JULIA EXTRA BAND 0264
ich auch ohne deine Hilfeâ, antwortete sie wütend. âImmerhin habe ich ja Freunde.â
Das passte ihm nicht. âEtwa männliche Freunde? Gibt es da einen Mann, der dein Verschwinden finanzieren würde?â
âKann schon seinâ, behauptete sie.
Die Atmosphäre in der Limousine war plötzlich eisig. Damit hat er nicht gerechnet, dachte Freya zufrieden. Er ist tatsächlich arrogant genug, sich einzubilden, dass es gar keinen anderen Mann in meinem Leben geben kann.
âWer ist der Mann?â, fragte Enrico ärgerlich.
Sie lächelte triumphierend. âDas geht dich gar nichts an.â âDu solltest es mir trotzdem verraten, wenn du den Wagen lebend verlassen willst.â
âSag Fredo, er soll mir meinen Sohn bringen, dann überlege ich es mir vielleicht.â
âWir reden von deinem Verschwinden, nicht von dem meines Sohnes. Du kannst selbstverständlich gehen, aber mein Sohn bleibt bei mir.â
Das sagt ja wohl alles, dachte Freya verbittert, gab aber noch immer nicht auf. âEs sei denn, der andere Mann meint, ältere Rechte an Nicky zu haben.â
Sie spricht von Luca! Enrico war auÃer sich. Sein Herz klopfte plötzlich zum Zerspringen, als ihm das bewusst wurde. Er konnte Freyas Blick nicht standhalten und wandte sich ab.
Fast tat er ihr schon wieder leid. Doch er hatte ihr den Sohn weggenommen, um sie gefügig zu machen. Sie dachte gar nicht daran, ihre Bemerkung zurückzunehmen.
Als der Wagen kurz darauf hielt, stieg Freya schnell aus und überlieà den erschütterten Enrico auf dem Rücksitz seinen Gedanken an den verhassten Cousin.
Nervös blickte sie um sich. Die Nachmittagssonne hatte die weiÃe Fassade des im georgianischen Stil erbauten Hauses in gleiÃendes Licht getaucht. Offensichtlich war Enrico aus seinem Wohnblock ausgezogen, wo er vor drei Jahren noch gelebt hatte, und residierte nun in einem eleganten Stadthaus.
Wäre die Stimmung zwischen ihnen nicht auf dem Nullpunkt gewesen, hätte Freya ihn über das schöne Haus ausgefragt. Doch sie beschloss, lieber zu schweigen, als sie gemeinsam das elegante Foyer betraten.
Eine wunderschöne Treppe führte zur nächsten Etage. Bevor Freya Gelegenheit hatte, sich weiter umzusehen, öffnete sich eine Tür am anderen Ende der Eingangshalle, und ein mit weiÃem T-Shirt und engen Jeans bekleideter Mann kam ihnen entgegen.
Das war ja Sonny! Er war etwa im selben Alter wie Enrico und arbeitete für ihn als Koch und Butler. Der Mann sah fantastisch aus, interessierte sich aber leider nur für Männer, ein Umstand, aus dem er kein Geheimnis machte.
âAlso habe ich doch richtig gehörtâ, sagte er zu Enrico, bevor er sich Freya zuwandte. â Ciao, meine SüÃe, lange nicht gesehen. Wie ich höre, hast du inzwischen einen Sohn bekommen.â
âJaâ, antwortete sie. Ob Sonny auch annahm, dass Nicky Enricos Sohn war?
Sonny hatte damals seinen freien Tag gehabt, als Luca zu Besuch gekommen war. Also hatte Sonny die Ereignisse nur aus zweiter Hand erfahren. Enrico, Fredo und Sonny waren gemeinsam auf dem riesigen Anwesen der Ranieris aufgewachsen. Fredo und Sonny waren Enricos beste Freunde und arbeiteten für ihn. Wenn Sonny Enricos Version gehört hatte, dann sah er wohl jetzt Luca Ranieri vor seinem geistigen Auge.
Enrico wurde unruhig. âDu könntest uns einen Kaffee machenâ, sagte er zu Sonny.
âKlar.â Mit ausdrucksloser Miene sah er seinen Boss an. âÃbrigens sind Freyas Sachen vor fünf Minuten eingetroffen. Ich habe sie in das Zimmer dort hinten bringen lassen.â
âOkay, danke.â
Nach einem kurzen Blick auf Freya nickte Sonny und verlieà die Eingangshalle durch die Tür, durch die er kurz zuvor gekommen war.
Enrico hatte Freya eine Hand auf den Rücken gelegt und übte nun sanften Druck aus, damit Freya weitergehen sollte. Die Spannung zwischen ihnen war fast unerträglich.
Kurz darauf befanden sie sich in dem Zimmer, wo Sonny Freyas Sachen untergebracht hatte. Es handelte sich um ein groÃes Zimmer mit einer Veranda, die in einen von Mauern eingefassten Garten führte. Der von der Zimmerdecke hängende Kristalllüster funkelte in der Nachmittagssonne in allen Regenbogenfarben.
Ziemlich luxuriös, dachte Freya, die an der Tür stehen geblieben war, um die Pracht auf sich wirken zu lassen. Besonders gut gefielen ihr die
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