JULIA EXTRA BAND 0262
ist die Liste meiner Freundinnen nicht so lang, dass du deswegen weglaufen müsstest.“
„Darum geht es doch gar nicht.“ Rasch füllte sie sich noch etwas von dem köstlichen Essen auf. „Wieso glaubst du, ich würde mich für dein Liebesleben interessieren?“
Er antwortete nicht darauf, doch sein Lächeln sagte mehr als Worte. Am liebsten wäre Erin aus dem Zimmer gerannt. Sie wusste auch, warum – weil sie unglaublich eifersüchtig auf seine Freundinnen war.
Nachdem Erin sich gezwungen hatte, noch etwas zu essen, schob sie die Schüssel von sich. „Danke, das war wirklich sehr lecker. Aber jetzt würde ich gern zu Bett gehen.“
Luke zwinkerte ihr zu. „Wie wär’s mit einem Schlummertrunk auf dem Balkon? Wir können draußen sitzen und den Mond anschauen. Was meinst du?“
„Nein, danke.“
„Wir könnten uns auch unterhalten und …“
„Wir haben schon genug geredet. Geh du auf den Balkon und genieß deinen Drink. Dabei kannst du schon einmal darüber nachdenken, wie oft du Joey in Zukunft sehen möchtest.“
Diese Bemerkung saß. Die plötzliche Kälte in seinem Blick sorgte dafür, dass Erin eine unruhige Nacht verbrachte.
Am nächsten Morgen wirkte Luke distanziert, daher redeten sie nicht viel. Erin versuchte sich einzureden, dass ihr das egal war. Am vergangenen Abend hatte sie noch den Eindruck gehabt, dass sie eine fragile Brücke bauen könnten. Aber dann hatte Luke alles verdorben, indem er sich nach Erins Liebesleben erkundigte.
Warum die Frage alles verdarb, hätte Erin nicht zu sagen vermocht. Dass ihre Trennung endgültig war, wussten sie beide. Heute würden sie auseinandergehen, und jeder würde sein eigenes Leben führen.
Nach dem Frühstück, das schweigend verlief, fuhren sie gemeinsam ins Krankenhaus. Zuvor hatte Luke dort angerufen und erfahren, dass Joey gut geschlafen hatte und sich darauf freute, seine Eltern zu sehen.
Erin war fest entschlossen, Joeys bevorstehender Abreise nach Warrapinya positiv zu begegnen. Nur davon, dass es ihm wieder besser ging, wollte Erin sich überzeugen. Dann würde sie den beiden Männer lächelnd zum Abschied hinterherwinken. Danach würde sie nach Sydney fliegen, um endlich Ferien zu machen.
Aber ihre Gelassenheit löste sich in nichts auf, als sie Joeys Zimmer erreichten und merkten, dass er gar nicht da war.
„Vielleicht ist er im Bad“, meinte Luke und klopfte. Doch im Waschraum hielt sich niemand auf.
„Möglicherweise machen sie noch ein paar Tests mit ihm“, schlug Erin nervös vor.
„Pst“, erwiderte Luke und kniete plötzlich nieder, um unter das Bett zu schauen. „Joey! Was machst du denn da?“
Erin bückte sich ebenfalls. Unter dem Bett kauerte Joey, sein Gesicht tränenüberströmt. Sie streckte die Hand nach ihm aus. „Liebling, was ist denn los?“
Doch der Junge weinte nur noch heftiger.
„Hey, nicht traurig sein. Komm her zu mir!“
„Nein“, schluchzte er und zog sich vor ihr zurück.
„Was ist los mit dir? Sieh mal, hier ist Daddy. Er wird dich wieder mit nach Warrapinya nehmen.“
Plötzlich hörte das Schluchzen auf.
„Wirklich?“
„Ja, natürlich. Nun komm schon unter dem Bett hervor.“
„Ist das auch wirklich kein Trick? Ich will nämlich noch nicht wieder zurück nach New York.“
Plötzlich wurde Erin ganz kalt vor Angst. „Das ist kein Trick, ich verspreche es dir.“ Ihre Stimme bebte, obwohl Erin versuchte, ruhig zu klingen.
„Komm schon“, sagte Luke barsch.
Daraufhin begann Joey, langsam unter dem Bett hervorzukrabbeln.
Erin richtete sich mühsam auf, und Luke streckte die Hand aus, um ihr hochzuhelfen. Ihre Blicke begegneten sich. Da erkannte Erin, dass auch Luke sehr betroffen war. Er lächelte unsicher und strich ihr das Haar glatt. Verschämt stand Joey daneben.
Erin umarmte ihn erleichtert. „Wieso hast du denn gedacht, wir würden gleich wieder nach New York fliegen?“
„Ich habe euch gestern Abend gehört. Du hast Dad gesagt, ich dürfte nicht mit ihm nach Hause fahren.“
„Oh.“ Schuldbewusst schlug Erin sich die Hand vor den Mund. „Joey, das tut mir leid. Ich war total schockiert über deinen Unfall. Aber es war trotzdem falsch von mir. Ich … ich möchte, dass du mit Daddy fährst und bei ihm deine Ferien verbringst.“
Der Junge sah von einem zum anderen, seine Augen leuchteten hoffnungsvoll. „Ist das dein Ernst? Muss ich wirklich noch nicht nach Hause?“
Erin fühlte sich so unbehaglich, dass sie nicht antworten konnte. Dass Joeys
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