JULIA EXTRA BAND 0269
hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten.
Blindlings sprang sie auf. „Das war nicht nötig“, protestierte sie.
„Meinen Sie?“
„Ja.“ Rachel entfernte sich ein paar unsichere Schritte. Raffaelle beobachtete sie, wie sie an ihrem Drink nippte, ein wissendes Lächeln auf den Lippen.
„Uns verbindet etwas, cara .“
„Wie bei einem Kidnapper und seinem Opfer.“
„Und wer, glauben Sie, ist hier das Opfer?“
Einfach so, mit einer kleinen Frage, hatte er den Wahnsinn, der den ganzen Abend beherrscht hatte, entlarvt.
Wer von ihnen war wirklich das Opfer? Bestimmt nicht sie, musste sie sich eingestehen. Er hatte jedes Recht, wütend zu sein. Sie nicht.
Mit einem zitternden Seufzen übernahm Rachel die Verantwortung für ihr Handeln. Es hatte keinen Sinn zu behaupten, sie sei unschuldig, da sie es nicht war. Oder Raffaelle Villani zum Teufel zu wünschen, weil er ihre Pläne durchkreuzt und sie nicht hatte gehen lassen.
Und er hatte recht mit der Verbindung zwischen ihnen. Allein ihn dort lässig auf dem Sofa sitzen zu sehen, sandte ein heißes Kribbeln tief ins Innere ihres Körpers.
Also gut, befahl sie sich, bleiben wir beim Geschäftlichen. Vielleicht lässt sich das andere dann ja unterdrücken.
Mit diesem vernünftigen Vorsatz hob sie das Kinn, blickte ihn unverwandt an und sprang ins kalte Wasser. „Mein Name lautet, wie gesagt, Rachel Carmichael“, erinnerte sie ihn. „Elise ist meine Halbschwester. Wir haben verschiedene Väter, deshalb die unterschiedlichen Familiennamen.“
3. KAPITEL
Raffaelle bewegte sich nicht. Sein Blick verriet Rachel absolut nichts, sein Mund war eine schmale Linie.
„Elise ist seit fünf Jahren nicht mehr in der Modelszene – seit sie Leo Savakis geheiratet hat“, setzte sie an.
„Und ihm einen Sohn geschenkt hat“, warf Raffaelle ein.
Rachel konnte nur nicken. Sie wusste, in welch schlechtes Licht es ihre Halbschwester tauchte, dass sie trotz Mann und Kind eine Affäre mit Raffaelle begonnen hatte.
„Leo ist … ein wunderbarer Mann“, fuhr sie fort. „Er ist der Kopf der Reederei Savakis und zudem noch ein international anerkannter Anwalt, Experte für englisches, griechisches und amerikanisches Wirtschaftsrecht …“
„Ich weiß, wer Leo Savakis ist“, unterbrach Raffaelle sie kühl. „Ich kenne ihn.“
Natürlich kannte er Leo. Die meisten Menschen, die sich in den höheren Geschäftszirkeln bewegten, hatten von der bemerkenswerten Karriere ihres Schwagers gehört.
„Er ist ein sehr beschäftigter Mann“, nahm Rachel ihre Erklärung wieder auf.
„Sind wir das nicht alle?“
„Manchmal fühlt Elise sich … vernachlässigt.“
„Aha“, seufzte er.
„Und einsam. Wenn Leo geschäftlich im Ausland zu tun hat, möchte er, dass Elise in London bleibt oder auf seiner griechischen Insel. Er sagt, es ginge ihm um ihre Sicherheit“, erklärtesie. „Er hat sich mit seiner Arbeit Feinde gemacht und …“
„Empfindet natürlich das Bedürfnis, seine Frau und seinen Sohn zu beschützen.“
„Würden Sie das nicht tun?“, herrschte Rachel ihn an.
Er zog eine Augenbraue hoch. „Verteidigen Sie Mr. Savakis oder seine arme vernachlässigte Ehefrau?“
„Beide“, entgegnete Rachel. „Ich mag Leo …“
Aber ich möchte ihn nicht zum Ehemann, fügte sie innerlich hinzu. Er gab nie seine Emotionen preis und verfügte über Furcht einflößende Selbstkontrolle. Er vergötterte Elise, da war sie sich sicher. Es war nur so, dass …
„Die letzten zwölf Monate hat er fast ausschließlich in Chicago gelebt und ist nur sehr selten nach England gekommen.“
„Und deshalb fühlt sich die arme Elise einsam und vernachlässigt.“
„Wenn Sie nicht aufhören, gemeine Dinge über sie zu sagen, gehe ich!“
Er lehnte sich auf dem Sofa zurück und legte lässig die Beine übereinander. Rachel ließ ihren Blick an seinen Füßen beginnend nach oben bis zu seiner Hüfte gleiten, wo sich der edle schwarze Stoff seiner Hose ein wenig spannte und …
Hilfe, dachte sie, kann mich bitte jemand retten?
Raffaelle hob eine Hand und fuhr sich mit der Zunge gedankenverloren über seine Lippen. In seinen grün-grauen Augen erschien ein provokanter Ausdruck, der das erotische Feuer zwischen ihnen weiter anheizte.
Hastig brachte Rachel ein wenig Distanz zwischen sich und ihn, indem sie zum Panoramafenster hinüberging. London, die Themse, Westminster und die Tower Bridge zeichneten sich vertraut vor dem nächtlichen Himmel ab.
Sie wandte sich
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