Julia Collection Band 27
bemerkte, versuchte sie, es zu erklären. „Ich mag Ärzte nicht. Ich kann mich nicht daran erinnern, warum das so ist. Aber ich weiß, dass mich der Gedanke extrem beunruhigt, zu einem Arzt gehen zu müssen.“
Mose klopfte ihr unbeholfen auf die Schulter. „Kann ich dir nicht verdenken, Mädchen. Ich geh’ auch nicht gern zu diesen Quacksalbern.“ Er schlurfte davon, um das Frühstück zu bereiten.
Travis sah Natalie unverwandt an. „Glaubst du, dass deine Abneigung gegen Ärzte etwas mit der Sache zu tun hat, die dir vor zwei Monaten zugestoßen ist?“
„Ich bin mir nicht sicher.“ Natalie knabberte an ihrer Unterlippe, während sie krampfhaft überlegte, warum sie so fühlte, wie sie fühlte. „Ich weiß nur mit Sicherheit, dass ich mit Ärzten jeglicher Art nicht das Geringste zu tun haben möchte.“
Autumn begann zu zappeln und zu quengeln und erinnerte ihre Eltern daran, dass sie ihr Bäuerchen machen wollte.
Natalie half Travis, sich das Baby auf die Schulter zu legen, und zeigte ihm dann, wie er der Kleinen helfen konnte, die Luft in ihrem Bauch loszuwerden. Während sie Travis dabei beobachtete, wie er sanft den winzigen Rücken seiner Tochter massierte, versuchte sie verzweifelt, sich an den Grund ihrer Aversion gegen Ärzte zu erinnern. Die Erinnerung schien greifbar nahe, so als würde der nächste Gedanke das Geheimnis lüften. Doch dann war der Eindruck genauso schnell wieder verflogen.
„Woher weiß ich, ob ich das hier richtig mache?“ Kaum hatte Travis die Frage gestellt, als Autumn einen prachtvollen Rülpser von sich gab.
„Da hast du die Antwort“, sagte Natalie und wischte mit dem Tuch über Autumns kleines Kinn.
Travis verzog das Gesicht. „Das klang ja furchtbar.“
Natalie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Ich habe dich gewarnt.“
Sein Lächeln ließ ihr die Knie weich werden. „Ja, das hast du wohl.“
Als sie in seine haselnussbraunen Augen schaute, setzte Natalies Herzschlag für einen Moment aus. Sie hatte sich vor fast elf Monaten in ihn verliebt, aber das war, bevor sie herausgefunden hatte, wie sehr er sie belogen hatte. Sie würde gut daran tun, das nicht zu vergessen.
„Ich werde Mose mal ein wenig helfen“, erklärte sie, denn sie musste unbedingt ein wenig Distanz zu Travis schaffen.
„Was soll ich jetzt tun?“, fragte Travis und sah dabei ziemlich überfordert aus. Er nahm die halb leere Flasche vom Tisch. „Trinkt sie den Rest auch noch aus?“
Natalie nickte. „Gib ihr die restliche Milch, und lass sie dann noch einmal aufstoßen.“ Mit einem besorgten Blick auf Fluffy, der nur wenige Schritte vom Herd entfernt lag, wo Mose den Speck briet, holte Natalie tief Luft. Dann machte sie sich daran, dem alten Herrn bei der Zubereitung des Frühstücks zu helfen. „Nachdem sie ein wenig geschlafen hat, zeige ich dir, wie man sie badet und die Windeln wechselt.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich dafür schon bereit bin“, versuchte Travis sich herauszureden.
„Du hast gesagt, du möchtest lernen, wie man sich um sie kümmert“, beharrte Natalie. „Windeln wechseln und Baden gehören nun mal dazu.“
Widerstrebend nickte Travis. „Du hast recht.“ Kopfschüttelnd nahm er Autumn wieder in den Arm und hielt ihr den Sauger des Fläschchens an den Mund. „Dieser ganze Babykram beinhaltet doch viel mehr, als man auf den ersten Blick meint.“
Natalie lächelte. Vielleicht brauchte sie sich doch keine Sorgen darum zu machen, dass Travis ihr das Baby wegnehmen würde. Vor allem, wenn er erst einmal ein paar Windeln gewechselt und das zweifelhafte Vergnügen genossen hatte, dem Geschrei seiner Tochter beim Baden zuzuhören.
4. KAPITEL
„Was soll ich jetzt tun?“
Travis blickte auf seine unglückliche Tochter, die auf einem weichen Handtuch auf der Badezimmerablage lag. Er hatte es geschafft, sie aus ihrem rosafarbenen Schlafanzug herauszupellen, aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, was er nun machen sollte.
„Nimm ihr die Windel ab“, rief Natalie aus dem angrenzenden Schlafzimmer. Er hörte, wie sie in einer der Taschen wühlte, die er nach dem Frühstück aus dem Wagen heraufgeholt hatte. „Ich bringe dir einen sauberen Strampelanzug und eine neue Windel.“
Nach ihrem Rülpser, auf den jeder seiner ehemaligen Marinekumpel stolz gewesen wäre, war Autumn sofort wieder eingeschlafen. Doch gerade, als er begonnen hatte, sich in seinen Vaterpflichten sicher zu fühlen, hatte Natalie ihm beim Frühstück eröffnet, dass
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