Julia Collection Band 57
zutiefst, wie sehr der Junge den Mann nachahmte, der sein großes Vorbild war. Dann musste sie lachen, als Cade die Arme verschränkte, sich so breitbeinig hinstellte, wie es mit Lincolns Stiefeln ging, und erklärte: „Adams sagt, er hat mich gern um sich, weil ich so schlaue Fragen stelle.“
„Also, das wird wohl keiner bestreiten.“ Zu Cades Überraschung hob Jefferson ihn hoch und setzte ihn sich auf die Schultern. „Wie wär’s, wenn wir zum Bach gehen, damit du dir die Hände wäschst, während die anderen schon mal mit Essen anfangen. Wenn wir zurückkommen, essen wir alles auf, was noch übrig ist.“
„Warum hast du ein Band aus blauen Steinchen im Haar? Kann ich wirklich den ganzen Kuchen aufessen, der wie Rasierschaum aussieht?“ Cade lachte vergnügt, als Jefferson mit ihm zum Bach loslief.
Lindsey hörte nicht, was Jefferson antwortete, denn in dem Moment sprach Eden sie an. „Es stimmt. Sie alle mögen den Jungen sehr. Adams erzählt Cullen und mir jeden Abend neue Storys von Cade.“
Lindsey hatte Adams’ Frau bisher nur einmal getroffen. Als sie erst ein paar Tage auf der Stuart-Farm war, hatte Eden sich vorgestellt und ihre Hilfe angeboten, egal wobei. Sie, Lindsey, brauche nur anzurufen.
Natürlich hatte Lindsey sie nicht angerufen, denn solange die Cades auf der Farm waren, hatten die sich um ihre Belange gekümmert. Doch jetzt brauchte sie Eden als moralischen Beistand, denn wer könnte ihr den besser gewähren als eine Frau, die die Cades so gut kannte.
„Ich bin froh, dass du heute kommen konntest, Eden. Das alles ist ein bisschen …“
Eden lachte. „Ich glaube, du meinst ‚überwältigend‘. Ja, die Cades haben eine Art, eine Frau zu überwältigen, ohne es überhaupt darauf anzulegen.“
„Ohne es worauf anzulegen?“ Lincoln, der mit Adams und Jackson herumgealbert hatte, hatte die letzte Bemerkung nur halb mitbekommen.
„Andere Menschen zu überwältigen, Lincoln.“ Eden tätschelte ihm liebevoll die Wange. „Ihr Cades habt eine Art, den Rest der Welt zu überwältigen.“
„Ha!“ Er legte Lindsey von hinten beide Arme um die Taille. „Erzähl das mal dieser Frau. Oder Noelle. Ich habe den Verdacht, die beiden sind von uns nicht im Geringsten beeindruckt. Stimmt’s, meine Liebe?“
Kaum war Lindsey sein sanfter, zärtlicher Unterton bewusst geworden, da spürte sie, wie Lincoln hauchzart mit den Lippen ihre Schläfe streifte. Obwohl ihr Herz jubilierte, versuchte sie sich einzureden, dass das nichts zu bedeuten hatte, dass es zu einem Spiel gehörte, das er für seine Brüder spielte. Vielleicht für Cade. Dass er so überzeugend war, bewies einmal mehr, dass die Cade-Brüder eine ganz besondere Ausstrahlung hatten.
Dabei hatten sie alle eine andere Mutter und eigentlich wenig von ihrem Vater. Doch schon nach kurzer Zeit merkte man, dass sie sich im Herzen sehr ähnlich waren. Lucky hatte dieses Phänomen beschrieben, als er Cade von seinen Abenteuern mit den vier Brüdern erzählte.
Lindsey hatte das bestätigt gefunden, als es für diese unglaublich großzügigen Männer wochenlang Vorrang vor allem anderen hatte, für Lucky Stuarts Witwe ein Haus zu restaurieren. Sosehr sie ihnen auch aus dem Weg gegangen war, ihre Herzlichkeit war praktisch allgegenwärtig. Auch heute, wie vorhin beispielsweise bei ihrer Begrüßung.
Und womöglich kam diese Herzlichkeit auch in Lincolns zärtlichen Worten zum Ausdruck und in seinem Kuss.
Ja, mehr steckte sicher nicht dahinter. Doch im Augenblick würde sie ihn nicht darauf ansprechen. Nicht, ehe sie nicht durchschaute, was er vorhatte.
„Nicht beeindruckt?“ Langsam strich Lindsey Lincoln mit einem Finger über den Handrücken. Sie beschloss, dass zwei sein Spiel spielen konnten, was auch immer es sein mochte. „Von einem Cade? Ausgeschlossen.“
Lachend nahm Eden Adams’ Hand. „Ich würde sagen, du hast die Frau gefunden, die es mit dir aufnimmt, Lincoln Cade.“
Ohne zu zögern, erwiderte Lincoln: „Das hoffe ich, denn zu gegebener Zeit will ich diese Lady fragen …“
„Lincoln.“ Jeffersons Stimme klang ruhig, doch aus irgendeinem Grund war Lindsey sofort alarmiert. Noch ehe sie sich umdrehte, und obwohl Jefferson Lincoln gerufen hatte, wusste sie, dass es um Cade ging. Aber was sie dann sah, traf sie völlig unvorbereitet.
Blut. Alles war rot, auch Jefferson.
Rot von Cades Blut.
6. KAPITEL
Der Geruch überfiel Lindsey geradezu. Er war wie Nebel, der sich überall ausbreitet, und rief dabei
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