JULIA EXTRA BAND 0264
erstaunlich kühl und bemerkte, wie Enrico bei der Erwähnung dieses Namens zusammenzuckte, âdann solltest du mir jetzt verraten, was genau dich davon abhalten könnte, dich an die Presse zu wenden.â
Schnell reichte sie Enrico das Handy und beobachtete, wie er es sich ans Ohr hielt.
âIch will, dass du ihn vorm Traualtar stehen lässtâ, hörte Enrico seinen Cousin. âEr soll sich in aller Ãffentlichkeit bis auf die Knochen blamieren. Das ist das Mindeste, was ich erwarte, cara. Er soll auch mal spüren, wie es ist, aus der Gesellschaft ausgestoÃen zu werden. Ich will, dass er am eigenen Leib erfährt, dass ihm sein Reichtum und seine Macht überhaupt nichts nützen, wenn es um Stolz geht. Du wirst seinen Stolz verletzen, wenn du Enrico einfach am Altar stehen lässt. Hörst du mir auch gut zu, Freya?â, fragte er plötzlich, als keine Reaktion von ihr kam.
Schweigend hielt Enrico ihr wieder den Hörer hin und bedeutete ihr mit einem Nicken, was er von ihr erwartete.
Sie räusperte sich. âJaâ, sagte sie dann gehorsam.
Enrico hielt sich das Handy wieder ans Ohr und hörte ausdruckslos zu, bis Luca seine Forderungen genannt hatte.
âWenn du das für mich tust, halte ich den Mund und wende mich nicht an die Presseâ, versprach Luca. âDein Sohn kann auch seinen Vater behalten. Ich bin der Letzte, der sich wünscht, Vater zu sein. Und wir wissen ja beide, dass ein DNA-Test ans Tageslicht bringen wird, wer der leibliche Vater ist. Ich kann es ja nicht sein. Aber ich habe die Genugtuung, dass Enricos Stolz verletzt ist. Verstehen wir uns, Freya?â
Wieder reichte Enrico ihr den Hörer.
âJaâ, wiederholte sie mit bebender Stimme.
âWirst du mir den Gefallen tun?â
âJaâ, antwortete sie leise, obwohl sie keine Ahnung hatte, was Luca von ihr gefordert hatte.
Enrico nahm ihr das Handy weg und unterbrach dann die Verbindung. Freya blinzelte erschrocken. Dann sahen sie einander schweigend an. Nur das Knirschen des Lasters auf dem Kiesweg war zu hören.
âWas will er?â, fragte sie schlieÃlich.
âMeinen Kopf auf einem Silbertablettâ, antwortete Enrico trocken und verzog das Gesicht. âDu hast dich gerade einverstanden erklärt, mich vor dem Traualtar stehen zu lassen.â
âOh.â Freya lieà sich ihre Gefühle nicht anmerken.
âSag mal, wie ist Luca an deine Handynummer gekommen?â Sein fortgesetztes Misstrauen verletzte sie. Glaubte er etwa, sie selbst hätte Luca die Nummer gegeben? Freya seufzte und erklärte, was passiert war. âEr hat Cindys Handy gestohlenâ, sagte sie und griff nach ihrem eigenen Mobiltelefon. âWürdest du gern zuhören, wenn ich Cindy anrufe, damit sie das bestätigt?â
Er nickte nur schweigend.
Pikiert über sein Misstrauen, blätterte Freya im Telefonverzeichnis ihres Handys, um Cindys Festnetznummer zu finden, die sie sofort wählte. Nicky kam näher. Gleich würde er seine Mutter entdecken.
âMan hat mir mein Handy gestohlen, als wir unterwegs warenâ, erzählte Cindy aufgebracht, nachdem Freya sich als Anruferin zu erkennen gegeben hatte. âWahrscheinlich war es diese rothaarige Schlange, die auf der Heimfahrt neben mir im Bus saÃ.â Cindy war fuchsteufelswild.
Vermutlich die rothaarige Schlange, die ständig mit mir verwechselt wird, dachte Freya zornig.
âStell dir vor, sie hat alle meine Einkaufstaschen umgeworfen, als sie sich neben mich gesetzt hat. Und ich habe mich noch bedankt, weil sie mir geholfen hat, die Sachen wieder aufzuheben.â Cindy schäumte vor Wut.
âTu mir einen Gefallen, Cindy, erzähl das alles bitte auch Enrico. Ich gebe ihn dir.â Sie reichte Enrico den Hörer, trat einen Schritt zurück und begrüÃte lächelnd ihren Sohn.
Mit wachsender Erleichterung hörte Enrico sich Cindys Geschichte an, und langsam erkannte er, dass er einige unverzeihliche Fehler gemacht hatte. Doch er wäre nicht Enrico Ranieri, wenn er nicht wenigstens versuchen würde, die Fehler wiedergutzumachen. âDu musst deinem Netzbetreiber sofort mitteilen, dass man dir das Handy gestohlen hatâ, sagte er zu Cindy. âFreya ist telefonisch belästigt worden. Ich lasse dir innerhalb einer Stunde die neue Nummer mitteilen.â Damit beendete er das Gespräch, schob Freyas Handy in die Hosentasche und betrat das
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