JULIA EXTRA BAND 0262
alles, was sie je zuvor getan hatte. Ihr Herz zu öffnen – und sich dem Risiko auszusetzen, dass er sie nicht wollte. „Ich bin hier, weil ich glaube, dass ich dich liebe.“
Cesare erstarrte. Liebe?
Er dachte an die zahlreichen Male, in denen Frauen in der Vergangenheit ihre Liebe für ihn bekundet hatten – doch niemals mit dieser Einschränkung. Ich glaube, ich liebe dich. Dieses Wort hätte ihrer Erklärung die Überzeugungskraft nehmen können, und dennoch bewirkte es genau das Gegenteil. Es zeigte menschliche Unsicherheit genauso wie Furchtlosigkeit.
Er blickte sie an, sah, wie sich ihr feuchtes Haar über ihre Schultern ergoss, wie das nasse Kleid an ihrem Körper klebte – eine Wassernymphe ganz so wie das erste Mal, als er sie gesehen hatte – und er spürte eine Sehnsucht, die so stark war, dass er innerlich zitterte.
Doch der Schutzwall, den er um sein Herz errichtet hatte, war zu hoch, als dass er mit einem einzigen Wort hätte zum Einsturz gebracht werden können. Er schaute ihr in die Augen. „Vielleicht vermisst du lediglich meinen Körper, genauso wie ich den deinen vermisse?“
Sorcha leckte sich einen Regentropfen von den Lippen. War da eine Art verzweifelte Entschlossenheit, die sie unter dem Spott heraushörte? Oder vermutete sie in ihm eine Weichheit, die gar nicht vorhanden war?
Sie dachte an den achtzehnjährigen Cesare auf Maceos Foto – an all die Hoffnungen und Ängste in seinem jungen Gesicht. Wie sie ihn immer für stark und unbezwingbar und furchtlos gehalten hatte. Vielleicht wollte er sie nicht. Oder vielleicht wollte er nicht mehr von ihr als guten Sex. Doch das würde sie niemals herausfinden, wenn sie nicht den Mut hatte, ihm standzuhalten. Jetzt.
Sorchas Herz pochte schmerzhaft, als sie ihre Hände aus seinem Griff befreite und sanft seine feuchte Wange berührte.
Die Kerzen auf der Terrasse waren lange erloschen, doch die Dunkelheit wurde von Blitzen erhellt, sodass der ganze Raum in Schwarz und Silber getaucht war.
Zeig es ihm, dachte sie. Zeig ihm, wie viel er dir bedeutet.
„Ich glaube, ich liebe dich“, sagte sie noch einmal und legte ihre Arme um ihn.
Sie fühlte, wie er sich versteifte, aber er rührte sich nicht. Sorcha sandte ein stilles Gebet gen Himmel, während sie ihn noch fester an sich drückte. Bitte erkenne, dass dies nichts Sexuelles ist, betete sie. Wisse, dass ich dich liebe und dich tröste und beschütze.
Eine Weile standen sie einfach nur da, steif und unbeweglich, doch irgendwann entfuhr Cesare ein leises Stöhnen, und er klammerte gierig seine Arme um sie. Seine Worte standen allerdings im Gegensatz zu seiner Geste.
„Du hast dir den falschen Mann ausgesucht“, flüsterte er harsch in ihr nasses Haar hinein. „Das weißt du, nicht wahr?“
Sorcha schmeckte das Salz ihrer Tränen, als sie den Kopf schüttelte. „Nein“, wisperte sie, „das weiß ich nicht.“
Noch immer traute Cesare den Gefühlen nicht, die ihn zu überwältigen drohten, als er sie so in seinen Armen hielt.
„Wir müssen dich trocken bekommen“, sagte er nüchtern und schob sie sanft von sich fort. „Komm mit mir.“
Sorcha hätte am liebsten geweint, als er sie einen langen Korridor hinab zu einem altmodischen Badezimmer führte – doch welche andere Wahl hatte sie, als ihm zu folgen und sich zu trocknen? Sie konnte kaum erklären, dass sie sich lieber eine Lungenentzündung holte, wenn er sie dafür nur einmal richtig anschaute.
Er wirkte abwesend und in sich gekehrt, als er ein großes T-Shirt aus dem Schrank holte und ihr zusammen mit einem Handtuch reichte.
„Zieh das an“, sagte er abrupt. „Ich mache uns einen Kaffee.“
Dann ließ er sie allein. Sie kam sich hilflos vor, als sie aus ihren triefnassen Kleidern stieg und mit dem Handtuch ihre zitternde Haut abrieb. Das T-Shirt reichte ihr bis halb über die Oberschenkel. Ihre Nacktheit darunter sorgte dafür, dass sie sich schutzlos fühlte. Doch am verwundbarsten war ihr Herz.
Als sie in die Küche kam, sah sie, dass er sich eine trockene Jeans angezogen hatte und gerade zwei Becher aus dem Schrank holte. Er schaute auf.
„Du siehst ziemlich durchgefroren aus, cara “, sagte er langsam.
Ihre Blicke begegneten sich. Konnte er ihr stilles Flehen nicht erkennen? Oder hatte er sich einfach entschlossen, es zu ignorieren? Und wenn ja – was bedeutete das für sie? Ihr Stolz ließ nicht zu, dass sie sich zu Boden warf und ihn anbettelte. „Ich bin auch ziemlich durchgefroren“, gab sie
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