Julia Collection Band 26
sich einfach nicht gewöhnen.
„Was soll ich machen, wenn Damien richtig klein ist?“, fragte sie.
„Auf dem Foto, das er dir geschickt hat, sah er aber gar nicht so klein aus“, warf Mel ein.
„Fotos können täuschen“, erwiderte Annie, die in vielen schlaflosen Nächten an nichts anderes gedacht hatte.
„Annie, wenn Damien klein ist, wirst du ihn auf jeden Fall überragen, egal, welche Schuhe du anhast.“
Sie versuchte eine andere Taktik. „Ich kann mir aber nicht zweihundertfünfzig Dollar für ein Stück Leder mit Pailletten leisten.“
Victoria lächelte. „Keine Angst, für solche Fälle hat man ja Kreditkarten erfunden.“
So war es dazu gekommen, dass sie in diesem Outfit ins Foyer des Pinnacle Hotels geschwebt war und sich nun im Aufzug zum Restaurant La Piastra im siebenundzwanzigsten Stock befand, um Damien zu treffen.
Damien. Wow! Sie brauchte nur an ihn zu denken, und schon klopfte ihr Herz, als wollte es zerspringen. Sie wusste, es war albern, sich solche Hoffnungen zu machen, aber sie konnte es nun einmal nicht ändern. Schließlich war sie für dieses Rendezvous über eintausend Kilometer von ihrer Viehzuchtfarm in Southern Cross, North Queensland, bis hierher gereist, nur um ihn zu treffen. Und sie wollte wirklich, wirklich alles tun, damit ihr Rendezvous ein Erfolg würde.
Bestimmt würde es klappen. Bestimmt!
Alles, worüber sie und Damien in den letzten sechs Wochen im Netz gechattet hatten, bewies, dass sie hervorragend zueinander passten. Beide liebten Hunde, World Music, Bücher, und sie beschäftigten sich mit den ernsteren Dingen des Lebens – wie zum Beispiel den Fragen von Schicksal und Zufall und ob Tiere glücklicher sind als Menschen. Es hatte Spaß gemacht, sich mit ihm zu unterhalten, und es war auch ziemlich sexy gewesen.
Die Krönung des Ganzen war, dass sie und Damien verrückt nach italienischem Essen waren, besonders nach Linguini.
Deshalb hatten sie sich auch im La Piastra verabredet.
Als Damien ihr dann ein Foto von sich gemailt hatte, war sie total durchgedreht. Sie hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Er sah so unglaublich süß aus – mit schläfrigen blauen Augen, hellblondem Haar wie ein Surfer, Lippen zum Küssen und einem frechen Lächeln. Annie hoffte nur, dass er von ihrem Foto ebenso angetan war. Sie spürte bis in die Knochen, dass sie fantastisch zusammenpassten.
Und jetzt würde sie ihn tatsächlich treffen!
Sie war sechs Minuten zu spät dran, was nach Auskunft von Mel und Victoria perfektes Timing bedeutete. Annies Herz klopfte schneller, als sie gemeinsam mit ihren Freundinnen auf den Lift wartete. Die Mädchen gaben ihr noch letzte Ratschläge.
„Sei bitte auf gar keinen Fall zu ernst. Versuch, dich zu entspannen, und genieß den Abend.“
„Trink nicht zu viel!“
„Du musst immer auf seine Körpersprache achten. Wenn er deine Gesten nachmacht, läuft alles gut.“
„Aber wenn er die Arme vor der Brust verschränkt, während du sprichst, ist das ein Warnsignal.“
„Oder wenn er dich zu sehr anmacht. Dann könnte es sein, dass er nur Sex von dir will.“
Annie schüttelte den Kopf, um sie zum Schweigen zu bringen. Sie meinten es ja gut mit ihr, aber sie war in Bezug auf Männer nicht so ahnungslos, wie sie befürchteten. Außerdem stand ein sehr konservativer Herr mit Brille hinter ihnen, der ihr Gespräch bestimmt mit angehört hatte. Er war darüber ziemlich verblüfft und lief im nächsten Moment tatsächlich gegen eine Marmorsäule!
Annie wollte ihm gerade mitfühlend zulächeln, als die Glocke zum Aufzug erklang.
Die Türen öffneten sich.
„Vergiss nicht, es gibt immer noch den Fluchtplan“, sagte Mel. „Hast du dein Handy dabei?“
„Na klar.“
„Gut. Du siehst super aus, Annie.“
„Umwerfend!“
„Danke.“
„Also, dann leg los!“
„Hab ganz viel Spaß!“
„Schnapp dir Damien, Schätzchen!“
Unter vielen Luftküssen betrat Annie den Lift, winkte ihren Freundinnen noch einmal zu und drückte auf den Knopf für das siebenundzwanzigste Stockwerk. Die Türen schlossen sich. Von Mel und Victoria war plötzlich nichts mehr zu sehen, und der Aufzug trug Annie schnurstracks … gen Himmel.
Ihr Magen machte einen Satz. Verdammt!
Schnell überprüfte sie ihr Aussehen in dem Spiegel, der sich im Aufzug befand. Nein, ihr BH war nicht zu sehen, der Lippenstift nicht verschmiert, ihre Frisur in Ordnung.
Ping! Schon waren sie im siebenundzwanzigsten Stock.
Schluck!
Nun gab es kein Zurück
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