JULIA EXTRA BAND 0262
Anziehungskraft auf ihn aus. Noch immer war Erin für ihn die Einzige. Er begehrte sie mehr als jede andere Frau, die er je getroffen hatte.
Nachdem er sie in Sydney geküsst und im Krankenhaus in den Armen gehalten hatte, konnte Luke nur noch an eines denken: wie wichtig es ihm war, dass sie bei ihm blieb. In seinem Leben.
Was war er nur für ein Heuchler! Als er Erin zurechtgewiesen hatte, weil sie sich wegen des Betts aufregte, hatte er sie in Wirklichkeit nur berühren wollen. Er wollte sich mit ihr auf dieses Bett werfen und darin eintauchen und sich eine Woche lang nicht mehr woanders blicken lassen.
Bestimmt würden die nächsten zwei Tage die Hölle.
Zwei Tage. Er lachte bedauernd. Diese zwei Tage würden die angemessene Bestrafung für seine Dummheit sein.
Die Fenster des Schlafzimmers, das sie miteinander geteilt hatten, gingen zur einen Seite auf die Pferdekoppel und zur anderen auf die Reihe der kleinen Cottages für die Landarbeiter hinaus.
Erin lehnte sich aufs Fensterbrett und beobachtete ihre alte Freundin Gracie, die in einem der Cottages gerade einen Kessel auf den Herd setzte. Als Erin damals in Warrapinya gewohnt hatte, waren sie sich sehr nahe gewesen, trotz des großen Altersunterschieds und obwohl sie aus verschiedenen Kulturen kamen.
Impulsiv winkte Erin ihr zu.
Gracie sah sie und lächelte breit, während sie zurückwinkte. Dann bückte sie sich und streckte Erin etwas entgegen, das wie eine Kaffeekanne aussah. Sie lehnte sich aus dem Fenster. „Willst du nicht rüberkommen?“, rief Gracie.
Ja, warum eigentlich nicht, dachte Erin. Niemand würde sie vermissen, wenn sie ihrer alten Freundin einen Besuch abstattete.
„Der liebe Gott segne uns, welche Freude, Missus Erin!“ Gracies Lächeln ging über das ganze Gesicht. „Komm rein!“
Ihr Haar war inzwischen völlig grau, sie sah viel älter aus als früher.
„Setz dich“, forderte Gracie sie auf, und ihre Augen leuchteten. „Ich habe gehofft, dich zu sehen. Sieh nur, es gibt sogar Kaffee – so wie du ihn magst.“
„Wunderbar!“
Sorgfältig schenkte Gracie ihnen zwei Tassen ein. „Nails und ich haben immer wieder über dich gesprochen. Wir werden nie vergessen, wie freundlich du immer zu uns warst.“
„Wenn ich mich richtig erinnere, war es andersherum.“
Gracie grinste. „Dein Joey wächst wirklich schnell. Bestimmt wird er eines Tages so groß wie der Boss sein.“
„Glaubst du?“
„Ja, das sehe ich an seinen Füßen.“
Die beiden Frauen lachten.
„Erzähl mir, was du so gemacht hast“, sagte Erin.
Sie waren bereits bei der zweiten Tasse Kaffee, als plötzlich ein Mann im Türrahmen erschien.
Luke.
Das friedliche Gefühl, das Erin in Gracies Küche verspürt hatte, verschwand sofort wieder.
„Entschuldige, dass ich hier so hereinplatze, Gracie“, sagte er und wandte sich dann stirnrunzelnd an Erin. „Wir haben dich überall gesucht. Du bist nicht zum Tee erschienen, und Joey ist inzwischen total in Panik. Er glaubt, du hättest uns verlassen.“
„Oh Gott.“ Erin sprang auf die Füße. „Das tut mir leid. Ich wusste ja gar nicht, dass ihr mich zum Tee erwartet. Wir hatten uns so viel zu erzählen, dass wir gar nicht gemerkt haben, wie schnell die Zeit vergangen ist.“
Luke holte tief Luft.
„Gracie, darf ich dein Telefon benutzen? Dann kann ich Jenny Bescheid geben und ihr sagen, dass sie Joey beruhigen kann.“
„Na klar, Boss.“
Erin nahm Gracies Hände und drückte sie. „Danke für den Kaffee. Es war toll, mit dir zu sprechen.“
„Bevor du gehst, habe ich noch etwas für dich.“ Gracie ging zu ihrem Schrank und holte ein flaches Päckchen hervor, das in rotes Geschenkpapier eingeschlagen war. Sie reichte es Erin. „Etwas ganz Besonderes.“
„Für mich?“, fragte sie überrascht.
„Als wir gehört haben, dass du kommst, habe ich damit angefangen.“
Verwundert wickelte Erin das Geschenk aus. Es war ein wunderschönes weißes Handtuch mit grüner Saumstickerei. In eine Ecke prangte ihr Monogramm.
„Das hast du gestern Abend gemacht?“
Gracie lachte. „Nein, vor einem Monat. Es hat eine Woche gedauert, bis es fertig war.“
Vor einem Monat? Erstaunt sah Erin ihren Exmann an, doch er war genauso verdutzt wie sie. Woher hatte Gracie gewusst, dass sie nach Warrapinya kommen würde?
„Wir haben uns doch erst gestern dazu entschlossen, dass ich Joey ein paar Tage begleiten würde“, sagte sie fragend.
Gracie wirkte plötzlich ein wenig verlegen. „Ja, aber der
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