Julia Collection Band 57
er da und wehrte seinen Schmerz ab. Gus war zäh. Er hatte schon so manches überstanden. Und er würde bestimmt alles überstehen, was dieser Schlaganfall ihm bescherte. Mitleid jedoch niemals.
Also blieb Adams abwartend stehen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
Gus mühte sich wieder und wieder, mit seiner linken Hand seine gelähmte rechte zurück auf die Armlehne des Rollstuhls zu legen. Es wollte ihm nicht gelingen. Schließlich verließen ihn die Kräfte, und er sank leise fluchend in seinen Rollstuhl zurück. Er atmete schwer.
Als er wieder zu Atem gekommen war, hob Gus den Kopf. Er war noch bleicher, seine Augen lagen noch tiefer. Aber sie sprühten immer noch Funken, als er Adams’ Blick suchte und stumm um Hilfe bat.
Schweigend ging Adams zu seinem Vater. Er kauerte sich neben den Rollstuhl, nahm den herunterhängenden Arm und legte ihn vorsichtig auf die Armlehne.
Er zögerte, und in diesem kurzen Moment spürte er, wie ihm unsicher übers Haar gestrichen wurde. Doch als er hochsah, war Gus nicht anzumerken, dass er ihn berührt hatte.
Wortlos erhob sich Adams. Und da ergriff Gus seine Hand.
„Ich habe dich gebeten herzukommen …“ Gus entschuldigte sich nicht für die Jahre der Verbannung. Doch was immer er ihm zu sagen hatte, es fiel ihm sehr schwer. Er versuchte es erneut. „Ich habe dich hergebeten, damit du das hier in Ordnung bringst. Belle Rêve, meine ich. Lincoln kennt sich mit Bäumen und Tieren aus und wie man sie behandelt. Jackson versteht etwas von Pferden und Pferdezucht. Und Jefferson … Du hast recht – er arbeitet hart. Aber du, Adams, du verstehst etwas von Zahlen. Von Geschäften. Wenn jemand die Sache hier richten kann, dann du.“
„Darum geht es? Bei all dem hier?“ Adams zeigte durch das ungeputzte Fenster nach draußen. „Du lässt das, was du mehr als alles auf der Welt liebst, wegen finanzieller Probleme verfallen? Wenn ich …“
„Ich brauche kein Geld von dir“, unterbrach Gus ihn. „Ich brauche deine Hilfe.“
„Wie denn?“
„Kümmere dich um die Bücher. Stell fest, welche finanziellen Mittel benötigt werden. Dann spuck in die Hände, um Belle Rêve wieder in Schuss zu bringen.“
Adams traute seinen Ohren nicht. „Du willst, dass ich wieder auf der Plantage arbeite?“
Kaum hatte Adams das gesagt, da begriff er, dass Gus einfach zu stolz war, um andere sehen zu lassen, in welchen Zustand sein Missmanagement Belle Rêve versetzt hatte. Deshalb würde er seine Söhne schuften lassen. Und der alte Schurke wusste nur zu gut, dass seine Söhne genau das tun würden.
„Schön.“ Adams trat einen Schritt zurück. „Ich werde es tun, Gus Cade. Ich werde die Plantage wieder zu einem profitablen Betrieb machen. Ich werde reparieren, was repariert werden muss. Ganz gleich, wie lange es dauert – unter einer Bedingung.“
„Welche Bedingung?“
„Dass ich freie Hand habe. Keine Einmischung, egal, ob du mit dem, was ich mache, einverstanden bist oder nicht“, erklärte Adams fest. „Keine Kompromisse, Gus. Entweder auf meine Art oder gar nicht.“
„Verdammt und zugenäht, du nutzt deinen Vorteil aber wirklich rücksichtslos aus.“
„Ich hatte einen guten Lehrmeister.“
Auch wenn ihm Bedingungen nicht behagten, so wusste Gus Cade sehr gut, dass er keine andere Wahl hatte. „In Ordnung. Keine Einmischung, keine Kompromisse.“
„Auf meine Art?“
Gus starrte zum Fenster hinaus, und als Adams schon glaubte, er würde nicht zustimmen, murmelte er: „Auf deine Art.“
„Ich komme morgen früh zurück. Punkt sieben. Dann nehme ich die Sache in Angriff.“ Damit wandte sich Adams zum Gehen.
„Du kannst hier wohnen!“, rief Gus ihm nach.
Adams blieb stehen, ohne etwas zu erwidern.
„Lincoln hat eine Wohnung in der Stadt. Er behauptet, das sei näher zu seiner Praxis und den anderen Farmen, falls er zu einem Notfall muss. Jackson wohnt in River Trace, dieser halb verfallenen Farm, aus der er eine erstklassige Pferdezucht machen will.“ Gus tat die Idee mit einem Achselzucken ab. Aber nur eine Schulter bewegte sich. „Und was Jefferson abends so treibt, weiß man nicht so genau. Aber gegen Morgen taucht er immer hier auf.“
Gus runzelte die Stirn, und da merkte Adams zum ersten Mal, dass seine Lähmung auch seine Mimik betraf. „Jeffie war von jeher ein Nachtmensch, Gus. Das weißt du doch. Er streifte früher immer durch die Sümpfe, um die nachtaktiven Tiere zu beobachten.“
„Für dieses Hobby dürfte er langsam zu
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