Julia Collection Band 26
abzugeben.
Als sie schließlich Theos Haus erreichten, fühlte Annie sich seltsam nervös. Zwischen Theo und ihr hatte sich unmerklich eine Spannung aufgebaut. Eine fast greifbare sexuelle Spannung. Oder bildete sie sich das nur ein?
Noch immer musste sie an das Geheimnis um Damien denken. Aber sie wusste nicht, wie sie das Thema erwähnen sollte, ohne die Stimmung zu zerstören. Und heute Abend wollte sie nichts zerstören. Jede Minute, die sie mit Theo verbrachte, überzeugte sie davon, dass sie im Begriff war, sich hoffnungslos in ihn zu verlieben.
Sie betraten das Haus durch den Vordereingang. Er blieb mitten im Wohnzimmer stehen.
„Möchten Sie vielleicht noch einen Kaffee oder einen Cognac oder beides?“
„Ich hätte gern einen Cognac, keinen Kaffee. Sonst kann ich nämlich nicht schlafen.“
„Dann also einen Cognac. Nehmen Sie Platz!“
Sie setzte sich in einen der Ledersessel. Theo ging an die Hausbar und füllte Cognac in zwei Gläser. Er kam zurück, reichte ihr eines und ließ sich auf dem Sofa ihr gegenüber nieder.
Er lockerte seine Krawatte und schlug ein Bein übers andere. Äußerlich wirkte er recht entspannt, dennoch wurde Annie den Eindruck nicht los, dass er genauso nervös war wie sie.
Lächelnd hob er sein Glas.
„Zum Wohl! Danke, dass Sie mitgekommen sind.“
„Danke für die Einladung, Theo. Ich habe mich wirklich sehr gut unterhalten, auch wenn das Ende so enttäuschend war.“
„Gut, dann lassen Sie uns auf ein glücklicheres Ende anstoßen!“
„Gern! Auf ein glücklicheres Ende!“
Ihre Blicke trafen sich.
Er trank einen großen Schluck Cognac. „Danke noch mal für das fantastische Abendessen. Ihr Risotto war wirklich ein Gedicht.“
„Freut mich, dass es Ihnen geschmeckt hat.“
Eine Weile saßen sie nur so da und genossen den Cognac. Aber irgendwann musste Annie das Schweigen brechen.
„Darf ich Ihnen noch einmal Fragen stellen?“
Er lächelte. „Natürlich. Schießen Sie los!“
„Nun, seit unserem Gespräch gestern Abend habe ich über Ihre Freundinnen nachgedacht.“
„Oje!“
„Sind Sie im Moment mit jemandem zusammen?“
Theo zögerte kurz, dann erwiderte er: „Manchmal treffe ich mich mit Frauen, aber im Moment gibt es niemand Besonderen.“
„Heißt das, Sie sind immer noch schüchtern, was Frauen angeht?“
Er grinste, seine Augen funkelten. „Also, ich verkrieche mich nicht mehr mit einer Pfeife und einem Buch in Cafés, wenn Sie das meinen.“
Sein amüsierter Blick ließ Annie erröten.
„Verstehe“, erwiderte sie, schlüpfte aus ihren Schuhen und zog die Beine unter, um es sich bequemer zu machen.
„Gut, das war die schwierige Frage. Jetzt kommt die leichtere.“
„Ich kann es kaum erwarten.“
„Was halten Philosophen von der Liebe?“
„Von der Liebe? Damit haben Philosophen eigentlich nicht viel zu tun. Sie denken wohl, das sollte man am besten den Dichtern und Komponisten überlassen.“
„Warum vermeiden sie es, sich damit zu beschäftigen?“
„Wahrscheinlich, weil es ernsthafteren Projekten im Wege steht.“
Sie lachte spöttisch.
„Jeder kann von der Liebe überwältigt werden, auch große Denker.“
„Das stimmt.“ Annie beugte sich vor. „Sie wollen doch wohl nicht behaupten, dass die größten Denker der Welt dieses Thema nicht für wichtig halten?“
„Nicht ganz. Es gab da zum Beispiel einmal einen deutschen Philosophen namens Schopenhauer. Er hat geschrieben, dass die Liebe außerordentlich verwirrend sei, aber gleichzeitig sehr wichtig, weil die Fortpflanzung davon abhängt.“
Annie sah ihn ungläubig an.
„Du liebe Güte, Theo. War das sein Ernst?“
„Absolut.“
„Wie unromantisch! Das ist die langweiligste Erklärung, die ich je gehört habe. Fällt den Philosophen denn nichts Besseres ein?“
Nachdenklich erwiderte Theo: „Zugegeben, die meisten Kerle denken nicht an den Fortbestand der Menschheit, wenn sie ein Mädchen um seine Telefonnummer bitten. Trotzdem ist der Gedanke an sich nicht ganz falsch.“
„Das müssen Sie mir erklären.“
„Nun, die Theorie besagt, dass wir Menschen attraktiv finden, deren Gene gut mit unseren eigenen harmonieren. So könnte sich ein Mann mit einer sehr großen Nase zum Beispiel von einer Frau mit einer kleinen Nase angezogen fühlen, und gemeinsam produzieren sie ein Kind, dessen Nase dem Durchschnitt entspricht.“
Annie versuchte angestrengt, nicht auf Theos Nase zu blicken. Sie wusste schon jetzt, dass sie makellos war, weder zu
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