JULIA EXTRA BAND 0263
hatte, eine Packung Kondome war.
Als sie begonnen hatten, miteinander zu schlafen, hatte sie ihm vorgeschlagen, ein paar Dinge bei ihr zu lassen, wie sein Rasierzeug und einen Anzug zum Wechseln. Das erschien ihr sehr praktisch, und außerdem hatte sie wohl heimlich gehofft, dass er dann mehr Zeit bei ihr verbringen würde. Aber er hatte diese Idee sofort abgeschmettert.
„Das ist sinnlos, Nicole“, hatte er erwidert. „Meine Wohnung liegt nur fünfzehn Minuten von hier entfernt. Es ist genauso einfach für mich, nach Hause zu gehen.“
Und sie ließ sich von der Entscheidung, ob sie mit ihm Schluss machen sollte, um den Schlaf bringen! Verärgert über sich selbst, griff Nicole nach ihrer Aktentasche und warf dabei einen Blick auf ihr Spiegelbild. Sie trug ein dunkles Nadelstreifenkostüm mit einem gerade geschnittenen Rock und dazu eine weiße Bluse. Ihr herzförmiges Gesicht wurde von glänzenden, glatt fallenden, kastanienbraunen Haaren umrahmt, und ihr Make-up war ihr gut gelungen. Zumindest sah sie wie eine kühle, gelassene Geschäftsfrau aus.
Ihre Sekretärin war bereits im Büro. „Guten Morgen, Nicole. Auf Ihrem Schreibtisch wartet schon ein Stapel Briefe“, sagte sie munter.
Nicole ging in ihr Büro, fuhr ihren Computer hoch und checkte ihre E-Mails. Eine kam von Luke. Er hatte sie in den frühen Morgenstunden abgeschickt:
Warum sagst du deine Verabredung heute nicht ab und kommst auf einen Drink zu mir?
Reichlich arrogant, dachte sie ärgerlich. Glaubte Luke, er brauchte nur mit den Fingern zu schnippen, und sie kam angelaufen?
Sie löschte die Nachricht, ohne sie beantwortet zu haben. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit der restlichen Korrespondenz zu.
Als sie gerade mit der Post fertig war, kam eine weitere Mail von Luke:
Guten Morgen, Nicole. Magst du nach oben kommen und einen Kaffee mit mir trinken, bevor wir zur Vorstandssitzung gehen?
Sie wollte ihn gern ignorieren, aber das konnte sie nicht tun, schließlich war er der Chef. Nach kurzem Zögern erwiderte sie:
Guten Morgen, Luke. Ich kann nicht hinaufkommen. Ich muss vor der Sitzung noch eine Zusammenfassung vorbereiten. Wir sehen uns dort.
Einige Sekunden später ging wieder eine Nachricht ein:
Lass einfach liegen, was immer du gerade tust.
Nicole runzelte die Stirn. Das klang nach einem Befehl! Nun, wenn sie mit ihm Schluss machen wollte, war jetzt vielleicht ein genauso guter Zeitpunkt wie jeder andere. Am besten, sie brachte es schnell hinter sich.
Sie nahm ihre Aktentasche mit, damit sie hinterher direkt zur Vorstandssitzung gehen konnte, und fuhr zum obersten Stockwerk hinauf.
Lukes Assistentin winkte sie mit einem Lächeln durch. „Er erwartet Sie, Nicole.“
Entschlossen stieß Nicole die Tür auf und trat ein. Es würde schwierig werden, aber sie musste stark bleiben. Wenn sie diese Affäre beendet hatte, würde sie wieder die Kontrolle über ihr Leben zurückgewinnen.
Luke telefonierte gerade, doch er sah auf und lächelte ihr zu, wobei er seinen Blick anerkennend über ihre schlanke Figur schweifen ließ.
Sofort spürte sie ihre Entschlossenheit dahinschwinden.
„Nein, Thomas, das reicht mir nicht.“ Er machte Nicole durch eine Handbewegung klar, dass sie sich auf den Stuhl ihm gegenüber setzen sollte, und legte kurz die Hand über den Hörer, um ihr zuzumurmeln: „Es dauert nicht lange.“
Sie nickte und sah sich in dem luxuriösen Büro um, das ehereiner Suite in einem Hotel ähnelte – auch hier hatten sie sich schon einmal geliebt.
Luke beendete sein Telefonat, und sie verscheuchte diese für ihre Zwecke unproduktiven Erinnerungen.
„Tut mir leid.“ Er lächelte.
„Das macht nichts.“ Sie erwiderte sein Lächeln, wobei sie sich sehr bemühte, sich nicht davon ablenken zu lassen, wie umwerfend gut er aussah.
„Und es tut mir leid, dass ich gestern so früh wegmusste.“
Ein Teil von ihr wollte antworten: „Du gehst immer früh nach Hause“ … Doch sie hielt sich zurück. Sie wusste, das würde zu fordernd wirken und außerdem ihre wahren Gefühle erahnen lassen. Sie hatte auch ihren Stolz. Deshalb zuckte sie nur die Achseln. „Ich weiß, dass für uns beide die Arbeit an erster Stelle steht.“ Erfreut registrierte sie, dass sie sehr kühl und kontrolliert klang.
Er stand auf und setzte sich auf die Schreibtischkante gegenüber von Nicoles Stuhl. „Da wir gestern Abend nicht zum Essen gekommen sind, möchte ich das heute gern wiedergutmachen. Ich dachte an ein Abendessen im ‚La
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