Julia Extra 0353
mit mittelalterlichen Malereien bedeckt waren: Nymphen, Satyre, Götter und Göttinnen vergnügten sich in den verschiedensten Liebesakten.
Das ganze Zimmer war eine Orgie aus Farben, Leidenschaft und Sex. Das perfekte Liebesnest. Erwartete Raoul wirklich, dass sie hier schlief?
„Das ist vermutlich das größte Schlafzimmer im Haus.“ Sie spürte, wie ihre Wangen glühten.
Sie war nicht prüde, aber in Raouls Gegenwart waren erotische Zeichnungen das Letzte, was sie brauchen konnte.
„Du bist mein Gast, und dies ist das komfortabelste Zimmer.“
Komfortabel vielleicht, entspannend sicher nicht.
„Und hier ist das Bad.“ Er streckte die Hand nach der Klinke aus, die sich direkt neben dem Po eines Gottes befand, der sich gerade mit sehr deutlichem Vergnügen seiner Gespielin widmete.
„Du wirst ja rot“, stellte Raoul fest. „Bist du schockiert?“
Das ist es nicht, dachte Gabriella. Aber wenn sie mit Raoul zusammen war, konnte sie solche Bilder nicht gebrauchen. Sie waren gar nicht mehr nötig. Es kam ihr vor, als hätte ein Künstler schon vor fünfhundert Jahren ihre allnächtlichen Fantasien auf diese Wände gemalt. Auf Raouls Schlafzimmerwände.
„Ich bin überrascht von diesem … einzigartigen Wandschmuck, das stimmt. Aber der Raum ist wunderschön.“ Hastig betrat sie das Badezimmer.
Doch beim Anblick der weißen Marmordusche stellte sie sich unwillkürlich vor, wie Raoul sich nackt unter dem heißen Wasserstrahl einseifte. Hastig schloss sie die Augen, doch sie konnte die Bilder nicht vertreiben. Wassertropfen perlten von Raouls perfektem Körper und zogen ihre Bahnen durch die seidigen Härchen auf seiner Brust, über seinen trainierten Bauch und weiter hinab zu …
Sie schluckte und bemühte sich um ein Lächeln. „Eine wundervolle Wohnung!“, erklärte sie viel zu enthusiastisch. „Wie alt ist der Palazzo?“, versuchte sie das Thema zu wechseln.
„Über siebenhundert Jahre.“ Raoul zeigte ihr den Rest des Hauses: ein zweites Bad, ein Arbeitszimmer und ein weiteres, deutlich kleineres Schlafzimmer.
Ohne Liebesnest, dachte Gabriella ironisch. Sie wäre vollkommen glücklich mit diesem Zimmer gewesen.
„Aber jetzt muss ich dich allein lassen“, sagte er knapp, sobald sie ihren Rundgang beendet hatten. „Fühl dich ganz wie zu Hause.“ Bevor Gabriella etwas erwidern konnte, war er gegangen.
Für einen Moment stand sie nur da. Durch die geöffneten Balkontüren wehte der köstliche Duft nach Knoblauch und gegrilltem Fisch aus einer nahen Trattoria herein, und ein Gondoliere schmetterte für seine Fahrgäste eine Arie.
Welche Dämonen verfolgen Raoul? dachte sie. Doch auch als der Gondoliere schon lange verstummt war, hatte sie noch keine Antwort gefunden. Schließlich ließ sie das Grübeln sein und beschloss, ihre Koffer auszupacken und dann die Stadt zu erkunden. Das würde sie bestimmt auf andere Gedanken bringen.
In ihrem Schlafzimmer fand sie Natania vor, die schon die Hälfte ihres Gepäcks in die Schränke geräumt hatte. „Oh, ich wollte eigentlich gerade selbst auspacken.“
Natania richtete sich auf. In der Hand hielt sie noch einen Kaschmirpullover. „Das tue ich gern. Ich habe im Moment sowieso nichts anderes zu tun.“ Sie legte ihre Wange an die weiche Wolle. „Sie haben so wundervolle Sachen, und sie stehen Ihnen so gut. Als sie aus dem Boot gestiegen sind, hat mein Marco gesagt, sie würden wie eine frisch erblühte Blume aussehen. Gerade bereit, um gepflückt zu werden.“
Gabriella runzelte die Stirn. „Das hat Marco gesagt?“
Natania nickte lächelnd, dann legte sie den Pullover ehrfürchtig in eine Schublade. „Ich hoffe, Sie sind nicht beleidigt. Es sollte ein Kompliment sein. Er war ein bisschen besorgt, dass Sie in diesem Schlafzimmer …“ Sie wedelte mit der Hand durch die Luft. „Na ja, dass Sie es beunruhigend finden.“
Gabriella dachte immer noch über eine Antwort nach, als die andere Frau ein Kleid aus dem Koffer nahm und auf dem Bett ausbreitete. Bewundernd strich Natania über den Stoff.
„So schön“, murmelte sie. Sie zog eine Schutzhülle über das Kleid, bevor sie es in den Schrank hängte. „Haben Sie vielleicht Lust, einmal mit mir shoppen zu gehen, während Sie hier sind?“
„Das würde ich sehr gerne tun.“
Natanias dunkle Augen leuchteten auf. „Wirklich? Bene. Auf jeden Fall habe ich Marco gesagt, dass er sich irrt. Eine so schöne Frau wie Sie kann keine ungepflückte Blume sein, die ein bisschen Nacktheit aus
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