Julia Collection Band 28
Konnte ein anderer ihn ersetzen? Sie glaubte es nicht.
So ungern sie es sich auch eingestand, aber ihre Gefühle hatten sich verändert. Erging es Sullivan wie ihr? Erlebte auch er etwas, das er nicht erklären konnte? Vielleicht würde sie es nie erfahren.
Eines stand jedoch jetzt schon fest. Sollten sie sich jemals wieder lieben, musste Sullivan den ersten Schritt machen. Sie würde sich ihm kein zweites Mal an den Hals werfen. Und wenn es sie alle Kraft kostete, die sie hatte.
„Setzt euch“, bat ihre Mutter und stellte die Schale mit dem Kartoffelpüree auf den Esstisch. „Hoffentlich mögen Sie Schmorbraten, Sullivan.“
„Ich mag jede Art von Hausmannskost, weil ich sie so selten bekomme“, erwiderte er und setzte sich Lissa gegenüber. „Schmorbraten gehört zu meinen Lieblingsgerichten.“
Was mag er noch? Trotz der körperlichen Intimität zwischen ihnen wusste sie fast gar nichts über ihn. Wie gern hätte sie mehr über den Mann herausgefunden.
Ihre Mutter brachte Fleisch und Gemüse. „Lissa, dein Dad hat angerufen. Er hat Onkel Pete dazu überredet, das Haus zu verkaufen und nach Oregon zu ziehen.“
„Onkel Pete hat meinen Vater praktisch großgezogen“, erklärte Lissa Sullivan.
„In der Nähe gibt es ein Pflegeheim“, fügte Donna hinzu und setzte sich. „Dort können wir ihn besuchen. Onkel Petes Frau ist letzten Sommer gestorben, und da die beiden keine Kinder hatten, bleiben nur noch wir.“
„Wir sollten ihn zu uns holen“, schlug Lissa vor. „Dann können wir uns um ihn kümmern.“
„Aber was ist mit der medizinischen Betreuung?“, wandte ihre Mutter ein.
„Wir könnten doch eine Krankenschwester einstellen“, erwiderte Lissa. „Ich finde, Onkel Pete sollte den Rest seines Lebens bei seiner Familie verbringen, die ihn liebt.“
„Dein Vater sieht das bestimmt auch so“, sagte Donna. „Wenn er heimkommt, spreche ich mit ihm.“ Als Lissa Sullivan die Fleischplatte reichte, schüttelte ihre Mutter lächelnd den Kopf. „Ich kann noch immer nicht glauben, wie du dich verändert hast. Du bist so … strahlend.“
Ob es daran lag, dass sie vor einer Stunde ihre Jungfräulichkeit verloren hatte? Sah man ihr das an?
Donna kniff die Augen zusammen und beugte sich vor. „Was ist das?“
„Was denn?“, fragte Lissa und reichte Sullivan die Schüssel mit der Soße.
„Der rote Fleck da auf deiner Wange.“
Ach, du lieber Himmel! Erriet ihre Mutter nun, was passiert war? Lissa warf Sullivan einen Blick zu, damit er ihr irgendwie zur Seite stand. Vielleicht fiel ihm ja eine Ausrede ein. Ihre Eltern waren ziemlich altmodisch.
„Sie haben recht, Donna“, meinte Sullivan. „Lissa wirkt tatsächlich ein wenig erhitzt.“
Der Dummkopf! Beinahe hätte Lissa ihn unter dem Tisch getreten. Hoffentlich hielt er den Mund! Sie hatte zwar kein schlechtes Gewissen wegen ihres Zusammenseins, aber sie war gewiss nicht in der Stimmung für eine Lektion durch ihre Mutter. Ihre Affäre ging Donna nichts an.
Da sie sich nicht erinnerte, welche Wange gerötet war, legte sie beide Hände ans Gesicht. „Die Haut brennt tatsächlich ein wenig. Vielleicht ist es eine allergische Reaktion auf das Make-up.“
„Durchaus möglich“, meinte ihre Mutter und beugte sich weiter vor. „Du solltest dir das Gesicht waschen und Creme auftragen.“
„Gute Idee.“ Lissa hoffte, dass dadurch das Thema beendet war. „Das mache ich gleich nach dem Essen.“
Donna nahm einen Schluck Wasser und wandte sich an Sullivan. „Wie läuft es denn? Werdet ihr bis zur Präsentation in zwei Wochen fertig?“
„Wir haben noch viel zu tun, aber wir werden es schaffen.“ Er wandte sich nun direkt an Lissa: „Hast du genügend Energie für das, was da vor uns liegt? Kannst du dich darauf konzentrieren?“, fragte er sie.
„Offenbar kennen Sie meine Tochter noch nicht gut genug“, sagte Donna lachend. „Sie lebt für die Arbeit und konzentriert sich sogar viel zu sehr darauf.“
Lissa wusste genau, was er meinte. Er würde schon sehen, wie viel Energie sie hatte, um ihre körperliche Lust in den Hintergrund zu drängen. Wenn sich jemand auf seine Arbeit konzentrieren konnte, dann Lissa Cartwright! Na ja, es blieb ihr schließlich auch gar nichts anderes übrig.
„Die Präsentation ist viel zu wichtig, als dass ich nicht alles andere in den Hintergrund schieben würde“, erklärte sie.
„Gut.“ Sullivan war erleichtert, weil Lissa ihn verstand und mit ihm einer Meinung war. Das beruhigte sein
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