte den Blick ab. Bestimmt würde es nicht einfach sein, Haltung zu bewahren. Aber sie wollte jetzt nicht über ihren Kummer sprechen. Wenn sie Kane alles erzählte, würde er sich wahrscheinlich ins nächste Flugzeug nach Brisbane setzen und Theo in der Luft zerreißen.
Andererseits konnte sie auch nicht einfach nur hier herumstehen und zu Boden starren. Sie sah auf, begegnete Kanes trostlosem Blick und spürte seine innere Anspannung.
„Du siehst auch nicht gerade glücklich aus“, erwiderte sie. „Ist alles in Ordnung?“
Kane wandte sich Ted zu. „Hey, Ted. Kannst du noch jemanden in die Stadt mitnehmen, wenn du wieder zurückfährst?“
„Na klar.“
„Wen denn?“, fragte Annie neugierig. „Die Engländerin?“
Kane warf ihr einen scharfen Blick zu. „Woher weißt du von Charity?“
„Reid hat mir gesagt, dass ihr eine Haushälterin engagiert habt.“
Er nickte.
„Verlässt sie uns schon wieder?“
„Ja.“ Er trat mit seiner Stiefelspitze gegen ein Grasbüschel.
„Das ist ja schade. Ich hatte gehofft, sie könnte noch ein wenig bleiben.“
„Sie kann es kaum erwarten abzureisen.“
Kane klang traurig, und Annie hatte plötzlich das Gefühl, dass ihr Bruder etwas vor ihr verbarg. Während ihrer Abwesenheit musste etwas passiert sein.
In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie Southern Cross nie hätte verlassen dürfen.
Als Reid McKinnon endlich aus Lacey Downs zurückkehrte, merkte er sofort, dass etwas mit seinen Geschwistern nicht stimmte.
„Was ist passiert, während ich weg war?“, fragte er gleich am ersten Abend. „Annie sieht so aus, als hätte sie einen Monat lang nicht geschlafen. Und Kane, du wirkst so, als hättest
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