JULIA EXTRA BAND 0263
mir nicht möglich, dir einen Bankkredit zu geben. Aber ich selbst kann dir das Geld leihen.“
„Das kann ich nicht zulassen, das ist zu riskant.“
„Nach dem, was du gestern gesagt hast, ist es so sicher wie Immobilien.“
„Gestern habe ich mit der Filialleiterin einer Bank gesprochen. Aber jetzt …“
„Ja?“ Plötzlich war sie erfüllt von atemloser Hoffnung.
„Jetzt … bist du eine Freundin. Ich kann von einer Freundin kein Geld annehmen.“
Jane hatte eine verrückte Eingebung. Sie langte in ihre Tasche, holte ihre Respekt einflößende Brille hervor und setzte sie auf.
„Ist es so besser?“
Gil lächelte unsicher. Sie hatte das Gefühl, ihn ziemlich durcheinandergebracht zu haben.
„Vielen Dank, dass du an mich glaubst. Ich kann dir gar nicht sagen, was es mir bedeutet, eine reelle Chance zu bekommen, meinen Traum …“
„Keine Gefühlsduselei“, befahl sie streng hinter ihren Brillengläsern. „Ich verlange dieselben Zinsen wie die Bank.“
„Natürlich, Miss Landers.“
„Die entsprechenden Papiere erhältst du morgen. Wo wirst du sein?“
„Am Morgen muss ich bei meinem Lieferanten vorbeischauen, aber am Nachmittag werde ich wieder in Wellhampton sein. Am selben Platz wie vorher.“ Er sah sie an. „Jane … ich meine, Miss Landers … würdest du bitte diese Brille abnehmen? Es gibt Dinge, die kann ich einfach nicht tun, wenn du eine Filialleiterin bist.“
„Was denn?“ Sie nahm die Brille ab.
„Das“, erwiderte er und nahm sie in die Arme.
Sie hatte es zwar erwartet, hatte sogar darauf gehofft, wurde nun aber doch vollkommen davon überrascht. Es war nicht so wie letzte Nacht, als die äußeren Umstände ihm Zurückhaltung auferlegt hatten. Jetzt hinderte ihn nichts. Es war einrichtiger Kuss, der sein Verlangen zum Ausdruck brachte, das heiße, hungrige Begehren eines Mannes nach einer Frau. Hier offenbarte sich der Gil, der daran gewöhnt war, Befehle zu erteilen, und ihr jetzt ohne Worte gebot, seinen Kuss zu erwidern. Jane konnte ihm nicht widerstehen und gab entzückt nach.
Sie erkannte, dass sie vorher noch nie eine derartige Leidenschaft gespürt hatte. Dieses wilde, heftige Verlangen nach einem Mann, der sie faszinierte und bezauberte, hatte sie vorher noch nicht entdeckt. Sich selbst hatte sie immer für ruhig und geduldig gehalten, für eine Frau, deren Verstand über ihr Herz herrschte. Aber ihre Sinne weigerten sich nun, irgendwelche Regeln anzuerkennen. Bei jeder Berührung seiner Lippen, seiner Hände gerieten sie außer Kontrolle und verlangten nach mehr.
Wie konnte sie geduldig sein, wenn ihr Körper ungeduldig nach ihm verlangte? Es war beinahe furchterregend, so als würde eine fremde Frau ihren Körper mit ihr teilen, eine Frau, die keine der faden Gewissheiten anerkannte, die das Leben der Jane Landers bestimmten.
In seinem Gesicht sah sie, dass seine Leidenschaft genauso heftig in ihm loderte wie in ihr. „Gil …“, flüsterte sie.
Ihre Stimme schien ihn in die Wirklichkeit zurückzurufen. Allmählich lockerte er seine Umarmung. Sie bekam wieder Luft. „Ich glaube …“, sagte er mit unsicherer Stimme, „… ich glaube …“
„Was?“, murmelte sie wie durch einen Schleier.
„Ich glaube, du solltest deine Brille lieber wieder aufsetzen. Dann sind wir beide sicherer.“
Widerwillig zog sie sich zurück und sah ein, dass er recht hatte, auch wenn ihr Herz dagegen rebellierte. Sie wollte nicht vernünftig sein. Sie wollte emporfliegen und die Sterne berühren. Gleichzeitig wusste sie, dass sie für den nächsten Schritt noch nicht bereit war. Und Gil hatte für sie mitgedacht.
„Oje“, seufzte sie.
„Ich weiß, Liebes“, erwiderte er sanft. Ein Schimmer seines üblichen Humors huschte über seine angespannten Züge. „Aber es gibt Dinge, die wir in Dan Walters’ Auffahrt nicht tun können.“
Dieser Gedanke holte sie wieder auf die Erde herunter. „Stimmt.“ Ihr Lachen war noch etwas zittrig.
„Wenn wir die Welt für uns alleine haben, an einer einsamenStelle neben einem Fluss …“
„Hör auf“, bat sie. „Das klingt zu schön.“
Gil brachte sie zu ihrem Wagen. Es gelang ihr, ihre Haltung wiederzugewinnen, und vor dem Einsteigen sagte sie: „Gil, versprich mir etwas.“
„Alles.“
„Eröffne ein Konto bei einer anderen Bank. Bring den Scheck bitte nicht zu Kells. Ich könnte meinen Angestellten nie wieder in die Augen sehen.“
Er lachte und küsste sie zart. „Versprochen.“
Auf der Heimfahrt dachte
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