JULIA EXTRA BAND 0273
Öffentlichkeit werde ich mich benehmen, wie es sich für eine Mrs. Alvarez gehört.“
Als der Fotograf die Fotos schoss, gab sie sich alle Mühe, glücklich auszusehen. Leider entdeckte der Mann bald die gleichen Ringe an ihrer und Duardos Hand, gratulierte ihnen überschwänglich und machte sich Notizen. Am kommenden Morgen würde jeder über ihre Hochzeit in den Zeitungen lesen können.
„Na, das hast du ja gut eingefädelt“, sagte Kayla, als das Theater endlich vorüber war.
„Glaub mir, ich habe damit nichts zu tun“, versicherte Duardo. „Aber es passt ganz gut. Wir sind nämlich morgen Abend zu einem Wohltätigkeitsessen eingeladen. Dann wissen alle schon Bescheid, und wir müssen keine Erklärungen abgeben.“
Auf diese Weise in die so genannte bessere Gesellschaft zurückgestoßen zu werden, erschreckte Kayla. Sie hätte es lieber früher und nicht so beiläufig erfahren.
„Wer die Neugierigen rechtzeitig mit Informationen füttert, sorgt dafür, dass die Gerüchteküche gar nicht erst kocht. Gehst du nach dieser Methode vor?“, fragte sie bissig.
Duardo legte das Besteck beiseite. „So ist es für uns beide das Beste.“
Natürlich. Sie rang sich ein Lächeln ab, aber ihre Augen blieben ernst. „Das ist ja wunderbar.“
„Du wirst das schon meistern:“
Ja, das würde sie. Aber sie würde niemals vergessen, wie diesogenannte vornehme Gesellschaft sich ihrem Vater gegenüber verhalten hatte, als der Erfolg ihn verließ: Einladungen wurden verschoben, dann abgesagt. Und schließlich kamen gar keine mehr. Sogar alte Freunde der Familie hatten es irgendwann vermieden, mit Benjamin Enright-Smythe, seiner Tochter oder seinem Sohn in Verbindung gebracht zu werden. Seitdem wusste Kayla, dass es jedem nur um das eigene gesellschaftliche Überleben ging.
Sie nahm einen Schluck des köstlichen Chardonnays.
Zu so einem Wohltätigkeitsbankett kamen nur die Superreichen. Die Frauen verbrachten den ganzen Tag damit, sich zu pflegen und für den Abend zurechtzumachen, um sich gegenseitig auszustechen. Und vor allem ging es darum, wer das extravaganteste Abendkleid trug und die kostbarsten Juwelen.
„Ich fürchte, ich brauche etwas Passendes zum Anziehen.“
Duardo lachte auf. „Vielleicht findest du morgen noch etwas, was dir gefällt.“
„Vorzeigefrauen können teuer sein.“
„Wenn ich nur eine Vorzeigefrau gewollt hätte, wärst du jetzt nicht hier.“
Kayla rannen eiskalte Schauer den Rücken hinunter. Ohne Duardo hätten sie und Jacob die Stadt verlassen und beide eine neue Identität annehmen müssen, ohne sicher sein zu können, den Kredithaien zu entkommen. Die Alternative zu dieser Ehe ohne Liebe, wäre ein Leben in Angst gewesen.
Sie schob den Teller von sich. Der Appetit war ihr vergangen.
Kurz darauf verließen sie das Restaurant. Während der Heimfahrt, wanderten ihre Gedanken zurück zu ihrer ersten Hochzeit. Wie anders war die gewesen!
Allein auf ihrem Zimmer hatten sie sich selbstvergessen und ausgelassen gegenseitig mit Leckerbissen gefüttert, waren danach barfuß am Strand spazieren gegangen, bevor sie in ihre Hotelsuite zurückkehrten, um sich die ganze Nacht hindurch der Leidenschaft hinzugeben. Damals hatte sie Duardo alles geschenkt, ihren Körper, ihre Seele, ihre Liebe.
Doch allzu bald waren sie von der Wirklichkeit eingeholt worden, und Kayla hatte die falsche Entscheidung getroffen.
Hätte es denn eine richtige Entscheidung gegeben?
Nun war sie wieder mit dem Mann zusammen, an den sie ihrHerz verloren hatte. Aber alles war anders als damals. Er liebte sie nicht mehr, er wollte nur noch seine Genugtuung.
Und wie stand es um sie? War das nackte Überleben der einzige Grund gewesen, sich erneut mit ihm zu verbinden?
„Möchtest du Champagner oder Kaffee?“, fragte Duardo, als sie das Haus betraten.
Kayla blieb auf dem Weg zur Treppe nicht einmal stehen. „Danke, ich möchte nichts.“
Bei ihrer ersten Hochzeit hatte er sie über die Schwelle getragen, sie mit Erdbeeren und Schokolade gefüttert, sie langsam entkleidet, sie mit der körperlichen Liebe vertraut gemacht.
Als sie jetzt allein das Schlafzimmer betrat, schleuderte sie ihre Stilettos von sich, ließ ihr Kleid zu Boden gleiten und ging ins Badezimmer. Nach ein paar Minuten war sie bettfertig und zog das Nachhemd über.
Duardo war nicht nachgekommen. Traurig setzte Kayla sich in die Fernsehecke, zappte herum, bis sie auf eine interessante Sendung gestoßen war, und schaute zu. Immerhin war die
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