Julia Extra Band 0198
kümmere.”
„Was meinst du?”
„Die Wahrheit ist doch, dass wir nicht für eine Ehe miteinander gemacht sind. Das ist uns gerade noch rechtzeitig bewusst geworden.” Er machte erneut eine Pause. „Das werden wir als Erklärung geben, was hältst du davon?”
Pippa rührte es, dass er sie auch jetzt noch beschützen wollte.
„Ja”, sagte sie sehr leise.
„Dann auf Wiedersehen.”
Er durchquerte den Raum und schloss die Haustür hinter sich. Pippa starrte ihm noch eine ganze Weile nach. Sie fühlte sich ausgelaugt und abgespannt. Sie hatten jede Einzelheit der Hochzeit geplant, doch jetzt war alles in wenigen Minuten zusammengebrochen. Wie aber sah es mit ihrem Job aus? Würde Tom es ertragen, sie weiterhin in der Firma zu sehen, oder darauf drängen, dass sie sich eine andere Stelle suchte?
Es wäre wohl ausgeschlossen, dass sie nach dieser Geschichte weiterhin zusammenarbeiteten. In der Firma würde es schnell zu Klatsch und Tratsch kommen. Für Tom würde das kaum erträglich sein. Und für Pippa wäre es auch alles andere als angenehm. Natürlich würde hinter ihrem Rücken getuschelt werden. Schließlich kam es nicht jeden Tag vor, dass ein Paar eine Woche vor dem großen Fest die Hochzeit absagte.
Pippa erzitterte. Nein, das würde sie niemals ertragen. Und sie konnte es auch Tom nicht zumuten. Gleich am nächsten Tag würde sie die Kündigung einreichen. Das aber bedeutete, dass sie ihr Haus verkaufen musste, da ihr daran gelegen war, den Kredit zurückzuzahlen, wenn sie nicht mehr in der Versicherung arbeitete. Pippa seufzte auf. Das letzte Mal war es nicht schwer gewesen, die Wohnung zu verlassen, da ihr das kleine Apartment nicht wichtig gewesen war, doch dieses Mal war das etwas ganz anderes. Sie hatte viel Geld und Energie aufgewendet, um das alte Bauernhaus in ein gemütliches Heim zu verwandeln. Für Pippa war es das erste richtige Zuhause in ihrem Leben gewesen. Das wollte sie jetzt nicht aufgeben. Doch gleichzeitig wusste sie, dass sie nicht länger bleiben konnte.
Sie schaute lange aus dem Fenster. Die untergehende Sonne warf die letzten Strahlen auf ein Beet. Überall blühten bunte Frühlingsblumen und bildeten einen reizvollen Kontrast zu dem satten Grün des Rasens. Weiter entfernt warf der Apfelbaum einen langen Schatten. Vermutlich würde Pippa niemals wieder einen Frühling hier erleben.
Tränen stiegen ihr in die Augen. Auf einmal spürte sie, wie Randal sie bei den Schultern fasste und sie sanft zu sich drehte. Dann zog er sie langsam zu sich heran, und Pippa legte ihm den Kopf an die Schulter. Während er ihr übers Haar streichelte, ließ sie den Tränen freien Lauf.
„Hat er sich schlecht benommen?”, fragte Randal endlich.
„Ganz und gar nicht”, erwiderte Pippa mit tränenerstickter Stimme. „Dabei wäre es vielleicht einfacher gewesen. Er ist sehr ruhig geblieben, auch wenn es ihn natürlich unglaublich verletzt hat. Ach, ich fühle mich hundeelend.”
Randal legte ihr eine Hand unters Kinn und zwang sie so, ihm in die Augen zu schauen.
„Du hast ihn nie geliebt, und das ist ihm erst jetzt richtig bewusst geworden. Da ist es besser, wenn es jetzt zur Trennung kommt. Nach der Hochzeit wäre alles noch schlimmer gekommen, und vermutlich hättest du ihn noch tiefer verletzt. Meinst du nicht auch, dass es besser ist, ihm jetzt die Augen zu öffnen?”
Sie antwortete nicht. Ihre Lippen zitterten. Randal legte ihr einen Finger auf die Oberlippe und zeichnete sanft die Form nach. Dabei beobachtete er sie ganz genau. Sein Blick hatte dabei beinah etwas von dem einer Raubkatze.
„Ich denke, du gehst jetzt besser”, sagte sie endlich, doch er zog sie dichter an sich heran, um sie auf den Mund zu küssen. Und wieder spürte sie die Sehnsucht wachsen. Gleichzeitig aber sagte sie sich, dass sie dem ein Ende setzen musste. So konnte es einfach nicht weitergehen. Es musste ihr unbedingt gelingen, die Selbstbeherrschung wiederzuerlangen.
Sie schob ihn von sich zurück. Randal aber war so stark, dass er sich keinen Zentimeter bewegte. Ganz im Gegenteil, sein Kuss wurde noch leidenschaftlicher. Pippa hatte ihm die Arme auf die Schultern gelegt, jetzt schlang sie sie ihm um den Nacken. Mit jeder Faser ihres Körpers verlangte sie danach, von ihm geliebt zu werden. Ihr schwanden die Sinne, so betörend war es, sich dem heißen Flirt hinzugeben.
Als Randal sich leicht zurückzog, konnte sie sich lange nicht bewegen. Sie hielt die Augen geschlossen, bis er flüsterte:
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