Julia Extra Band 0198
„Spürst du nicht auch, dass wir füreinander gemacht sind? Es wäre ein Verbrechen gewesen, wenn du den armen Tom geheiratet hättest. Er hat eine Frau verdient, die ihn wirklich liebt. Auch wenn es schwer für ihn ist, aber es ist besser, dass er die Wahrheit vor der Hochzeit erkannt hat, nicht danach. Eines Tages wird er den Schmerz verwunden haben und eine Frau finden, die zu ihm passt. Und er wird glücklicher sein, als er es jemals mit dir geworden wäre.”
Pippa schloss die Augen und schmiegte sich an Randal. Sie wollte nur zu gerne glauben, was er sagte, doch wie sollte es mit ihr weitergehen?
„Ich nehme an, ihr habt die Hochzeit abgesagt?”, fragte Randal.
„Ja. Tom kümmert sich darum. Er möchte immer alles unter Kontrolle haben, und vermutlich fürchtet er, dass ich jemanden vergessen könnte.”
„Warum hast du geweint?”
Sie seufzte.
„Es tut mir so leid für Tom.”
„Du hast ihn nie geliebt. Gib es zu.”
„Nein. Aber er hat mich geliebt, und ich habe ihn verletzt. Außerdem ist mir bewusst geworden, dass ich das Bauernhaus verkaufen muss; dabei hänge ich mit ganzem Herzen daran. Ich werde aber nicht weiter mit Tom in der gleichen Firma arbeiten, und ich möchte auch nicht den Kredit weiterhin bei der Versicherung haben. Deshalb bleibt mir nichts anderes übrig, als mir eine andere Stelle zu suchen, das Haus zu verkaufen und das Darlehen zurückzuzahlen. Dann werde ich mein Leben woanders erneut beginnen.”
„Du machst dir zu viele Sorgen”, sagte er beschwichtigend.
„Hör auf, Randal, du hast gut reden, aber du kannst nicht meine Probleme einfach so vom Tisch wischen. Ich habe schon einmal alles aufgeben müssen und weiß, wie hart das ist. Das letzte Mal hatte ich nur eine kleine Wohnung, aber dieses Mal muss ich von einem Haus Abschied nehmen, das ein richtiges Heim für mich geworden ist.”
„Du könntest mit mir zusammenleben.”
Sie starrte ihn verblüfft an, dann stieß sie hervor: „Niemals im Leben!”
Randal aber lachte nur auf.
„Denk darüber nach. Bist du wirklich so sicher, dass es keine gute Idee ist?”
„Du hältst dich wohl für besonders spaßig.” Pippa gelang es kaum noch, die Wut zu unterdrücken. „Ich denke, es ist wirklich an der Zeit, dass du mich in Ruhe lässt. Bitte geh jetzt.”
Er machte einen Schritt zurück und strich sich die dunklen Haare aus der Stirn.
„Kann man hier irgendwo zu Abend essen?”
„Das Beste ist, nach London zurückzufahren.”
„Ich wollte eigentlich mit dir essen.”
Sie warf ihm einen langen, distanzierten Blick zu.
„Meinst du nicht, dass du meine Nerven heute schon genug strapaziert hast? Als ich heute Morgen aufgestanden bin, war ich bester Laune. Ich habe mich ehrlich auf die Hochzeit und die gemeinsame Zukunft mit Tom gefreut. Dann aber bist du aufgetaucht und hast alles zerstört. Und jetzt lädst du mich zum Abendessen ein, als sei nichts Besonderes passiert. Die Antwort ist Nein! Ich werde nicht mit dir ausgehen. Und ich will dich auch niemals mehr wiedersehen. Ist das klar?”
Er schaute ihr tief in die Augen.
„Das meinst du nicht ernst. Du sehnst dich doch genauso nach mir wie ich mich nach dir. Warum gibst du es nicht zu? Wir sind beide ungebunden.”
Zögernd senkte sie den Blick. Er würde sicher nicht so schnell nachgeben, doch auch sie war nicht bereit, sich seinem Willen zu fügen. Er war in ihr Leben getreten und hatte alles geändert, ohne sich zu fragen, ob er dabei Pippa oder Tom verletzte. Er sagte, dass er sich nach ihr sehnte. Aber das hieß noch lange nicht, dass er sie liebte. Wenn er sie wirklich liebte, hätte er sie nicht in eine so schreckliche Situation gebracht. Denn gehörte zu Liebe nicht auch, dass man den Willen des anderen respektierte?
Er hatte sie seit vier Jahren nicht mehr gesehen, da konnte er doch nicht wissen, ob sie Tom liebte oder nicht. Das aber schien ihm nichts zu bedeuten. In Wirklichkeit dachte er nur an sich, und es ging ihm gar nicht darum, Pippa glücklich zu machen. Alles, was er wollte, war Sex mit ihr. Und sicher würde er alles daransetzen, seinen Willen zu bekommen.
Das aber hatte nichts mit wahrer Liebe zu tun.
„Pippa?”, sagte er sanft. „Was erwartest du von mir? Soll ich dich auf Knien anflehen, mit mir essen zu gehen? Ich denke, das wäre eine gute Gelegenheit, uns gründlich auszusprechen.”
Pippa schien es so, als hätten sie schon den ganzen Tag miteinander gesprochen, ohne sich wirklich zu verstehen. Wie sollte das
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