Julia Extra 360
und es zu keinen weiteren Vertraulichkeiten gekommen war, konnte ihn Maxie auch schlecht dazu befragen.
Er blieb eben ein mysteriöser Mann, der an irgendetwas schwer zu tragen hatte. Maxie wollte ihn nicht zum Feind haben, weder auf dem Spielfeld noch sonst irgendwo. Seine Gegner konnten einem leidtun …
„Wir werden ein paar Nächte in Buenos Aires bleiben“, informierte er sie und steckte sein Handy wieder ein. „Du kannst ein bisschen die Stadt und einige der Lieferanten kennenlernen, mit denen wir zusammenarbeiten. Anschließend reisen wir weiter aufs Land, dann kommst du in den Genuss, dein erstes Polomatch zu sehen. Ein Freundschaftsspiel mit Nero.“
Maxie lachte hell. „So etwas gibt es? Ein freundschaftliches Polospiel?“
Seine Mundwinkel zuckten leicht. „Du wirst es herausfinden.“
„Nero muss ein recht guter Freund von dir sein?“
„Einer meiner besten. Ich vertraue ihm so sehr, dass ich seiner Einschätzung hinsichtlich …“
Obwohl Diego aufhörte zu reden, wusste Maxie, woran er dachte. Nero sollte beurteilen, ob Diego international wieder wettbewerbsfähig war. „Wie dem auch sei, es wird ein wichtiges Match werden“, sagte sie verständnisvoll.
„Das Wichtigste überhaupt“, stimmte Diego leise zu.
Er brauchte ihr nicht zu erläutern, wie viel ihm sein Sport und seine Polokarriere bedeuteten. Maxie wusste, dass er sich nach seinem schweren Sturz so schnell wie möglich zurück in den Sattel gekämpft hatte und seitdem wie ein Besessener trainierte. Aber der Zustand seines Beines hatte sich in den vergangenen Wochen so stark gebessert, dass er sich eigentlich keine Sorgen mehr zu machen brauchte. Jedenfalls hoffte sie das für ihn.
Nach einer Weile wies Diego den Fahrer an, am Straßenrand zu halten. „Empanadas“, sagte er zu Maxie und zeigte auf einen Imbiss am Straßenrand. „Leckere kleine gefüllte Pasteten. Du wirst sie lieben, und ich bin buchstäblich am Verhungern.“
„Ich kann immer essen“, behauptete sie mit einem Lächeln.
Hier in der Stadt ist Diego ein völlig anderer Mann, stellte Maxie fest. Er stand wieder mitten im Leben und war nicht mehr so verschlossen und verbittert wie auf der Insel. Wahrscheinlich war ein Knoten geplatzt, als er sich entschlossen hatte, endlich sein selbst gewähltes Exil aufzugeben.
Ich sollte die Gelegenheit nutzen und mich hier unter seinem Einfluss beruflich weiterentwickeln, nahm Maxie sich vor. Warum bekomme ich dann nicht aus dem Kopf, dass wir uns geküsst haben?
Sie musste wieder lachen, als sie beobachtete, dass er den halben Imbissstand leer kaufte. „Was soll das denn werden?“, fragte sie ihn, als er mit Schachteln und Tüten beladen zurück in die Limousine stieg.
„Ich habe eben Hunger“, murmelte er achselzuckend, und sie machten sich gemeinsam über die Köstlichkeiten her.
Während er auf das Essen gewartet hatte, waren scharenweise Autogrammjäger auf ihn zugestürmt. Maxie hatte das Spektakel vom Auto aus beobachten können, und ihr war aufgefallen, wie aufgeschlossen und freundlich sich Diego seinen Fans gegenüber verhalten hatte.
„Wie kommst du mit diesem Ruhm eigentlich zurecht?“, wollte sie wissen. „Nervt er dich nie?“
„Ich schulde meinen persönlichen Erfolg genau diesen Menschen“, erklärte er und machte eine Kopfbewegung Richtung Seitenfenster. „Ich spiele, um für sie zu gewinnen.“
Für Maxie stand nun endgültig fest, dass Diegos größte Angst darin bestand, irgendjemanden zu enttäuschen. Immerhin kehrte er nach langer Krankheit in den Profisport zurück, und es gab keine Garantie dafür, dass diese Rückkehr glücken würde.
„Ich werde bis kurz vor dem Spiel mit deinem Bein arbeiten“, versprach sie impulsiv.
Er sah sie direkt an. „Darauf zähle ich.“
Sein dunkler Blick ging ihr durch und durch.
Im Grunde tue ich doch nur einem Freund einen Gefallen, redete Maxie sich ein und strich ein paar Krümel von ihrer Jeans, um den intensiven Augenkontakt zu unterbrechen.
Sie hatte es grundsätzlich vermieden, sich näher auf einen anderen Menschen einzulassen, und daran wollte sie festhalten. Keine ihrer Beziehungen war von Dauer gewesen. Schuld daran war zum Teil ihre Männerwahl gewesen, aber Maxie hatte auch niemals das Verhalten ihres Vaters gegenüber ihrer Mutter vergessen können. Sicher, er änderte sich, als ihre Mutter schwer erkrankte. Trotzdem war ihre Mutter zeit ihres Lebens nie richtig glücklich geworden.
Als Diego sie neugierig anstarrte und
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