JULIA EXTRA BAND 0269
ganz anderes, was Sie wahrscheinlich gar nicht verstehen können.“
„Für mich ist nur wichtig, dass sich meine Beziehungen auf horizontaler Ebene abspielen.“
Angie wünschte, Cyril würde Nikos einen Denkzettel verpassen. Doch er saß wie erstarrt da.
Natürlich! Wie war sie nur auf die Idee gekommen, Cyril würde sich zu etwas derart Unflätigem herablassen? Er war Akademiker und ein anständiger Mensch. Nie würde er so tief sinken, jemanden körperlich anzugreifen.
Frustriert drehte sie sich zu ihm um. „Cyril, sag doch etwas.“
„Ja, beteiligen Sie sich an der Unterhaltung.“ Nikos zog spöttisch eine Augenbraue hoch.
Der junge Archäologe richtete sich auf. „Ich … kann das Essen für uns beide selbst bezahlen.“
Angie biss die Zähne zusammen, während Nikos sie leicht belustigt ansah.
„Das glaube ich Ihnen. Aber ich habe es schon erledigt“, erklärte Nikos und steckte die Kreditkarte wieder in seine Brieftasche, nachdem er die Rechnung beglichen hatte. „Seien Sie froh, dass ich Angie mitnehme. Sie hätte Sie unglücklich gemacht.“
„Glauben Sie, sie würde Sie glücklich machen?“, fragte Cyril schockiert. Er wollte aufstehen, doch Nikos drückte ihn sanft auf den Stuhl zurück.
„Sie wird mich sehr unglücklich machen“, erwiderte er. „Nur deshalb hat sie mir den Heiratsantrag gemacht. Aber ich werde sie noch unglücklicher machen. Zumindest werde ich mich nicht langweilen.“
Damit verließ Nikos das Restaurant und zog Angie mit sich.
4. KAPITEL
„Wie können Sie es wagen, mir im Restaurant so eine Szene zu machen?“, fragte Angie, als sie neben Nikos Kyriacou auf dem Rücksitz der Limousine saß, die vor dem Restaurant gewartet hatte. „Ihr schäbiges Verhalten Cyril gegenüber werde ich Ihnen nie verzeihen.“
Nikos beugte sich vor und erteilte dem Fahrer auf Griechisch einige Anweisungen. Dann ließ er sich in die schwarzen Lederpolster zurücksinken.
„Wenn Sie ihm wirklich etwas bedeuten würden, hätte er nicht zugelassen, dass ich Sie mitnehme.“ Er blickte sie herausfordernd an. „Sie haben sich gewünscht, er würde mir einen Denkzettel verpassen, nicht wahr?“
Offenbar konnte er ihre Gedanken lesen. „So etwas würde Cyril nie tun.“
„Nein, wahrscheinlich nicht. Regen Sie sich nicht auf. Jetzt sitzen Sie ja neben einem richtigen Mann.“
Ungläubig sah Angie ihn an. „Ihre Arroganz ist kaum noch zu überbieten. Ich weiß nicht, wie eine Frau Sie überhaupt ertragen kann.“
„Wenn Sie Männer wie Cyril bevorzugen, kann ich verstehen, dass Sie mit mir nicht zurechtkommen“, erwiderte Nikos spöttisch. „Aber in Wahrheit fühlen Sie sich körperlichzu mir hingezogen. Sie können nicht aufhören, mich mit Cyril zu vergleichen. Und das gefällt Ihnen nicht, denn Sie möchten glauben, Sie hätten keine sexuellen Bedürfnisse. Insgeheim sehnen Sie sich jedoch nach Sex.“
„Das stimmt doch gar nicht“, protestierte sie entsetzt.
„Doch. Wahrscheinlich ist es Ihnen nicht bewusst, weil Sie noch nie zuvor so empfunden haben.“
„Ich fühle mich nicht zu Ihnen hingezogen. Und ich sehne mich ganz bestimmt nicht nach Sex. Warum müssen Sie immer alles auf Sex reduzieren?“ Es war ihr peinlich, über derartige Dinge zu sprechen.
„Jeder hat das Bedürfnis nach Sex, sonst würde die Menschheit nicht überleben.“ Er betrachtete sie unter halb geschlossenen Lidern. „Die Menschen wollen sich fortpflanzen, das ist völlig normal.“
Hitze durchströmte sie, und sie ballte die Hände zu Fäusten. „Sie wollen ja nur Ihr ausschweifendes und verantwortungsloses Liebesleben rechtfertigen.“
„Mein aktives Liebesleben“, korrigierte er sie sanft.
Gegen ihren Willen wurde ihre Fantasie beflügelt. Sie stellte sich Nikos nackt in inniger Umarmung mit einer Frau vor. „Heißt das, Sie leisten nur Ihren Beitrag zum Erhalt der Menschheit?“, fragte sie ironisch, um sich abzulenken.
„Ich wollte damit sagen, dass leidenschaftlicher Sex zwischen zwei Menschen, die sich zueinander hingezogen fühlen, etwas völlig Normales ist.“
Leidenschaftlicher Sex?, wiederholte Angie insgeheim und fühlte sich immer unbehaglicher. „Okay, das ist Ihre ganz persönliche Meinung. Ich finde eine Beziehung auf seelisch-geistiger Ebene anregender und erstrebenswerter als eine rein körperliche.“
Nikos lächelte. „Unsere Vorlieben entstehen oft durch persönliche Erfahrungen. Sie interessieren sich mehr für Beziehungen auf seelisch-geistiger Ebene,
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