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Julia Collection Band 26

Julia Collection Band 26

Titel: Julia Collection Band 26 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BARBARA HANNAY
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unbestrittener Führer, und Reid hatte ihn seit seiner Jugend vergöttert.
    Niemand in der Familie hatte erkannt, wie sehr Reid am Boden zerstört gewesen war, als Cob ganz plötzlich gestorben war.
    Reid war zu diesem Zeitpunkt beim Zusammentreiben der Herde im Hinterland gewesen. Als ihn die Nachricht erreichte, sein Vater sei schwer erkrankt, war er sofort nach Hause geritten. Die ganze Nacht lang war er durchgeritten – und doch zu spät gekommen.
    Das Schlimmste daran war, dass er seinem Kummer nicht hatte Ausdruck verleihen können. Um seiner Familie willen hatte er stark sein müssen. Er musste seiner Mutter helfen, die Beerdigung zu organisieren, sich um die Anwälte und um Cobs Testament kümmern.
    Annie und Kane hatten ihn damals ebenfalls gebraucht. Obwohl Kane und er Zwillinge waren, war Reid der klare Führer. Daher war ihm auch eine große Last zugefallen, und das ausgerechnet in dem Augenblick, da er die Unterstützung seines Vaters am meisten gebraucht hätte.
    Irgendwie hatte er es geschafft.
    Aber von da an war es noch schlimmer geworden.
    Etwa eine Woche nach der Beerdigung seines Vaters war seine Mutter eines Abends zu ihm gestoßen, als er auf der Veranda saß.
    Jede Einzelheit dieses Abends hatte sich in Reids Gedächtnis eingeprägt. Er konnte sich noch an das kleinste Detail erinnern – an die drückende Hitze, die den ganzen Tag über geherrscht hatte, an den Sturm, der jeden Moment loszubrechen drohte, es aber nie tat, an den Geruch nach Rosen vom Parfüm seiner Mutter, an das Knarren der alten Dielen, als sie zu ihm trat.
    „Kann ich mich zu dir setzen?“, fragte sie.
    „Natürlich.“ Er sprang auf und bot ihr den Schaukelstuhl an, der bequemer war. Für sich selbst holte er einen Sessel.
    Kaum hatte sie sich hingesetzt, sagte sie: „Ich muss dir etwas sagen, Reid.“ Sie machte eine kleine Pause. Offensichtlich fiel es ihr schwer, fortzufahren. „Cob hatte gehofft, vor seinem Tod mit dir darüber sprechen zu können. Der arme Mann, er hat es weiß Gott versucht. Es lag ihm sehr am Herzen, mit dir zu reden. Aber leider hatte er nicht mehr die Zeit dazu.“
    Reid dachte, sein Vater habe ihm erklären wollen, wie die Farm geführt werden sollte – ob er ihn oder Kane als seinen Nachfolger ausersehen hatte oder ob die Anstellung eines Managers geplant war.
    Aber als seine Mutter weiterhin schwieg, wurde ihm doch etwas mulmig zumute. Jessie beugte sich vor, schlang die Hände um die Knie und neigte den Kopf.
    Du lieber Himmel, betete sie etwa?
    Sein Magen zog sich alarmiert zusammen. „Mum, bist du okay?“
    „Nein, nicht wirklich.“ Sie sah auf. „Oh, Reid, es tut mir so leid. Wir hätten es dir schon vor Jahren sagen müssen.“
    „ Was hättet ihr mir vor Jahren sagen müssen?“
    Er merkte ihr die Anspannung an – sah ihre zusammengepressten Lippen, den gebeugten Körper. „Um Himmels willen, Mum, worum geht es denn?“
    „Es … es geht um den Zeitpunkt deiner Geburt.“
    Der Schock traf ihn wie ein Schlag mitten ins Gesicht. Worum, zum Teufel, ging es hier? Dann fuhr Jessie fort.
    Sie rutschte unruhig im Schaukelstuhl hin und her. „Ich habe dir doch bestimmt schon einmal erzählt, dass meine Schwester Flora und ich vor meiner Heirat beide in Mirrabrook gewohnt haben. Wir haben in der Bank gearbeitet und hatten ein kleines Haus in der Stadt.“
    Er nickte und hätte sie am liebsten angeschrien, sie solle endlich zur Sache kommen. Nun sag es schon endlich! Was ist passiert, als ich geboren wurde?
    Sie seufzte. „Wie du weißt, bin ich kurz nach der Hochzeit gleich schwanger geworden.“
    „Ja, mit Zwillingen. Mit Kane und mir.“
    „Nein, Liebling.“ Sie klang jetzt sehr vorsichtig.
    Reid starrte sie an.
    „Ich war nicht mit Zwillingen schwanger.“
    Oh, Mum, nein!
    Im Mondlicht wirkte ihr Gesicht sehr blass. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Reid das Bedürfnis, sie zu schütteln. Er wusste nicht, was er tun sollte.
    „Was willst du damit sagen?“
    Jessie hatte ihn entweder nicht gehört, oder sie wollte ihn nicht hören. Hastig fuhr sie fort: „Kurz nach meiner Hochzeit ist Flora nach Brisbane gezogen und kam erst wieder zurück, als ich kurz vor der Geburt stand. Bei dieser Gelegenheit brachte sie ein kleines Baby mit.“
    „Nein!“ Reid ließ sich nach vorn sinken und stützte den Kopf in die Hände. Das war ja verrückt, es erinnerte ihn an eine alberne Seifenoper. Er wusste so genau, was als Nächstes kommen würde, als hätte er das Drehbuch

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