Julia Collection Band 57
Lincolns Brüder schweifen, die netter zu ihr gewesen waren, als sie es je für möglich gehalten hätte, und deren Motive sie immer noch nicht verstand. Sie alle hatten sich frisch gemacht, saubere Hemden und Jeans angezogen und sogar ihre Stiefel poliert. Ihre Cowboyhüte hielten sie in Händen.
Erst jetzt fiel Lindsey auf, dass Lincoln dem Beispiel seiner Brüder gefolgt war. Als er ins Haus gekommen war, hatte sie, weil sie ganz in Gedanken und anschließend wegen der zerbrochenen Tasse und ihrer Verletzung abgelenkt war, gar nicht darauf geachtet, was er anhatte. Natürlich war sie sich seiner männlichen Ausstrahlung bewusst gewesen. Vielleicht zu bewusst, um auf Äußerlichkeiten zu achten. Auch war ihr nicht aufgefallen, dass er seinen zweitbesten Stetson, den er jetzt immer trug, weil Cade seinen Lieblingshut bekommen hatte, nicht bei sich hatte.
Die Cades hatten mehrere Wochen für Luckys Witwe gearbeitet, doch der Empfang, den sie ihr jetzt bereiteten, galt ihr. Sie wollten ihr zeigen, dass sie ihnen als Person etwas bedeutete, und nicht nur, weil sie in ihr die Witwe eines guten alten Freundes sahen.
„Danke“, sagte sie leise zu Lincoln, ehe sie sich bei jedem seiner Brüder einzeln bedankte.
„Adams.“
Der Älteste von Gus Cades Söhnen – schlank und sonnengebräunt, mit dem ersten Anflug von Grau im dunkelbraunen Haar – stand im Schatten einer Eiche. Die bildschöne Frau neben ihm war Eden, seine Frau, die Lindsey von einer kurzen Begegnung kannte. Während der Restaurierungsarbeiten hatte Adams gelegentlich mit ihr, Lindsey, gesprochen. Er hatte ihr auch das Du angeboten, wie die anderen übrigens auch.
„Dieses Farmhaus hier steht für alles, was ich selbst nie hatte – eine Familie, Wurzeln. Ich möchte mich bei dir bedanken, dass du für Cade und mich ein richtiges Zuhause daraus gemacht hast. Hoffentlich bedauerst du eines Tages nicht, was du für uns getan hast.“
„Es war mir ein Vergnügen, dir zu helfen, Lindsey. Ich werde es bestimmt nicht bedauern.“ Adams nahm ihren Dank mit einer knappen Verbeugung an. Der kurze Blick, den er danach Eden zuwarf, verdeutlichte, wie fasziniert er von seiner Frau war.
Früher einmal hatte Lindsey davon geträumt, dass Lincoln sie genauso ansehen würde. Doch dieser Traum würde sich wohl nie erfüllen. Denn wer hätte verliebter sein können als Adams?
Den Beweis seiner Liebe, die Eden innig erwiderte, hielt er auf dem Arm – ein hübsches kleines Mädchen, das ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war. Noelle, das Baby, das der modernen Wissenschaft zufolge eigentlich gar nicht auf der Welt sein dürfte. Über das Wunder ihrer Geburt hinaus symbolisierte dieses niedliche kleine Mädchen die Macht der Liebe. Ja, dachte Lindsey, dieses Kind ist der Inbegriff von Liebe.
Wehmütig wandte sie sich ab.
Ein paar Schritte von Adams und seiner Familie stand Jackson. Die Sonne ließ sein kurz geschnittenes rotbraunes Haar geradezu leuchten. In den Geschichten, die er Cade erzählte, hatte Lucky den dritten der Brüder sehr treffend als den temperamentvollen mit dem weichen Herzen beschrieben. Er wurde schnell wütend, aber noch schneller lachte er wieder, neckte andere, schloss sie ins Herz.
Dass das stimmte, hatte Lindsey immer wieder daran gesehen, wie Jackson mit Cade umging. Auch jetzt, als er Lindsey betrachtete, wurde seine Miene weich. Und blieb es, selbst als er den Blick zwischen ihr und Lincoln hin- und herschweifen ließ und dabei wissend lächelte.
Weil sie annehmen musste, dass Jackson die Scharade durchschaute, die sie spielte, errötete Lindsey.
„Jackson.“ Um ihn von ihrer Verlegenheit abzulenken, zählte sie schnell auf, was er alles für sie getan hatte. „Aber besonders danke ich dir dafür, dass du aus der Stuart-Farm wieder eine richtige Farm gemacht hast“, schloss sie.
„Tja, meine Liebe, ich würde es ja gern als mein Verdienst ansehen, dass die Weiden wieder in Schuss und neu eingezäunt sind.“ Verschmitzt grinsend wandte er sich an Lincoln. „Aber ich müsste lügen. Denn Lincoln hat dabei härter gearbeitet als alle anderen. Um nicht zu sagen, er hat geschuftet, als wäre der Teufel hinter ihm her.
Nein, für meine Hilfe als Nachbar brauchst du dich nicht zu bedanken, Lindsey. Besonders, da ich ja mehr Nutzen von den Weiden habe als du. Aber dafür, dass ich bei dieser Aktion Lincoln und seine schlechte Laune ertragen musste, kannst du mir gern danken. Immerhin habe ich ihn dir wenigstens für eine
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