JULIA EXTRA BAND 0262
lustlos ein Stück Salat aufspießte. Er hatte sie noch nie so erlebt, so …
Er schüttelte den Kopf. Warum war sie hier? Hatte sie geschäftlich in Italien zu tun? Nein, natürlich nicht. Er hatte ja schon von leichtem Gepäck gehört – aber drei Slips und eine Zahnbürste?
Sein Züge verhärteten sich. Hatte sie aus einer Laune heraus entschieden, dass sie ihn jetzt sofort wollte? War sie deshalb so vollkommen aus dem Blauen heraus aufgetaucht? Hatte sie gehofft, dass sie ihn allein vorfinden und eine sexuelle Fantasie mit ihm ausleben könnte?
Sorcha registrierte seinen geradezu strafenden Blick und schaute rasch auf ihren Teller hinunter. Wie hatte sie nur einfach so hier auftauchen und glauben können, ihn in ein paar Tagen davon zu überzeugen, dass sie einen massiven Wandel durchgemacht hatte? Dass sie plötzlich entdeckt hatte, dass ihre einst so wichtige Karriere bedeutungslos war und dass sie ein häusliches Leben mit ihm wollte? Oder zumindest einen Kompromiss auf halbem Weg. Als wenn ihn das auch nur annähernd interessieren würde!
Cesare hatte sich nicht so verhalten, wie sie es sich erträumt hatte. Er hatte nicht dagesessen und darauf gewartet, sie in seine Arme zu schließen, sie durch die Luft zu wirbeln und ihr zu sagen, dass er sie liebte und sie vermisst hätte.
Das war reines Wunschdenken ihrerseits gewesen.
In Wahrheit lachte und scherzte er mit Freunden, und es war so, als sehe sie zum ersten Mal eine ganz andere Seite an ihm. In England war er doch immer der dunkle, faszinierende Fremde gewesen, der aus jeder noch so exklusiven Gruppe herausstach.
Doch hier, in seinem Heimatland, da wurde er lebendig.
„Bleiben Sie lange, Sorcha?“, fragte Letizia plötzlich.
„Ich …“ Sorcha schaute Hilfe suchend zu Cesare hinüber, aber der zeigte keinerlei Anzeichen, ihr zur Seite zu stehen. „Nein“, schloss sie.
Danach senkte sich erneut ein unangenehmes Schweigen über den Tisch, das erst durch fernes Donnergrollen unterbrochen wurde.
Letizia war es gelungen, Sorcha das Gefühl zu geben, so verzweifelt zu sein, dass ihr jedes Mittel recht war, um einen attraktiven und begehrten Junggesellen wie Cesare einzufangen. Eine Frau, die einfach ein Flugzeug bestieg und unangemeldet und ungebeten auftauchte.
Sorcha wurde ganz blass, als ihr klar wurde, dass sie in der Falle saß. Sie hatte das Taxi fahren lassen. Unter dem Tisch krampften sich ihre Finger um die Leinenserviette. Cesare wäre doch sicherlich nicht so unsensibel, sie in einem Gästezimmer unterzubringen, während er die sinnliche Letizia in seinem eigenen Bett leidenschaftlich verführte?
Doch warum sollte er das nicht tun? Was auch immer zwischen ihm und Sorcha gewesen war, es war vorbei – zumindest von seiner Seite. Sie waren einander nicht verpflichtet. Es gab keine Versprechungen, keine Schwüre zwischen ihnen.
Das Donnergrollen war zwar immer noch entfernt, aber jetzt so laut, dass sie alle zusammenzuckten. Das Baby begann zu weinen, als die Flamme einer Kerze wild zu flackern begann.
Ein einzelner Regentropfen, warm wie Badewasser und groß wie eine Euromünze, zerplatzte auf Sorchas Hand.
Pia stand auf. „Wir müssen gehen.“
„Bleibt“, sagte Cesare. „Fahrt nicht in den Sturm hinein.“
„Wenn wir jetzt sofort aufbrechen, entgehen wir ihm“, erwiderte Luca. „Er ist noch meilenweit entfernt.“
„Er ist nicht mehr so weit weg“, warnte Cesare mit einem Blick gen Himmel.
Ein weiterer Regentropfen fiel, der eine Kerze mit lautem Zischen erlöschen ließ. Jetzt standen alle auf, und über das Stimmengemurmel und Rücken der Stühle hinweg hörte Sorcha, wie Letizia Cesare leise eine Frage stellte.
„No – va“ , antwortete er.
Sorcha ging jede Wette ein, dass er Letizia gesagt hatte, dass sie gehen solle.
Weil ein unerwarteter und unerwünschter Gast aufgetaucht war?
Sie verabschiedete sich von allen, während der Wind bereits an der Tischdecke zerrte, doch sie entschied sich, zurückzubleiben und Stephan dabei zu helfen, das Geschirr abzuräumen. So konnte sie sich wenigstens nützlich machen – und musste nicht zusehen, wie Cesare Letizia küsste …
Dicke, schwere Regentropfen stürzten jetzt auf den großen Holztisch hinab, Servietten und Brot weichten auf, und als sie zum Tisch zurückkehrte, um die letzten Teller einzusammeln, sah sie eine große, dunkle Gestalt in der Tür stehen. Ihr Ärmel verfing sich in einem Kristallglas und schleuderte es zu Boden, wo es in tausend Scherben
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