JULIA EXTRA BAND 0273
ab und verschwand im Bad.
Nach neunzehn Minuten kam er wieder heraus. Sie hatte mit Blick auf die Uhr gewartet, ohne sagen zu können, ob die Zeit schnell oder langsam verstrichen war.
Die Zeremonie verlief rasch und nüchtern. Duardo und Kayla gaben sich das Ja-Wort, und wurden als Mann und Frau verbunden. Als Duardo ihr den ringsum mit Brillanten verzierten Ehering überstreifte, stockte Kayla der Atem. Diesen Ring hatte er ihr schon einmal an den Finger gesteckt.
Er hatte ihn also aufbewahrt. Warum nur?
Da beugte er sich schon über sie und küsste sie auf den Mund. Dabei sah er ihr tief in die Augen. Sie erwiderte seinen Blick offen und fragend und suchte nach einem Zeichen, was das Eheversprechen ihm bedeutete. Hoffte, dass ihn mehr mit ihr verband als körperliches Verlangen.
Wieder musste sie an die vergangene Nacht denken. Er ahnte es. Sie konnte es seinen Augen ablesen.
Hatte er sie aus männlicher Eitelkeit zurückhaben wollen? Oder wollte er sich an ihr rächen? Wahrscheinlich war es eine Mischung aus beidem.
Gemeinsam zündeten sie die Kerze an, unterschrieben die Heiratsurkunde und bedankten sich bei dem Standesbeamten.
Spence goss Champagner ein, Maria reichte Häppchen.
Der Standesbeamte verabschiedete sich bald. Und nachdem auch der Anwalt gegangen war, zogen sich Spence, Maria und Joseph zurück.
„Ich habe für sieben einen Tisch für uns reserviert“, sagte Duardo und nahm ihr das leere Glas ab.
Er wollte also wieder außerhalb mit ihr essen.
„Eine kleine Feier nur für uns zwei.“
Sie war nicht sicher, ob es etwas zu feiern gab. Aber irgendwie war die Aussicht, den Abend nicht mit ihm allein zu Hause verbringen zu müssen, gar nicht so schlecht.
Rasch holte sie ihre Handtasche von oben, den Lippenstift,ein Taschentuch und steckte einen Geldschein ein.
Ihre Mutter hatte sie davor gewarnt, ohne Geld aus dem Haus zu gehen, besonders, wenn sie sich mit einem Mann traf. Eine Frau sollte immer genug Geld für ein Taxi dabei haben, um allein nach Haus fahren zu können, hatte sie Kayla eingeschärft.
Duardo brachte sie in seinem Sportwagen wieder nach Double Bay. Diesmal hielt er vorm Ritz Charlton. In dem zum Hotel gehörenden Restaurant aßen die meisten Leute, um sich sehen zu lassen.
Wollte Duardo sie auf diese Weise der Öffentlichkeit vorstellen?
Der Tisch, an den der Ober sie führte, lag abseits der anderen. Duardo studierte die Weinkarte, sie beratschlagten, welches Menü sie bestellen wollten. Überhaupt benahmen sie sich wie zwei geschickte Tänzer auf spiegelglattem Parkett und versteckten sich hinter geschliffenen Umgangsformen.
Zu Duardo passt das eigentlich nicht, fand Kayla. Aber er machte ein Spiel daraus und schien Vergnügen daran zu finden, als der erfolgreiche Mann aufzutreten und akzeptiert zu werden, der er geworden war. Schon allein, um zu beweisen, dass man für Geld alles bekam.
Doch Kayla wusste, dass er im Grunde seines Herzens immer noch der einfache Junge aus New York geblieben war, der sich auf der Straße hatte durchschlagen müssen. Diesen Kern verbarg er hinter unangreifbar selbstbewusstem Auftreten.
Sie erkannte es an seinen wachsamen Augen, an seinen geschmeidigen Bewegungen, an der konzentrierten Gespanntheit seiner Muskeln.
Er war jederzeit auf alles gefasst. Auch seine Gefühle behielt er unter Kontrolle. Das wusste Kayla, seit sie ihm damals den Ehering zurückgegeben hatte. Zumindest äußerlich war er ruhig geblieben. Doch sie hatte gespürt, dass man sich vor ihm in Acht nehmen musste.
„Bin ich dir schon langweilig geworden?“, fragte er und sah sie spöttisch an.
„Darüber muss ich noch nachdenken.“
Sein amüsiertes leises Lachen ging ihr durch und durch.
„Offenbar steht dir nicht der Sinn nach Unterhaltung“, stellte er fest.
„Stimmt.“ Sie verspürte tatsächlich keine Lust, sich als seine glückliche Frau in Szene zu setzen. Auch kein Verlangen, sich in der Oberschicht wieder zu etablieren, nicht einmal als seine Frau. Die Vorstellung eine verlogene Rolle zu spielen, widerte sie an. Ihre Ehe war eine Farce und bestand nur auf dem Papier. Wie fast ihre gesamte Vergangenheit war sie auf Sand gebaut.
„Vielleicht könntest du dir wenigstens ein Lächeln abringen.“
„Wenn du mir sagst, wozu.“
„Weil ein neugieriger Zeitungsfotograf in der Nähe ist.“
Der hatte ihr gerade noch gefehlt. „Du möchtest, dass ich charmant tue?“
„Wäre sehr freundlich von dir“, gab er zu.
„Keine Sorge, in der
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