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Julia Extra 0353

Julia Extra 0353

Titel: Julia Extra 0353 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter , Fiona Harper , Kim Lawrence
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Doch der zog es ja vor, sie in der Hochzeitsnacht allein zu lassen.
    Und was würden die beiden von ihr denken? Die einsame Braut, immer noch im Hochzeitskleid, auf der verzweifelten Suche nach ihrem Gemahl.
    Sie hatte das Mitleid in Natanias Augen gesehen. Brauchte sie wirklich noch mehr davon?
    Das Geräusch des Regens mischte sich mit dem unablässigen Donnergrollen. Gabriella schauderte. Hier im Flur war es eiskalt. Ihr Kopf schmerzte, und sie war todmüde. Hinter ihr knisterte in ihrem Zimmer das Kaminfeuer, und das Bett sah gemütlich und einladend aus. Ein schwacher, gespenstischer Schimmer fiel durch ein Fenster am Ende des Flurs und bildete die einzige Beleuchtung. Das erste Morgengrauen, erkannte Gabriella. Bald würde die Dämmerung anbrechen. Es war schon später, als sie gedacht hatte.
    Kein Wunder, dass sie so müde war. Sie würde sich für einen Moment hinlegen, nur um sich aufzuwärmen. Und vielleicht würde Raoul zu ihr kommen, wie er ihr versprochen hatte. Sie würde auf ihn warten.
    Und morgen – heute – würde alles einen Sinn ergeben. Etwas anderes war undenkbar.
    Er stand am Fenster und sah in den Sturm hinaus. Die Regentropfen perlten wie Tränen an der Scheibe hinab. Könnte er doch nur alle Gedanken an die Frau auslöschen, die oben in ihrem Bett lag und auf ihn wartete!
    Sie war bestimmt verwirrt und ärgerlich. Damit konnte er umgehen. Das hatte er erwartet. Es war ihr Schmerz, den er nicht ertragen konnte. Wie verletzt musste sie sein!
    Aber sie war müde, sie würde schlafen. Und bald würde sie verstehen, dass es keinen anderen Weg gab.
    „Es ist vollbracht, Umberto“, sagte er leise. „Und ich hoffe, du bist zufrieden.“

8. KAPITEL
    Er war nicht gekommen.
    Mittag war bereits vorüber, als Gabriella erwachte. Im ersten Augenblick fühlte sie beim Anblick der leeren Betthälfte nur tiefe Verzweiflung, dann sah sie, dass Natania mit einem Tablett ins Zimmer gekommen war.
    Die junge Italienerin zog schwungvoll die Vorhänge zurück und enthüllte einen leuchtend blauen Himmel. Sie musterte Gabriella mit einem nachdenklichen Blick. „Raoul hat mich geschickt, um nach Ihnen zu sehen.“
    Aus Gabriellas Enttäuschung wurde Ärger. „Wie aufmerksam von ihm“, erwiderte sie schnippisch. Dass er nicht selbst gekommen war, empörte sie zutiefst. „Und wie geht es meinem Ehemann heute?“
    Natania zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Ich habe gelernt, solche Fragen nicht zu stellen.“
    „Weil Ihnen die Antworten nicht gefallen?“
    „Weil es manchmal besser ist, sie nicht zu wissen.“
    Gabriella war anderer Meinung. Sie würde Raoul einige Fragen stellen, und sie wollte die Antworten hören. Barfuß tappte sie zum Fenster, während Natania ihr Kaffee eingoss. Überrascht weiteten sich ihre Augen, denn der Ausblick war einfach atemberaubend.
    Das Schloss war auf eine Landzunge gebaut worden, an einer Seite lag ein schmaler Strand. Unterhalb vom Schloss brachen sich die Wellen donnernd am Fuß der Klippen, und die Gischt glitzerte im Sonnenlicht wie Diamanten. Dahinter erstreckte sich das azurblaue Meer, so weit das Auge reichte. Alles wirkte hell, strahlend und vollkommen.
    Ganz anders als gestern Abend, mit all dem Nebel und dem furchtbaren Unwetter. Aber vielleicht war sie auch nur ein bisschen melodramatisch geworden, weil sie übermüdet gewesen war. Beim Anblick des blauen Himmels fühlte sie sich jedenfalls schon gleich viel besser. Ihr war, als könnte sie die Wärme des Tages durch das Glas spüren. Und sie würde sich noch viel besser fühlen, wenn sie erst einmal mit Raoul gesprochen hatte.
    Sie ließ sich von Natania genau erklären, wo sie die Bibliothek fand, und nach dem Frühstück und einem Bad machte sie sich auf den Weg durch das labyrinthische Schloss. Selbst bei Tageslicht war es ein düsterer Ort, voll mit dunklen Holzmöbeln, dicken Deckenbalken und schweren Wandteppichen. Gabriella schauderte in ihrem leichten Sommerkleid und der dünnen Strickjacke. Beim Blick aus dem Fenster hatte sie sich für einen Sommertag gekleidet, aber das Haus schien jedes Sonnenlicht auszusperren. Sie rieb sich fröstelnd über die Arme. Ob es hier drinnen jemals warm wurde?
    Alles war so still, ohne ein Lebenszeichen, nur eine alte Standuhr tickte laut. Das Geräusch zerrte an Gabriellas Nerven, als sie langsam die Treppe hinunterstieg. Unwillkürlich bemühte sie sich, möglichst leise zu sein, als dürfte sie die Stille nicht stören. Sie zögerte auf der letzten Stufe und

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