Julia Collection Band 26

eine richtige Wegwerfmentalität, was Beziehungen angeht.“
    Jetzt war es Sarah, die seufzte. „Vielleicht hast du recht, Mum.“
    Bis zum Tag von Annies Hochzeit tat Sarah alles, um total beschäftigt zu bleiben. Sie wollte auch nicht einen Moment lang müßig ihren Gedanken nachhängen. Schließlich hatte sie die ganze Zeit nachgedacht, und jetzt ging es darum, das nächste Kapitel ihres Lebens in Angriff zu nehmen.
    Am Morgen der Hochzeit erwachte sie früh und fuhr damit fort, ihre Bücher und allen möglichen Kleinkram in Kisten einzupacken. Dann war es Zeit, ein Bad zu nehmen und sich das Haar zu waschen.
    Zum Mittagessen gönnte sie sich nur schnell ein Sandwich. Da sie auf Southern Cross übernachten würde, packte sie ihre Schminksachen, die neuen Spitzendessous, das Brautjungfernkleid, Pyjama und Kleidung zum Wechseln ein.
    Die Fahrt von Mirrabrook nach Southern Cross dauerte etwa eine Stunde. Außer ihr würden nach dem Empfang noch einige Gäste auf der Ranch übernachten. Die Familie hatte Liegen auf der Terrasse aufgestellt, um mit dem Andrang fertig zu werden.
    Es war ein wunderschöner Morgen, perfekt für eine Hochzeit. Die Luft war frisch und klar, am Himmel war kein Wölkchen zu sehen. Auf der Fahrt versuchte Sarah, nur an Annies Glück zu denken und nicht daran, dass sie schon sehr bald wieder in engem Kontakt mit Reid sein würde. Bei der Vorstellung, wie attraktiv er in einem dunklen Anzug aussehen würde, brach ihr der kalte Schweiß aus.
    Wenn sie nur eine Sekunde lang daran dachte, wie sie mit ihm Arm in Arm gehen würde, wie sie nebeneinander am Tisch sitzen oder miteinander tanzen würden, stieg sofort Panik in ihr auf.
    Aber letztlich spürte sie darunter nichts anderes als die magische Kraft ihrer gegenseitigen Anziehung, das unstillbare Verlangen nach ihm, das nie vergangen war. Am Ende von Annies Hochzeit würde sie wahrscheinlich ein nervliches Wrack sein.
    Als sie schließlich auf Southern Cross eintraf, stand die Koppel, die man zum Parkplatz umfunktioniert hatte, bereits voller Fahrzeuge. Im Garten herrschte geschäftiges Treiben. Ein großes weißes Zelt war auf dem Rasen vor dem Haus errichtet worden. Aushilfskellner deckten gerade die Tische mit weißen Tischdecken, rosafarbenen Servietten, Silberbesteck, feinem Porzellan und Kristallgläsern.
    Mitten auf den Tischen standen Vasen voller Frangipaniblüten in einem tiefen Pink sowie Glasschalen mit schwimmenden Kerzen. Vic, der Gärtner, wand gerade Girlanden aus Bougainvilleen um die Säulen des Festzelts. In der Dämmerung würde das Ganze wie eine Szene aus Tausendundeiner Nacht aussehen.
    Sarah stieg die Treppen der vorderen Veranda hoch und wurde von Annies Mutter begrüßt. Jessies Wangen waren gerötet, sie wirkte sehr aufgeregt.
    „Wir haben die Männer auf die eine Seite des Hauses verbannt“, teilte sie Sarah mit. „Annie und die Brautjungfern sind auf der anderen Seite.“
    Sie führte Sarah in Annies überfülltes Zimmer, wo sie sofort von der aufgeregten Stimmung erfasst wurde.
    Die überglückliche Braut und Mel wurden gerade von Victoria frisiert. Sie war eine Freundin von Annie aus der Stadt, war ebenfalls Brautjungfer und kam mit den neuesten Modetipps aus Brisbane.
    Victoria warf einen Blick auf Sarah und entschied dann, ihr langes schwarzes Haar zum Knoten zu stecken, zusammen mit Bändern aus tiefem Pink und weißen Orchideen. Von dem Ergebnis war Sarah sehr beeindruckt. Victoria hatte einen raffinierten Look gestaltet, der ebenso locker wie glamourös wirkte – und außerdem noch überraschend feminin und sexy.
    Deshalb dachte sie natürlich auch als Erstes daran, was Reid davon halten würde. Dummkopf!
    Der Nachmittag verging wie im Flug. Die jungen Frauen lackierten sich die Nägel, schminkten sich sorgfältig und zogen dann schließlich ihre wunderschönen Brautjungfernkleider in den verschiedenen Pinktönen an. Jessie und Flora kümmerten sich derweil noch um Annie.
    Sarah hielt den Atem an, als sie ihre Freundin in ihrem traumhaften Brautkleid aus italienischer Spitze sah, komplett mit dem hauchdünnen Schleier. „Oh, Annie, was für ein fantastisches Kleid! Du siehst absolut strahlend aus – die perfekte Braut. Bestimmt wird Theo stolz auf dich sein, wenn er dich sieht.“
    Annie schien vor lauter Glück geradezu überzusprudeln. „Ich glaube, ich sterbe, wenn ich noch nur eine Minute länger auf Theo warten muss.“
    Aber sie musste nicht länger warten, denn in diesem Moment erschien ihr