Julia Collection Band 26
Adresse erfinden, nur um an ein Buch zu kommen.“
Theo lächelte. „Und das sind nur Bagatellen im Vergleich zu Dürrekatastrophen und Überschwemmungen.“
„So ist es.“
Plötzlich fiel ein Schatten auf sein Gesicht. Annie hatte den Eindruck, als hätte sie die entspannte Atmosphäre durch ihre Bemerkung zerstört. Bestimmt dachte er jetzt an Damien, die E-Mail und daran, wie sehr sie sich einen Freund aus der Stadt gewünscht hatte.
Er räusperte sich. „Wie dem auch sei … ich kann mich leider nicht länger mit Ihnen unterhalten. Ich habe heute Abend noch ein paar dringende Arbeiten zu erledigen.“
Sie stand auf. „Natürlich. Bitte, lassen Sie mich aufräumen. Dann können Sie sich um Ihre Arbeit kümmern.“
„Gut, ich zeige Ihnen, wie alles funktioniert.“
Theo wies Annie in die Benutzung der Küchengeräte ein. Nachdem sie das Geschirr in die Geschirrspülmaschine einsortiert hatten, schlug er vor, noch einen Kaffee zu trinken.
„Ich nehme meinen dann mit ins Arbeitszimmer“, sagte er, als der Kaffee fertig war.
„Alles klar.“
„Gute Nacht.“
„Gute Nacht, Theo.“ Sie sah ihm nach, als er die Küche verließ. Während sie ihren Kaffee trank, blätterte sie ein Magazin durch. Nur das sanfte Brummen der Geschirrspülmaschine war zu hören.
Schließlich ging sie nach oben in Damiens Zimmer, packte ihre Taschen aus und hängte ihre Kleider in den Schrank. Er war völlig leer, Damiens Sachen waren verschwunden. Alle. Wie merkwürdig.
Im ganzen Zimmer gab es keinen Hinweis auf ihn. War das etwa Absicht? Annie ließ sich langsam aufs Bett sinken und sah sich um. Ein Unbehagen machte sich in ihr breit. Es wäre doch bestimmt nicht notwendig gewesen, alles aus dem Zimmer zu entfernen, was an Damien erinnerte.
Plötzlich kam ihr ein Gedanke, der sie aufschrecken ließ. Vielleicht gab es Damien ja gar nicht!
Nein, das war albern. Das würde ja auch bedeuten, dass Theo nicht sein Onkel war. Oh nein! Mit einem Mal wurde sie von Panik erfasst. Konnte Theo Damien sein? Hatten sie deshalb denselben Geschmack und dieselben Vorlieben?
War es möglich, dass Theo im Internet Damien nur als ein Codewort benutzt hatte? Dass er seine wahre Identität hinter diesem Namen versteckt hatte, als sie in die Stadt gekommen war, um ihn zu treffen? Oh nein! Bestimmt ging ihre Fantasie mit ihr durch. Es gab sicher eine vernünftige Erklärung für alles.
Aber wenn es eine geben sollte, fiel sie Annie nicht ein.
Sie war mit einem Mann zusammengezogen, über den sie nichts wusste. Möglicherweise führte er ein Doppelleben. Und das konnte nicht sehr vernünftig sein.
Als sie sich fürs Bett fertig machte, überfiel sie ein schreckliches Gefühl der Verlassenheit. Ihr war klar, dass eine weitere schlaflose Nacht sie erwartete.
5. KAPITEL
Am frühen Nachmittag des folgenden Tages rief Mel an.
„Ich wollte einfach nur mal hören, wie es dir so geht“, sagte sie gespannt.
„Alles in Ordnung“, erwiderte Annie. „Ich bereite gerade ein Risotto mit Räucherlachs und Spargel zu.“
„Um diese Tageszeit?“, fragte Melissa erstaunt.
„Na ja, ich mache eben alles selbst und so.“
„Verdammt, Annie! Ich dachte, du würdest dich vergnügen, würdest dir die Galerien anschauen, dich kulturell weiterbilden.“
„Ja, das habe ich heute Morgen auch gemacht, aber ich will …“
„Du willst Dr. Theo mit deinen Kochkünsten beeindrucken, stimmt’s?“
Mel hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Vielleicht war es albern, dass sie ihn beeindrucken wollte, denn dafür musste er sich erst einmal für sie interessieren. Und Theo war an diesem Morgen außerordentlich distanziert gewesen.
Annie war letzte Nacht schließlich doch noch eingeschlafen. Theo hatte sie geweckt, als er mit Basil spazieren gehen wollte. Beim Frühstück hatte er sich die ganze Zeit hinter seiner Zeitung versteckt. Erst nach dem Frühstück hatte er wie nebenbei erwähnt, dass er Karten fürs Theater habe, und sie gefragt, ob sie Lust habe mitzukommen.
Ob es nun albern war oder nicht, sie wollte ihn mit diesem Essen beeindrucken.
Trotz des Geheimnisses, das die ganze Damien-Theo-Geschichte umgab, war sie von Theo fasziniert und wusste verdammt gut, dass sie ihn mit ihrem Intellekt niemals beeindrucken könnte. Deshalb hatte sie einen anderen Weg gesucht.
„Theo ist ein fantastischer Koch, Mel“, verteidigte sie sich. „Ich kann ihm nicht einfach nur Würstchen mit Kartoffelsalat vorsetzen.“
„Aber vergiss dabei nicht, dich
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