Julia Collection Band 26
höre es deiner Stimme an. Sag mir, was du denkst, Mum.“
Jessie seufzte tief. „Ich … Es tut mir wirklich leid, aber ich glaube, du hast einen schrecklichen Fehler gemacht.“
„Was für einen Fehler?“
„Du hast versäumt, mit Theo über die Sache zu sprechen.“
„Das hätte ich nie gekonnt!“
„Ja, ich weiß, aber denk doch nur mal daran, wie das Ganze aus seiner Sicht aussieht.“
„Ich habe ja versucht, es aus seiner Sicht zu sehen. Meinetwegen hat er seinen Job verloren. Und nicht nur seinen Job, sondern wahrscheinlich auch sein Haus, sein ganzes Leben in Brisbane. Alles!“
„Also hast du eine schnelle Entscheidung getroffen und bist einfach verschwunden, ohne ihm die Chance zu geben, mit dir über alles zu sprechen.“
„Aber er hätte mich bestimmt überredet zu bleiben.“
„Wolltest du denn nicht bleiben?“
Annie seufzte tief. „Natürlich wollte ich bleiben.“ Sie stützte den Kopf in die Hände. „Ich kann es nicht fassen, dass du mich so niedermachst.“
„Ich mache dich nicht nieder, Annie. Aber ich weiß, wie impulsiv du bist, Liebling. Mich stört an dieser Geschichte nur, dass du Theo gegenüber nicht ehrlich warst. Du hast ihm nicht erzählt, was Claudia zu dir gesagt hat.“
„Weil ich sicher war, dass er mir nicht geglaubt hätte. Ich hätte es ja selbst nicht geglaubt, wenn ich es nicht mit meinen eigenen Ohren gehört hätte. Claudia ist schließlich nicht irgendjemand. Warum hätte sie auf ein dummes kleines Mädchen aus dem Busch eifersüchtig sein sollen?“
„Ich habe den Eindruck, du unterschätzt dich, Annie. Wie dem auch sei, du hast Theo jedenfalls nicht die Möglichkeit gegeben, selbst eine Lösung für das Problem zu finden.“
„Das … das stimmt.“
„Es wäre an ihm gewesen zu entscheiden, was das Beste für seine Karriere ist.“
Annie sah ihre Mutter verblüfft an. Ihre Worte hatten sie sehr verletzt. Das wollte sie jetzt einfach nicht hören. Sie sprang auf und begann, unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen. Hatte Jessie recht? Hatte sie eine große Dummheit begangen? War sie eine Märtyrerin ohne eine gerechte Sache gewesen?
Sie hatte geglaubt, Theo freizugeben, aber sie hatte ihm nicht die Chance gegeben, für sich zu entscheiden, ob er das überhaupt wollte. Theo war ein erwachsener Mann. Er war ein Philosoph, der in der Lage war, Strategien für Krisensituationen zu entwerfen. Sie hingegen war stets impulsiv gewesen, sehr emotional und liebte große Gesten.
„Was habe ich getan?“, flüsterte sie. „Oh Mum. Ich habe ihn verloren, und es ist ganz allein meine Schuld!“
12. KAPITEL
Mitten im Winter stand Theo im Foyer des Hotels Hollydean Arms in Derbyshire und lauschte den Klängen der Musik und dem Gelächter, das durch die großen Flügeltüren aus dem angrenzenden Raum zu ihm drang. Kane McKinnon hatte geheiratet, und der Empfang war in vollem Gang.
Irgendwo dort drin befand sich Annie unter den Hochzeitsgästen.
Er sah auf seine Uhr und fragte sich, wann der Empfang wohl vorbei sein würde. Obwohl er es kaum erwarten konnte, Annie zu sehen, hatte er keine Lust, in die Hochzeitsfeier eines anderen Mannes hereinzuplatzen. Er hatte versucht, sich einzureden, dass es in Ordnung sei, draußen zu warten. Aber jetzt fühlte er sich unsicher, kam sich vor wie ein Fan, der hoffte, einen Blick auf seinen angebeteten Star werfen zu können.
Trotzdem war er entschlossen, im Foyer zu warten und über die traurige Wahrheit nachzudenken, die ihn in den letzten Wochen immer wieder beschäftigt hatte. Die Tatsache nämlich, dass die Quelle des Glücks für einen Mann auch zur Quelle seines größten Unglücks werden konnte.
Er schluckte, um den Kloß in seinem Hals loszuwerden. Dieses Zusammentreffen mit Annie würde der wichtigste Moment in seinem Leben sein. Wenn nötig, würde er auch die ganze Nacht lang hier warten.
In diesem Moment öffnete sich die Doppeltür, und ein hoch gewachsener Mann kam heraus. Er zog an seiner Krawatte.
Bei Theos Anblick grinste er. „Ich kann es kaum erwarten, aus diesen Klamotten herauszukommen.“
Theo wusste sofort, wen er vor sich hatte. Der australische Akzent, die blauen Augen, der dunkle Anzug und die Blume am Knopfloch bewiesen, dass es sich um den Bräutigam handeln musste.
Theo eilte auf ihn zu und streckte die Hand aus. „Sie müssen Kane McKinnon sein.“
„Stimmt.“
„Meinen herzlichen Glückwunsch!“
„Danke.“ Kane sah ihn neugierig an. „Sind wir uns schon einmal
Weitere Kostenlose Bücher